Kein Sprachrohr der Rechtsextremen: "Egal welcher Couleur"
Die kleine "Torgauer Zeitung" druckt eine NPD-Mitteilung im Wortlaut ab und wundert sich dann über das große Echo.
BERLIN taz Heute vor einer Woche brachte die Torgauer Zeitung (Slogan "… ist mein Zuhause") ihren LeserInnen Ungewohntes an den heimatlichen Herd: Länglich - und bis Montag im Internet zu lesen - druckte das nach der Wende 1989 neu gegründete Blatt eine Pressemittelung der NPD ab.
Gestern wurde das NPD-Pamphlet über "Selbstalimentierung etablierter Parteien" im Kreistag des neu gegründeten Kreises Ostsachsen dann auch aus dem Online-Angebot des Blattes gelöscht: "Wir wollen der Sache keine überproportionale Aufmerksamkeit verschaffen", sagt Chefredakteur Thomas Stöber. Zudem sei es falsch gewesen, keinen eigenen journalistischen Text zu bringen. Doch dass es grundsätzlich richtig sei, auch ausführlich über die NPD und ihre "Machenschaften" zu berichten, an dieser Einsicht hält Stöber fest. "Wir räumen allen demokratisch legitimierten Parteien Platz ein, egal welcher Couleur", so Stöber. Es sei "falsch, diese Leute zu ignorieren", allerdings werde man nun noch genauer überlegen, "wie wir in Zukunft damit umgehen". Versuche, den Rechten durch Ausschluss von Berichterstattung beizukommen, seien in jedem Fall kontraproduktiv: "Was dann passiert, kann man vielerorts in Sachsen sehen: Dann bekommen die sogar noch mehr Zulauf", meint Stöber.
Die Geschichte zeugt auch vom Dilemma kleiner lokaler Blätter, die einerseits mit wenig Personal auskommen müssen, anderseits aber direkt lokal mit den Aktionen der Rechten konfrontiert sind. Gerade mal 12.000 Exemplare verkauft die Torgauer Zeitung, die zu knapp einem Viertel zur größeren Leipziger Volkszeitung gehört, täglich. Und letzte Woche war der für Rechtsextremen zuständige Redakteur noch im Urlaub, und auch er selbst sei nicht da gewesen, sagt Chefredakteur Stöber: "Da war schon eine gewisse Portion Unerfahrenheit dabei."
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