piwik no script img

Katar und seine Opfer (16)Som Bahadur Shrestha wollte zurück

Für die Schulbildung seiner Kinder arbeitete der Wachmann ohne freien Tag. Als er starb, bekam die Familie nichts.

Kurz vor der Rückreise starb der nepalesische Arbeiter, offenbar im Schlaf Foto: taz-Illustration

Som Bahadur Shrestha wollte einfach keine Pause machen. Der Nepalese war schließlich nach Katar gegangen, um seine Familie zu versorgen. Er musste einen Kredit abbezahlen, damit sein ältestes Kind ins Ausland gehen konnte und die jüngste Tochter studieren konnte. Also arbeitete Som Bahadur Shrestha in Katar als Wachmann vier Jahre lang, ohne einen Tag freizunehmen. Er konnte sich keine Ruhe gönnen, denn die Familie hing von seinem Einkommen ab. Auf dem Dorf in Nepal gab es keine Arbeit.

„Er ist gegangen, damit wir eine Zukunft haben“, sagt seine Tochter Sangita Shrestha. Als der Vater schließlich Urlaub nehmen wollte, kam die Pandemie und er saß in Katar fest. Er erkrankte an Covid und erholte sich wieder. Endlich plante er seine erste Heimreise nach Nepal. Som Bahadur Shrestha kaufte Geschenke für seine Angehörigen; eine Uhr für seine Frau, Schuhe für den Sohn. Vor allem freute er sich, seinen jüngsten Sohn zu sehen, den er nie kennengelernt hatte.

Doch kurz vor der Rückreise starb der nepalesische Arbeiter, offenbar im Schlaf. Seine Leiche kam ohne die Geschenke in der Heimat an. Seine Familie erfuhr auch, dass er sein Arbeitsvisum nicht verlängert hatte – womöglich hatte er nicht gewusst, dass er das auch online erledigen konnte. Daher bekamen sie weder eine reguläre Entschädigung noch seine Überstunden und das letzte Gehalt ausgezahlt. Nur 820 Dollar habe die Familie vom Arbeitgeber bekommen. „Sie haben ihn betrogen“, sagt die Tochter. Die Angehörigen versuchten, mit der Firma in Kontakt zu treten, aber gaben schließlich auf. Auch von der nepalesischen Regierung haben sie keine Entschädigung erhalten.

Quelle: Cards of Qatar, eine Recherche der journalistischen Plattform blankspot.se.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!