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Kinderbauernhof in KreuzbergHausbesetzer mit Herz

Der Kinderbauernhof am Mauerplatz wird 33. Das Projekt hat viele Kämpfe hinter sich - und noch einige vor sich, sagt Gründungsmitglied Heike Böziger.

Idylle von unten: der Kinderbauernhof am Mauerplatz. Bild: libertinus/flickr, Lizenz: by-sa
Interview von Hannah König

taz: Frau Böziger, Sie waren von der ersten Minute beim Kinderbauernhof mit dabei. Wie ist die Idee damals entstanden?

Heike Böziger: Unser Vorbild waren verschiedene Bauernhof-Projekte in Holland. Wir wollten Kindern ökologische Kreisläufe begreifbar machen. Viele Berliner Eltern können leider nicht mit ihren Kindern raus aufs Land fahren.

Den Platz für den Bauernhof haben Sie besetzt.

Ja. In Berlin gab es damals sehr viel zerstörte Stadt. Die Fläche am Mauerplatz war ein Trümmergrund. Wir haben dann Stück für Stück angefangen, die Müllkippe aufzuräumen und zu begrünen. Im März 1981 haben wir die Besetzung verkündet.

Sind Sie immer noch Besetzer?

Wir hatten 22 Jahre lang diesen Status. Jetzt haben wir einen Nutzungsvertrag mit dem Jugendamt, das die Grundstückssteuer und die Schneeräumung bezahlt. Die Miete erbringen wir durch Angebotsstunden. Die Zeit als Besetzer war sehr schwer. Wir galten lange als die Chaoten, die sich ein Grundstück unter den Nagel reißen. Bis heute müssen wir kämpfen. Wir werden zwar vom Jugendamt unterstützt, aber wir bekommen keine Förderung von der Stadt. Im Moment ist unser größtes Problem, dass wir keine Toiletten und keinen Gemeinschaftsraum haben. Der Bau wurde gestoppt.

Warum das?

Uns ist ein Verfahrensfehler unterlaufen, unser Fundament liegt tiefer als das des Nachbargebäudes. Damit der Baustopp aufgehoben wird, muss eine Nachbarschaftliche Vereinbarung zwischen dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg und der Eigentümergemeinschaft Bethaniendamm 61 geschlossen werden. Aber seit Monaten geht nichts voran.

Im Interview: 

Heike Bözinger kam zum Studium nach Berlin. 1981 gründete sie zusammen mit anderen den Kinderbauernhof auf einem Trümmergrundstück an der Mauer.

Was bedeutet das für den Hof?

Es geht um unsere Existenz. Mittlerweile ist die Frist abgelaufen, in der wir den Bau hätten abschließen sollen. Jetzt haben wir Angst, dass der Senat die Gelder zurückfordert, die wir für die bisherige Planung abgerufen haben. Selbst wenn der Baustopp aufgehoben wird, steht nicht fest, ob wir die für 2013 bewilligten Mittel auch dieses Jahr bekommen.

Welche Rolle spielt der Kinderbauernhof für den Kiez?

Wir sind ein offener Lernort und eine wichtige Begegnungsstätte. Heute ist in der Stadt ja alles verplant, es gibt kaum noch Freiräume. Auf dem Hof kann man sich einbringen und die eigene Umwelt mitgestalten.

Was hat sich seit der Gründung verändert?

Damals gab es eine enge Gemeinschaft zwischen Besetzern und Nachbarn. Das war ein ganz anderer Zusammenhalt als heute. Auch die Besucher haben sich verändert. Mittlerweile kommen viel mehr Kinder aus der Mittelschicht zu uns. Eigentlich haben wir das Projekt ja angefangen, um für Kinder da zu sein, deren Eltern sich keine anderen Freizeitangebote leisten können.

Merkt man daran auch, wie sehr sich der Kiez verändert hat?

Auf jeden Fall. Früher war der Waldekiez durch seine Mauerlage wie ein Dorf in der Stadt. Man hat sich gekannt. Unsere heutigen Besucher wissen oft nicht, dass wir eine Initiative von unten sind. Wir sind keine Dienstleister, sondern arbeiten überwiegend ehrenamtlich.

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