Keine Einigung beim Moorschutz: Im Morast steckengeblieben
Kurz vor Ende der Legislaturperiode legt das Umweltministerium eine Strategie zum Moorschutz vor. Die Agrarministerin lehnt diese weiterhin ab.
Dabei ist die BMU-Moorstrategie durchaus vorsichtig, wenn es um die hoch umstrittene Frage geht, ob und wie Acker- und Weideflächen wieder vernässt werden sollen. Denn von den 1,8 Millionen Hektar Feuchtgebieten in Deutschland sind nur noch etwa 8 Prozent übrig – der Rest wurde in der Vergangenheit für Weiden, Äcker, Siedlungen oder Straßen trocken gelegt.
Weil die Moore aber so viel Kohlenstoff speichern wie der gesamte deutsche Wald, gasen aus diesen entwässerten Flächen nach Regierungsangaben jährlich etwa 53 Millionen Tonnen Treibhausgase aus – circa 7 Prozent aller deutschen Emissionen. Zum Vergleich: Die umstrittenen Inlandsflüge machen 2 Millionen Tonnen pro Jahr aus.
Daran soll die BMU-Strategie langfristig etwas ändern: Die Restmoore sollen gesichert werden, eine Strategie und Finanzierung mit den Bundesländern abgestimmt werden. Die „Umstellung auf naturnahe Bewirtschaftung“ bei Landwirten soll finanziell gefördert werden und Produkte aus der „Paludikultur“, der Bewirtschaftung der Sümpfe etwa durch Reet-Gewinnung, sollen einen größeren Markt finden. Insgesamt will die Strategie ab 2030 jedes Jahr 5 Millionen Tonnen Treibhausgase aus den Mooren vermeiden.
Umwelt- und MoorschützerInnen ist das viel zu wenig: Weil Moore für Artenschutz, Klima und Wasserhaushalt immens wichtig seien, stimme zwar die Richtung, hieß es vom BUND, aber „das Ambitionsniveau der Ziele und Maßnahmen ist viel zu gering, um Moore, Klima und Natur erfolgreich zu schützen.“
Das Greifswald Moor Centrum und die Succow-Stiftung, Spezialisten für den Moorschutz, begrüßten, die Strategie zeige, dass das Thema einen „hohen Stellenwert“ für das Umweltministerium habe. Aber durch die Reduktion von 5 Millionen Tonnen, nicht einmal 10 Prozent der Emissionen, sei es „mehr als fraglich, wie Deutschland so seine Klimaschutzziele erfüllen kann“, sagte Jan Peters von der Succow-Stiftung.
Klöckner spricht von Enteignung
Das Landwirtschaftsministerium hatte bereits Anfang August die Arbeit an der Moorstrategie für beendet erklärt, weil es den Fokus der Vernässung auf Natur- und nicht auf Agrarflächen legen wollte und das BMU nicht mit den Landwirten kooperiere. In einem Interview hatte Agrarministerin Julia Klöckner der SPD vorgeworfen, sie plane, „Landwirte durch die Hintertür um ihr Land zu bringen und zu enteignen“.
Dagegen verwahrte sich Flasbarth: Alle BMU-Pläne liefen darauf hinaus, die Bevölkerung mitzunehmen. „Es wird nicht enteignet“, sagte der Staatssekretär, „der Unsinn wird nicht besser, wenn man ihn wiederholt.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen