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Keine Flugkritik an BordAirline BRA verbannt Zeitschrift

Die schwedische BRA entfernt eine Zeitschrift mit einem flugverkehrskritischen Artikel von Bord. Dabei arbeitet gerade sie an einem grünen Image.

Ökologisch fliegen – das gibt es nicht, auch wenn manche Linie etwas anderes behauptet Foto: dpa

Stockholm taz | „Flygskam“, die „Flugscham“, der SchwedInnen macht Fluggesellschaften zu schaffen. 2018 verlor der schwedische Inlandsflugverkehr 3,8 Prozent seiner Passagiere. In den ersten Monaten 2019 gab es ein weiteres Minus von rund 5 Prozent. Airlines, die vorwiegend innerschwedische Ziele bedienen, scheint das nervös zu machen.

So sehr, dass man offenbar keine Informationen zum Thema Fliegen und Klima an Bord haben will. Am Donnerstag ließ die Fluglinie BRA eine Zeitschrift aus ihren Maschinen entfernen. Die Begründung: Sie enthalte „flugverkehrskritische Artikel“. Der Verlag der Zeitschrift Chef hatte bei BRA für seine Publikation den Werbeplatz in den Taschen der Flugzeugsessel gebucht.

Doch diese Vereinbarung sollte nach Prüfung des Inhalts nicht mehr gelten. Die Fluggesellschaft begrüße den „konstruktiven Dialog“, sehe es aber nicht als ihre Aufgabe, „eine Publikation voll mit Anti-Flug-Argumenten an unsere fliegende Kundschaft zu verteilen“, begründet BRA diesen Schritt.

Die fragliche Chef-Ausgabe ist eine Spezialnummer zum Thema nachhaltiges Reisen für Führungspersonal. „Und dazu gehört natürlich auch, weniger zu fliegen“, sagt Chef-Chefredakteurin Cissi Elwin. Sie sei „schockiert“ über das Verhalten von BRA, „eine Zeitung zu stoppen und zum Schweigen zu bringen“. Ironischerweise ist gerade BRA, die auch zwischen Berlin-Tegel und Schweden verkehrt, sehr um ein ökologisches Image bemüht.

Ausgerechnet BRA gibt sich grünes Image

Die Airline wirbt damit, als weltweit einzige kommerzielle Fluggesellschaft Klimakompensation für den gesamten Klimagasausstoß ihrer Flugzeuge eingeführt zu haben. Außerdem bietet die Linie allen Fluggästen bei der Buchung die Möglichkeit an, gegen Aufpreis „fossilfreien Biotreibstoff“ zu wählen.

Diese Aussagen brachten BRA eine Nominierung zum diesjährigen „Greenwash“-Preis von „Friends of the Earth“ ein. Die Begründung: BRA lasse seine Kunden glauben, sie könnten zu 100 Prozent ohne negative Klimaauswirkung fliegen, obwohl „Biotreibstoff“ nur zu einem sehr geringen Anteil zum Einsatz komme und unter Umweltgesichtspunkten fragwürdig sei.

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4 Kommentare

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  • 9G
    90618 (Profil gelöscht)

    Von Berlin nach Stockholm geht's auch mit der Bahn. Abends in Berlin in den Nachtzug nach Malmö, dort umsteigen und am frühen Nachmittag in Stockholm ankommen. BRA ist überflüssig, das wußten schon die Feministinnen, die 1968 ihre BHs verbrannten!

  • Um die Erde vor dem Klimakollaps zu bewahren darf pro Kopf nur 2 to CO2 pro Jahr ausgepustet werden ( Emission Gesamtkonsum !!!!!!! )



    Ein einziger Hin und Rückflug innereuropäisch pustet schon mal 1-2 to in die Luft, Übersee kommen locker 4-8 to zusammen.



    Mit nur einem Fünkchen Verstand müßten zumindest alle Urlaubsspaßflieger sofort das Fliegen einstellen, würde Ihnen der Fortbestand einer bewohnbaren Erde am Herzen liegen.



    Fluggesellschaften würden in dieser Form zusammenbrechen.



    Da wird schon mal, wie hier berichtet, gern die Realität vertuscht.



    Doch die Mehrheit der Konsumenten will vom gigantischen CO2 - Problem beim Fliegen sowieso weiter nichts hören. Wer will schon persönlich der Klimakiller Nr. 1 sein in diesen dramatischen Zeiten. Also einfach Augen, Ohren und Mund zu und weiter düsen. Zur Freude der Flugindustrie.

    • 0G
      05653 (Profil gelöscht)
      @Traverso:

      Ich kann sie einfach nicht verstehen. Sollte CO2 den Anteil an einer globalen Erwärmung haben, wie in der Presse und Klimabewegung immer behauptet wird, wäre es sowieso zu spät. Dazu müssen sie sich nur die Daten des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre anschauen. Doch statt den finalen Untergang zu feiern, bemühen sie sich Jahr für Jahr und Jahrzehnt für Jahrzehnt Hoffnung zu rbreiten, dass der Klimawandel auf ein erträgliches Maß gebremst werden könnte, wenn wir jetzt handeln. Tatsächlich wäre dieses jetzt bereits 1990 zu spät gewesen. Insofern verstehe ich auch nicht die Forderungen den CO2-Austoß bis 2050 auf die Hälfte zu reduzieren, was nach ihrer eigenen Argumentation immer noch einen ganz massiven Anstieg in der Atmosphäre bedeutet. Macht es sie glücklich etwas weniger schnell beschleunigt zu sterben?

  • Und da sieht man eine empfindliche Achillesferse dieser umwelt- und menschenfeindlichen hypertrophierten Konsummaschine: sobald die Produktionszahlen sinken (oder vielleicht stagnieren) können diese unrealistisch niedrigen Preise nicht mehr gehalten werden, was die Nachfrage senken wird, womit die Produktionszahlen weiter sinken können...

    Das gilt für Flüge wie für Autos und für viele dieser Gadgets, an die wir uns gewöhnt haben.

    Positives (oder negatives) Feedback führt immer zu (anfänglich) exponentiellen Prozessen. Der ökologische Wandel kann schneller kommen, als wir uns träumen. Vielleicht schneller, als vielen von uns lieb ist. Und doch ist er notwendig.

    Aufgabe der Gesellschaft wäre es, die Auswirkung auf die Schwächeren abzufedern. Die wenigsten PolitikerInnen stellen sich (noch?) dieser Herausforderungen.

    Es wird Zeit!