Kinder fragen, die taz antwortet: Was macht Merkel nach der Wahl?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine davon. Diese Frage kommt von Elsa, 11 Jahre.
Es gibt wohl kaum einen stressigeren Job als Bundeskanzlerin. Angela Merkel verhandelt mit anderen Staatschefs, reist in Katastrophengebiete, redet im Bundestag. Sie muss ständig sehr wichtige Entscheidungen treffen und dafür über viele Dinge gut informiert sein. Da bleibt wenig Zeit für Schlaf.
Was aber macht Angela Merkel, wenn sie ab Herbst nicht mehr Kanzlerin ist und der ganze Stress auf einmal wegfällt? Diese Frage interessiert nicht nur Dich, Elsa, sondern sehr viele Menschen. Erst vergangene Woche wurde Merkel das von einer Journalistin gefragt und antwortete knapp: „Ich werde dann schon mit der Zeit was anfangen können.“
Was sie tun könnte? Zum Beispiel aufs Land fahren, in ihr Häuschen in Brandenburg. Sie könnte Pflaumenkuchen backen, den mag sie angeblich. Aber das allein wäre wohl etwas öde für eine wie Merkel. Sie könnte auch mit der Eisenbahn durch Russland reisen, davon hat sie mal gesprochen. Oder sie arbeitet für viel Geld für eine Firma, die Merkels Bekanntheit nutzt, um ein Produkt zu verkaufen. Das hat der Bundeskanzler vor ihr gemacht. Aber das wäre etwas komisch, findest Du nicht?
Mitte Juli war Merkel an einer Universität in den USA eingeladen. Dort sprach sie ein bisschen ausführlicher über die Zeit nach der Wahl. Wahrscheinlich werde sie am Anfang noch gewohnheitsmäßig überlegen, welche Bundeskanzlerin-Entscheidungen sie zu treffen habe, sagte Merkel. „Dann wird mir ganz schnell einfallen, dass das jetzt ein anderer macht, und ich glaube, das wird mir sehr gut gefallen.“ In den letzten 16 Jahren sei nicht viel Zeit gewesen, um darüber nachzudenken, was sie eigentlich interessiere. „Dann werde ich vielleicht was lesen, dann werden mir die Augen zufallen, weil ich müde bin, und dann werde ich ein bisschen schlafen. Und dann schauen wir mal, wo ich auftauche.“
Merkel verrät also nicht allzu viel, so wie sie auch sonst wenig aus ihrem Privatleben erzählt. Und wer weiß, vielleicht hat sie wirklich noch keine Pläne. Es gibt einen Satz des bekannten Schriftstellers Hermann Hesse, der wurde schon sehr oft gesagt – auch von Merkel selbst, sie mag ihn offenbar. Der Satz lautet: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Vielleicht hofft Merkel ja ein bisschen auch darauf.
Hast du auch eine Frage? Schreib an: kinderfragen@taz.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Rückzug von Marco Wanderwitz
Die Bedrohten
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül