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(K)ein Ökomarkt für Niendorf

■ Wie Geschäftsleute und Ortspolitiker Gewerbetreibende ins Umland verjagen – wenn es „nur“Ökohändler sind

„Das Ende einer Provinzposse mit bedauerlichem Ausgang“mußte Matthias Christen von der GAL Eimsbüttel mitansehen. Titel des Stückes: Ein Ökomarkt für Nien-dorf. Oder besser: Kein Ökomarkt für Niendorf. Denn die Hauptdarsteller, das Ehepaar Faika, haben mittlerweile ihre Pläne aufgegeben, einen alternativen Wochenmarkt in der Fußgängerzone Tibarg einzurichten. Statt dessen schlagen sie ihre Stände in Zukunft jeden Freitag im Speckgürtel-Städtchen Schenefeld auf. „Die sind froh, wenn wir kommen“, freut sich Anne Faika. In Niendorf mußte sie andere Erfahrungen machen.

Seit sieben Jahren organisieren Anne und Gerhard Faika Öko-Wochenmärkte in Hamburg, mittlerweile sind es deren zehn mit 33 Händlern. Ein elftes Angebot hatten sie in Niendorf geplant, jeweils freitags, zwischen den beiden konventionellen Märkten am Donnerstag und Sonnabend. Im März stellten sie einen entsprechenden Antrag. Und brachten damit die Arbeitsgemeinschaft Tibarg, den Zusammenschluß der Geschäftsleute innerhalb der Fußgängerzone, sowie die konventionellen Marktbeschicker gegen sich auf.

Die Arbeitsgemeinschaft sei von den Plänen „nicht begeistert“, ließen die ansässigen Geschäftsleute den zuständigen Ortsausschuß Lokstedt wissen. Sie sähen darin „eine Konkurrenz“und zudem „die Gefahr, daß die Fußgängerzone Stück für Stück mit Ständen zugestellt werde“. Auch der Landesverband des Ambulanten Gewerbes und der Schausteller Hamburg e.V. schaltete sich ein: „Ein zusätzlicher Öko-Markt am Freitag auf dem Tibarg ist für den Wochenmarkt nicht verkraftbar und daher abzulehnen.“

SPD und CDU im Ortsausschuß zeigten sich einsichtig. Ihr Alternativvorschlag: Die alternativen Händler könnten ja dienstags in die Fußgängerzone. Im Gegensatz zu den beiden anderen Märkten müßten sie dann aber eine Durchfahrt freihalten, wegen der Durchfahrtsrechte zweier Geschäfte. Und dann wäre da noch die Gebühr für die Nutzung des öffentlichen Raumes – nach Angaben der GAL erheblich über sonst üblichen Preisen. „Darüber hätte man sicher verhandeln können“, beschwichtigt Faika.

Aber angesichts des vorgeschlagenen Wochentages erübrigte sich jede Diskussion. „Wir haben nicht genügend Händler für dienstags. Das wissen alle ganz genau.“Für die, die es noch nicht wußten, sagte es Anne Faika noch einmal im Ortsausschuß. CDU und SPD lauschten – und beharrten auf dem Dienstag. „Das war eine elegante Absage“, meint Anne Faika. „Ein bißchen schade“findet sie es, daß es in Niendorf nichts wurde. „Die Geschäftsleute hatten einfach Angst vor der Konkurrenz. Dabei sprechen wir ganz andere Käuferschichten an.“

Verbittert ist sie deshalb nicht. „Die Sache ist abgeschlossen. Ich blicke lieber nach vorne.“Zum Beispiel in Richtung Stadtzentrum Schenefeld, einem Einkaufszentrum mit 120 Geschäften. „Der Center-Manager war schlicht begeistert von der Idee.“Jetzt gibt es dort den elften Öko-Markt in und um Hamburg. Ab dem 19. September. Einem Freitag. Achim Fischer

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