Kartoffeln an der Straße

■ Immer mehr Bauernhöfe wollen ihre Produkte direkt an die VerbraucherInnen bringen

Welcher Verbraucher träumt nicht von aromatischen Tomaten, knackigen Möhren oder Eiern glücklicher Hühner, die man noch beim Namen kennt? Wer jedoch nicht gleich aufs Land ziehen möchte, kauft seine Lebensmittel direkt beim Bauern ein.

Von den in Niedersachsen ansässigen 80.000 landwirtschaftlichen Betrieben setzen jedoch erst 2.000 ihre Produkte und Dienstleistungen direkt an den Endverbraucher ab. Die Tendenz ist steigend: „Der Schritt zum Direktvertrieb ist für viele LandwirtInnen eine Überlebensfrage“, so Elisabeth Wietgrefe von der Landwirtschaftskammer Hannover. Mit dem Direktvertrieb könnten Erzeuger einen größeren Gewinn erzielen. „Der Zwischenhandel fällt weg“, sagt Wietgrefe.

„Mit dem Kartoffelsack am Straßenrand fängt es an“, sagt Arnd Eyting, Landwirt aus dem Ammerland, zum Einstig in den Direktvertrieb. Sein „Eytjehof“in Gristede ist 70 Hektar groß und befindet sich seit dem 15. Jahrhundert in Familienbesitz. Mit Hühnern, Rindern und über 60 Obst- sowie Gemüse-sorten erwirtschaften Familie Eyting und fünf Angestellte etwa 300.000 Mark Umsatz pro Jahr. Die Hälfte seiner Produkte liefert Eyting an die Gastronomie. „Direktvertrieb ist in der Landwirtschaft eigentlich nichts neues“, so Eyting.

Doch dem Endkunden aus der Stadt sind die Anfahrtstrecken auf die Bauernhöfe oft zu weit. Aus diesem Grund bieten viele Landwirte in Oldenburg oder Bremen ihre Produkte auf Bauernmärkten an. Damit unter dem Deckmantel folkloristischer Atmosphäre nicht anonyme Handelsware angeboten wird, muß jeder Anbieter Mitglied in dem jeweiligen Bauernmarktverein sein und dessen Satzung erfüllen. So dürfen nur begrenzt Waren zugekauft werden – und auch nur von anderen ErzeugerInnen. „Das führt dazu, daß wir keine Orangen oder Mandarinen anbieten – an Weihnachten ist das ein Problem“, so Herbert Meibohm vom Bremer Bauernmarktverein.

Der Einzelhandel sieht die Bestrebungen der Bauern, ihre Produkte direkt abzusetzten, gelassen. „Ich frage mich aber, ob es für die Verbraucher wirklich gut ist, die Grenzen zwischen Erzeugung und Verkauf zu verwischen“, so Wolfgang Brakhane vom Einzelhandelsverband Nordsee. gef