Kaum Medaillen für Deutschland: Warten auf die Kanuten

Deutschlands Medaillenzähler Michael Vesper hat nicht viel zu zählen. Auch nicht bei Schwimmer Marco Koch. Bronze gab es dagegen für eine Judoka.

Startsprung von Marco Koch

Optisch nicht ganz austrainiert: Marco Koch Foto: dpa

RIO DE JANEIRO taz | Michael Vesper, Deutschlands oberster Medaillenzähler, stand gestern in der Carioca-Arena im Olympiazentrum und musste erklären, was mit den deutschen Athletinnen und Athleten eigentlich los ist. 44 Medaillen wollte das Team in Rio de Janeiro insgesamt gewinnen, aber sie sind noch weit davon entfernt. Sehr weit. Wenigstens konnte Vesper in der Judo-Halle die Plakette Nummer vier verbuchen.

Die Judoka Laura Vargas Koch hatte die Bronze-Medaille in der Klasse bis 70 Kilogramm gewonnen. Vesper, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), ist derzeit so angeschlagen wie mancher Sportler. Er ist erkältet und krächzt mehr als dass er spricht. Wahrscheinlich ist er ein Opfer der antarktischen Klimaanlagen in Rio geworden. Aber auch wenn der Oberfunktionär derzeit Schal trägt, die Medaillenzählerei („Es ist ja erst ein Viertel der Wettbewerbe vorbei“) bleibt sein liebstes Hobby.

Deswegen baute Vesper auch stark auf den Darmstädter Brustschwimmer Marco Koch, der über 200 Meter eine Medaille gewinnen sollte. Der Deutsche Schwimm-Verband hat ja nicht so viele medaillenträchtige Schnellschwimmer, eigentlich nur Paul Biedermann und eben Koch, der im Vorjahr im russischen Kasan Weltmeister geworden ist.

Aber es wurde dann diese Nacht nichts mit einer Medaille im olympischen Pool. Koch wurde, wie schon im Halbfinale, nur Siebter. Es siegte der Kasache Dimitri Balladin (2:07,46) vor dem US-Amerikaner Josh Prenot (2:07,53) und dem Russen Anton Tschupkow (2:07,70).

Vorher gelächelt, nachher getrauert

Koch fehlten 30 Hundertstel auf Bronze; seine WM-Zeit von Kasan hätte im Übrigen auch nur zu Platz vier gereicht. Vor dem Start hatte Koch noch verschmitzt gelächelt, hinterher stand er da wie ein Trauerkloß. Die passende Figur hat er eh.

So richtig austrainiert sieht der Hesse irgendwie nicht aus. Über seine Badeshort quillt ein gar nicht mal so kleiner Fettwulst, was doch recht bemerkenswert ist für einen Medaillenaspiranten, der seine Ernährung umgestellt hat, weil er das letzte Quäntchen aus sich herausholen wollte. „Das war leider nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe“, sagte der 26-Jährige nach dem Rennen, „ich ärgere mich einfach, dass ich hier nicht mein Bestes zeigen konnte.“ Er war in diesem Jahr schon dreimal schneller unterwegs.

So bleibt es bei der bekannten Erzählung am olympischen Pool: Wenn es darauf ankommt, bringen die Deutschen meist keine Topleistungen. Sie könnten wie in London ohne Medaille bleiben. Aber das Problem haben derzeit nicht nur Marco Koch und der DSV. Das gesamte deutsche Team ist weit davon entfernt, einen Lauf zu haben. Vielleicht hat das DOSB-Funktionär Michael Vesper krank gemacht. Wird Zeit, dass die Kanuten anfangen zu paddeln.

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