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Kinder fragen, die taz antwortetGibt es mehr Augen oder mehr Beine auf der Welt?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Max, 13 Jahre alt.

Ist klar im Vorteil: der Hundertfüßer Foto: Robert Rüf/PantherMedia/imago

Das ist gar nicht so einfach zu sagen. Zuerst denkst du sicher an Säugetiere: von Hund bis Elefant zwei Augen und vier Beine, das ist leicht. Doch wie ist es bei uns Menschen? Wir haben nur zwei Beine. In Wirklichkeit sind unsere Arme aber spezialisierte Vorderbeine. Als der Mensch den aufrechten Gang erlernt hat, brauchte er die nicht mehr und konnte andere praktische Sachen damit machen. Bei Vögeln sind die Vorderbeine zu Flügeln geworden.

Auch mit den Augen ist es nicht so einfach. Viele Reptilien, Amphibien und Fische haben ein drittes Auge oben im Schädel, das von Schuppen oder Haut überwachsen ist. Mit ihm können sie Helligkeitsunterschiede wahrnehmen – praktisch, wenn man nicht von Vögeln aus der Luft gefressen werden will.

Dann sind da noch die ganzen kleinen Tiere. Spinnentiere haben acht Beine, meist aber auch acht Augen, die können wir außen vor lassen. Quallen haben definitiv keine Beine, dafür an ihrem Mantelrand oft mehrere Augen. Krebstiere wiederum, zu denen all die Minikrebse wie Krill und Wasserflöhe gehören, haben meistens zehn Beine, aber nur zwei Augen. Auch bei Tausend- und Hundertfüßern gewinnen natürlich klar die Beine.

Bei den Insekten, also Käfern, Fliegen und Libellen, sind es sechs Beine und zwei Facettenaugen. Diese bestehen aus 3.000 bis 30.000 winzigen Einzelaugen. Also Riesenvorteil für die Augen? Doch jedes dieser Einzelaugen liefert nur einen kleinen Bildpunkt, erst zusammengesetzt ergeben sie ein Bild. Deswegen zählt ein Facettenauge nur als ein Auge.

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Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Jetzt müssen wir noch wissen, wie viele Tiere es von jeder Gruppe gibt. Das kann man nur grob schätzen. Die häufigsten Tiere der Welt sind Fadenwürmer. Die können wir weiter kriechen lassen, denn sie haben weder Beine noch Augen. Dann kommen Insekten, Spinnen- und Krebstiere, von denen es Hunderte Trillionen gibt. Eine Trillion ist eine Milliarde mal eine Milliarde. Amphibien, Reptilien, Vögel und Säuger zusammen liegen in der Größenordnung von 1.000 Milliarden Tieren. Von ihnen gibt es also nicht mal ein Tausendstel wie allein von Insekten. Auf einen von uns 8 Milliarden Menschen kommen schon über 1 Milliarde Ameisen.

Da hilft es nicht, dass es auch sehr viele beinlose Fische und Quallen gibt: Im Vergleich zu Insekten, Krebs- und Spinnentieren spielen die meisten anderen Tiere zahlenmäßig kaum eine Rolle. Weil Insekten und Krebstiere aber deutlich mehr Beine haben als Augen, gewinnen am Ende mit Abstand die Beine. Es ist eben ein großes Krabbeln da draußen!

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3 Kommentare

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  • Heiko Werning , des Artikels, Autor

    Danke für das Lob und die freundlichen Anmerkungen! Die Herausforderung ist natürlich immer, bei der vorgegebenen Zeichenzahl (erscheint ja auch im Print) einerseits möglichst korrekt, andererseits aber eben auch kindgerecht verständlich und dazu noch ein bisschen unterhaltsam zu antworten.

    Dass ich die Antwort auf Tiere beschränkt habe, hätte ich vielleicht anmerken sollen. Andererseits hätte man dann noch kurz die Dreiteilung Pflanzen/Tiere/Mikroorganismen erklären müssen, und dann wären da noch die Pilze ... wäre fast eine eigene Frage. Na ja, auf jeden Fall wäre dann wieder anderes rausgefallen. Aber grundsätzlich ist das natürlich richtig: Die Antwort gilt nur für Tiere.

    Das Parietalauge bei Reptil & Co. scheint mir als komplexes Organ dann aber doch nicht gleichzusetzen mit Lichtrezeptoren bei Mikroorganismen, auch wenn es funktional gleich ist. Aber funktional hätten wir dann natürlich beispielsweise auch all die Cilien, die die Aufgaben von Extremitäten, also Beinen, übernehmen, das führt dann schon sehr weit weg. Das Beispiel mit dem Parietalauge sollte ja eigentlich genau dazu dienen: plastisch zu erklären, dass es so leicht nicht ist, überhaupt zu definieren, was denn

  • Wenn man das dritte Auge der Reptilien schon mitzählt, dann ist die Antwort falsch. Cyanobakterien, von denen es noch einmal viele, viele Größenordnungen mehr gibt als Fadenwürmer, haben Lichtrezeptoren, die nach dem Funktionsprinzip des Linsenauges aufgebaut sind, aber keine Beine. Die Frage enthielt auch keine Einschränkung auf "Tiere".

  • Schöne Frage (und Antwort).



    Aber dient das dritte Auge der Reptilien wirklich der Feinderkennung? Dafür ist es doch viel zu schlecht in seinen optischen Eigenschaften. Gängiger ist, dass die Hell-Dunkelwahrnehmung mit den Tagesrhythmus in Verbindung steht.