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Kinderamut in DeutschlandVon Anfang an zum Amt

Jedes siebte Kind in Deutschland ist auf Hartz IV angewiesen. Besonders betroffen sind Kinder von Alleinerziehenden – es fehlt an Betreuungsplätzen.

Den Kunden verpflichtet: kinderfreundliches Jobcenter. Bild: dpa

BERLIN/NÜRNBERG dpa | Trotz der vergleichsweise guten Lage am Arbeitsmarkt ist etwa jedes siebte Kind in Deutschland nach wie vor auf Hartz IV angewiesen. „15 Prozent aller Kinder unter 15 Jahren in Deutschland waren 2012 in der Grundsicherung für Arbeitsuchende gemeldet – insgesamt 1,62 Millionen. Davon lebte die Hälfte in einem Alleinerziehenden-Haushalt“, heißt es in einer Studie der Bundesagentur für Arbeit (BA). Die Quote hat sich seit 2011 nicht verändert. Darüber berichtete zuerst die Rheinische Post.

Kinder sind in der Grundsicherung, weil ihre langzeitarbeitslosen Eltern ebenfalls Hartz-IV-Leistungen erhalten. „Hohe Hilfequoten bei Kindern hängen also stark zusammen mit hohen Hilfe- und Arbeitslosenquoten bei Erwachsenen“, so die BA. Kinder von Alleinerziehenden waren 2012 zu 39,4 Prozent auf Hilfeleistungen angewiesen. Grund dafür ist häufig fehlende Kinderbetreuung, die alleinerziehenden Müttern die Annahme einer Beschäftigung erschwert, heißt es dazu bei der BA.

Eine Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums wies darauf hin, dass mit der deutlichen Reduzierung der Arbeitslosenzahl in den vergangenen Jahren auch die Zahl der Kinder in Hartz-IV zwischen 2006 und 2012 um 13,5 Prozent gesunken sei. Die Quote entwickelte sich aber nicht parallel nach unten. Zusammen mit der BA habe man ein „Spätstarter“-Programm zur Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen zwischen 25 und 35 Jahren gestartet. Dies soll deren Kindern ebenfalls aus der Abhängigkeit von staatlicher Unterstützung helfen.

Bundesweit an der Spitze liegt Berlin: Dort leben 34,3 Prozent aller Jugendlichen in Hartz-IV-Haushalten. In Bayern und Baden-Württemberg sind es weniger als 10 Prozent.

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3 Kommentare

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  • W
    wolfgang

    Die offizielle statistische Kinderarmutsrate in Berlin liegt bei 34 Prozent. -

     

    Dies ist ein schweres Regierungsverbrechen und Staatsverbrechen an den Familien und Kindern in 'unserer' Reichtumsgesellschaft! (Die Reichtumsgesellschaft der Finanz- und Monopolbourgeoisie - und deren gesellschaftspolitischen Administration in allen bürgerlichen Parteien!) -

     

    Stattdessen wirft man den Bankenvorständen und den Spekulanten - mit Billigung der bürgerlichen Parlamentsmehrheit - viele Hundert Milliarden TEuro in den Rachen!

  • R
    Reiner

    Die Administration der Bourgeoisie im bestehenden spätkapitalistischen und imperialistischen Gesellschaftssystem interessiert sich nur für die Menschenverwertung, deren Mehrwertschöpfung und Profitmaximierung. Alle Bereiche der Gesellschaft, insbesondere das Erziehungs- und Bildungssystem, ebenso wie die gesellschaftspolitische Administration in allen bürgerlichen Parteien wie im staatsmonopolistischen Lenkungs-, Überwachungs-, Beamten-Staats- und Gewaltapparat, sind ausschließlich hierfür - im Interesse der herrschenden Finanz- und Monopolbourgeoisie - ausgerichtet.

     

    Wann wird diese Profit- und Gewaltgesellschaft emanzipatorisch (= stets revolutionär!) überwunden und aufgehoben?

  • G
    Gast

    Fällt ihen etwas auf, Frau Schmollack ?

    Berlin mit einer sehr hohen Zahl U3-krippenbetreuter Kinder hat die höchste Kinder-Armutsrate.

    B-W und Bayer mit bisher einer eher bescheidenen Zahl an U3-Krippenkinder aber gleichzeitig den höchsten Prozentsatz Ü3-Kigakindern, den höchsten Standarts in den Kigas und der höchsten Frauenerwerbstätigkeit (weit höher als sonst wo im Bund) und gleichzeitig der niedrigsten Scheidungsrate/Rate der Alleinerziehenden - hat wen wunderts die kleinste Armutsrate.

    Ich möchte hier keine Kausalität herstellen, es wäre vermessen und unterkomplex.

    Aber ich hinterfrage die Kausalität die die BA erstellt.

    Bei der BA geht es nur noch darum Zuständigkeiten zu leugnen und in Blockwartmanier anderen die Verantwortung zuzuschieben. Eine Mutter die sich weigert ihr Kind nicht in eine Berliner-Kita zu stecken- hat wahrscheinlich gute Gründe es zu tun. Für den Blockwart aber gibt es keine Zumutung - er fühlt sich wie ein Sklavenhalter im Recht.