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Karl-Theodors Dissertation20.000 Euro und gutt

Die Staatsanwaltschaft Hof stellt das Verfahren gegen Ex-Minister zu Guttenberg ein – es bleibt eine Geldstrafe. Der Schaden durch Urheberrechtsverletzung sei "marginal".

Karl-Theodor zu G.: ehemaliger Minister und Doktortitelträger. Bild: dapd

BERLIN taz | Das Strafverfahren gegen Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ist gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft Hof am Mittwoch mit. Zu Guttenberg hatte zuvor 20.000 Euro an die Kinderkrebshilfe überwiesen.

Im Februar war bekannt geworden, dass zu Guttenberg in seiner Dissertation großflächig bei anderen Autoren und Quellen abgeschrieben hatte, ohne dies als Zitat zu kennzeichnen. Anfang März trat er deshalb als Verteidigungsminister zurück und legte sein Bundestagsmandat nieder.

Seit März ermittelte auch die für Wirtschaftsdelikte zuständige Staatsanwaltschaft in Hof gegen zu Guttenberg. Ein Strafverfahren musste eingeleitet werden, weil eine betroffene Autorin (die Journalistin Sonja Volkmann-Schluck), einen Strafantrag stellte. Daneben stellten weitere 198 nicht betroffene Bürger Strafanzeigen, auf die es aber nicht ankam.

Die Prüfung der Staatsanwälte ergab, dass zu Guttenberg an zumindest 23 Stellen in strafbarer Weise gegen das Urheberrechtsgesetz verstoßen hat. Er habe dabei "persönliche geistige Schöpfungen" von anderen Autoren ohne Kennzeichnung übernommen. Die ungekennzeichnete Übernahme von wissenschaftlichen Sachinformationen ist strafrechtlich nicht relevant.

Die Staatsanwaltschaft wertete zu Gunsten des Politikers, dass der wirtschaftliche Schaden der plagiierten Autoren "nur marginal" war. Auch habe zu Guttenberg selbst keine wirtschaftlichen Vorteile aus seiner Doktorarbeit gezogen. Mit Zustimmung des Amtsgerichts Hof verzichtete die Staatsanwaltschaft deshalb auf Erhebung der Anklage und stellte das Verfahren nach Paragraf 153a der Strafprozessordnung gegen Geldauflage ein. Zu Guttenberg war damit einverstanden.

Die Einstellung gegen Geldauflage ist ein durchaus gängiges Verfahren. Voraussetzung ist lediglich, dass die Geldzahlung das öffentliche Interesse an der Strafverfolgung beseitigt und der Einstellung "die Schwere der Schuld nicht entgegensteht". Damit ist weder die Unschuld festgestellt noch eine "geringe Schuld" zu Guttenbergs.

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27 Kommentare

 / 
  • MU
    Manfred Unterberg

    Ich mag den Theo gerne. So ist das alles nich so langweilich. Und gut aussehen tut er auch nä?

    Gutti for president.

  • V
    viccy

    Bitte nicht noch mehr Show-Politiker in Reihe 1. Er nie irgendwas in seinem Leben ordentlich auf die Reihe bekommen, was soll so eine Luftnummer in der Spitze der politischen Führung. Guttenberg, nein danke.

  • H
    Holterdiepolter

    Wenn ein Arbeitnehmer eine leere Pfandflasche mit nimmt und "erwischt" wird, verliert er seinen Job. Wenn eine Arbeitnehmerin ihrem Chef eine Frikadelle stibitzt, die so wie so im Müll gelandet wäre = Arbeitsplatz weg.

    Wenn ein "adliger" Minister eine Doktorarbeit fälscht, kann er öffentlich lügen und betrügen und zahlt mal eben 20.000 aus der Portokasse.

     

    Natürlich sind viele Leute auf seiner Seite, sie kopieren auf Teufel komm raus, klauen Musik aus dem Netz, betrügen die Versicherung mit Autobagatellschäden, sog. geklauten Fahrrädern, versenkten und angezündeten Autos, betrügen das Finanzamt und machen mit Schwarzarbeit den einen oder anderen Euro nebenbei.

     

    Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. "Wir" machen dasselbe wie er, warum sollen wir ihn abstrafen?

     

    Wir sollten ihn abstrafen, denn wie soll das weiter gehen mit unseren kleinen Betrügereien? Kinder lernen: Sie sollen nicht lügen, aber die Erwachsenen sprechen eine andere Sprache.

     

    Die Ehrlichkeit, die wir von unseren Politikern einfordern, sollten wir erstmal selber praktizieren.

     

    Ich fang gleich damit an.

  • KK
    Karl K

    Die Nagelprobe wäre neben den 20.000 eine Auflage in Gestalt einer

    öffentlichen Entschuldigung z.B. In Der Zeit und der NZZ bei seinem

    Doktorvater gewesen!

     

    Wie sein Gefasel mit Märchenonkel di Lorenzo hätte

    die ja nicht ausfallen können!

     

    " kein Betrug"? - a geh! So weit bekannt,

    hat Herr Googlezwerg keinen "Jagdschein"!

  • D
    D.Roeser

    zu Guttenberg wurde in aller Öffentlichkeit zu Recht mit Schimpf und Schande (Bundestag, Bayreuther Uni)überzogen.Es zeugt von pathologischer Charakterlosigkeit und maßloser Selbstüberschätzung sich nach so kurzer Zeit wiederum in diese zurückzumelden und seine alten Lügengeschichten betreffs seiner Dissertation zu wiederholen.Auf solch einen Nichtsnutz kann Deutschland und sogar >Bayern gut verzichten.

  • B0
    Bürger 08/15

    Gutte Freunde muss man eben haben, dann klappts auch mit der Rückkehr...

     

    Bei normalsterblichen Nichtparteimitgliedern und Nichtblaublütern wird schonmal die Kündigung ausgesprochen und mit so einem dunklen Fleck würde man kaum noch Fuß fassen. Wer stellt schon einen überführten Betrüger ein...

     

    Bei der CSU scheint das anders zu sein, da hat man eben Freunde, die hinter einem stehen.

    Möchte echt mal wissen was das Geschlecht derer von und zu Guttenberg mit Angestellten macht, die sich erlauben von der Tafel des Herren zu naschen und den Knicks bei Hofe verweigern, weil der Adel abgeschafft wurde.

     

    MfG

  • D
    Dickerhals

    Ich wage mal eine Prognose:

    Dieser Pfeifenkopp wird in den USA erst einmal so richtig auf Linie gebracht und danach an uns zurückgeschickt.

     

    Hier wird er wahrscheinlich einer der nächsten Bundeskanzler werden und schon haben die USA wieder einen willigen Vasallen, welcher ihre Interessen in Deutschland und Europa vetritt.

     

    Das wäre dann mal ein echter Staatstrojaner.

  • IN
    Ihr Name: remo

    Abstrus, pfui. Bei geschätzten 300 Millionen Vermőgen ist es kein Wunder, das er soviel Freunde hat.

  • E
    EnzoAduro

    Der Schaden durch die Urheberrechtsverletzung war ja auch minimal (für die Urheber). Und nur darum ging es hier. Es ging nicht um den Schaden für die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft. Dafür war ja das verfahren der Uni.

     

    Man sollte also nicht alles in einen Topf werfen.

  • MB
    Max Bauer

    Eine Schande für den Rechtsstaat. 20.000,- kostet es also, sich Freizukaufen. Naja, zumindest gut zu wissen... Ich befürchte aber, dass es für mich teurer wird...

  • P
    ppommi

    Es ist immer das gleiche die kleinen sperrt man ein

    die großen läßt man laufen wann ist endlich Schluß damit.Der Bürger sollte sich überlegen die heutigen

    Parteien überhaupt noch zuwählen, wählen sie die Protestparteien und machen sie Dampf bei den Bundestagsabgeordneten das Schluß ist mit lustig vielleicht überdenken sie irgendwann einmal das sie ihre Politik ändern müssen wenn sie Ihren bequemen gut bezahlten Job in der Politk los sind.

  • CW
    C. Weber

    Weshalb räumen sie Herrn zu Guttenberg ein solch großes und breites Forum ein?

  • S
    Suzi

    Hier liegen sehr wohl Straftaten vor. Sogar vom Gericht anerkannt an mindestens 26 Stellen. Hier mus eine kriminelle Handlung auch abgeurteilt werden. Das hier kein wirtschaftlicher Schaden endstanden sei und es damit gut ist, ist eine verhöhnung der Bürger und unseres Rechtssytems. Heist das, dass wenn mann keinen direkten wirtschaftlichen Schaden bei z. B. Großunternehmen angerichtet hat, kann man ruhig Straftaten begehen ohne dafür bestraft zu werden. Dann sind unsere Gesetze und unsere demokratische Rechtsordnung passe´. Nun können alle mit titeln und Doktorarbeiten usw. hausen wie sie wollen. Eine kleine Geldspende, wenn man mal auffliegt wird dann gleich einkalkuliert. Aber so urteilen halt unsere Richter heute, wenn es ein reicher und Mächtiger tut. Unser Rechtssystem und die Justiz ist total korrupt und verkommen. Genauso wie in Italien mit Belusconi. Uns kleine Bürger kriegen sie schon mächtig dran bei Kleinigkeiten. Wenn z. b. jemand dabei erwischt wird 120 in einer 70er Zone gefahren zu sein, gibts sehr wohl STrafen obwohl da auch kein wirtschaftlicher Schaden entstanden ist (Ohne Unfall). Mit dem Begriff Wirtschaft wird nur noch die Großen bezeichnet. Global Player und Milliardäre. Alle anderen sind damit nicht mehr gemeint.

  • P
    petra

    Tomate trifft den Nagel auf den Kopf:...Na ja, wäre auch unpassend, ihn härter zu bestrafen, als man es mit einem x-beliebigen nicht-prominenten Promotionsbetrüger machen würde...

    Bei uns in der Firma war mal so ein Fall, da musste der betreffende sein Türschild auswechseln, viel Schadenfreude der Belegschaft ertragen, das wars.

    Gutenberg wurde medial durch den Kakao gezogen, wurde sein Job und Amt los. Reicht das nicht?

    Diese komplex- und angstbeladenen Kommentare sind doch peinlich.

  • S
    Sokrates

    Warum muss sich ein teuer bezahlter Staatsanwalt damit befassen. Ein einfacher Schiedsmann hätte diesen Kuhhandel auch tätigen können.

    Unser Rechtsstaat muss aufpassen, dass ihm das Volk nicht abhanden kommt: die Prüfungen sind kaaum mehr verstehbar!

  • D
    deviant

    In den Simpson brachte es ein Ankläger mal treffend auf den Punkt: "Wir sind hier in Amerika - wir sperren keine Prominenten ein."

    In Deutschland sieht es halt ähnlich aus: Wer Geld hat, kann sich freikaufen, der Rest wird weggesperrt.

    Demokratisch mag das nicht sein - aber was ist schon demokratisch am Kapitalismus?

  • C
    Copieur

    Nicht einmal eine Internetsperre...

  • G
    geronimo

    Also, als "Auswanderer", der es natürlich nicht für nötig hält in Reservaten um Aufenthaltserlaubnis zu bitten und der gerne wieder kandidieren will, empfiehlt es sich a là Tea-Party ins Hafenbecken zu springen und nach Europa zurückzuschwimmen.

  • T
    Tomate

    Na ja, wäre auch unpassend, ihn härter zu bestrafen, als man es mit einem x-beliebigen nicht-prominenten Promotionsbetrüger machen würde.

     

    Worauf alle Guttenberg-"Freunde" ihr Augenmerk jetzt eher richten sollten, ist seine offensichtliche Absicht, ein Comeback in die deutsche Politik vorzubereiten. Dazu zählt wohl auch die Komplett-Überarbeitung seines Äußeren, um die alte Produktmarke >Gel-Kopf mit Intellektuellen-Brille< vergessen zu machen, die mittlerweile zu eng mit der Assoziation "akademischer Betrüger" verknüpft ist. Oder auch die Veröffentlichung seines Buches, in dem sich der Mann christlich-demütig geriert und es dann auch noch wagt, mit kulturkritisch-präsidialem Gestus als politische und moralische Autorität aufzutreten.

     

    Deutlicher kann es der Mann doch gar nicht machen, dass er so bald wie möglich ins politische Leben Deutschlands zurückkehren will. Auch ist die CSU (und die Union als Ganzes) händeringend auf der Suche nach einem repräsentativen Post-Mutti-Kanzlerkandidaten. Und die BILD-Zeitung hat ihr Projekt eines BILD-Kanzlers Guttenberg ganz sicher nicht auf Dauer eingemottet. Beste Voraussetzungen für solch einen Politiker nach einer kurzen Karenzzeit im Exil ...

     

    Hier noch ein Gedanke: welche Meriten hat sich der Mann denn überhaupt jemals erworben? Nicht nur, dass er sich seinen akademischen Titel lediglich erschwindelt hat - auch seinen glänzenden Adelstitel hat er sich nicht selbst verdient, sondern ihn sich nur von seinem Vater zuschanzen lassen. Aber das ist ja eh der ewige Fehler der deutschen Linken, dass sie sich permanent mit solchen Warum-Fragen aufhalten und immer erst mal davon ausgehen, dass dies und das sicher nicht passieren werde, denn der Wähler könne ja nicht so blöd sein usw. Ich rechne jedenfalls ernsthaft damit, dass wir uns nach dem nächsten Regierungswechsel hin zu Rot-Grün auf einen Unions-Kanzlerkandidaten Guttenberg einstellen müssen.

     

    Gutti, unser übernächster Kanzler: geschähe dann auch all jenen Deutschen Recht, die sich jahrelang selbstgerecht über Italiens Berlusconi mokiert und amüsiert haben.

  • PB
    Pater Brown

    Und wenn jetzt einer mit einer Spielzeugpistole eine Bank überfällt, vom Angestellten in die Flucht geschlagen wird und ohne Geld abhaut (weil er muss und nicht weil er will!), dann ist doch auch kein wirtschaftlicher oder sonstiger Schaden entstanden. Kriegt der dann auch nur eine Geldbuße und darf ohne Brille und Pomade im Haar weitermachen? Auf die Amigos in der Rechtssprechung hat man sich - nicht nur in Bayern - ja schon immer verlassen können! Wenn der mal Kanzler wird, wander' ich aus!

  • I
    ion

    Zum Ko.... !

    Urheberrechtsverletzungen kleiner Leute werden bis ins Kleinste verfolgt und mit zuweilen in deren Höhe nicht nachvollziehbaren Strafen geahndet;

    Aber die Edel-Gel-'Elite' wird von deutschen Juristen wie zu alten Zeiten verschont, darf sich freikaufen und erhält keine Vorstrafe.

    Zum Ko.... !

  • W
    wolfgm

    Einfach nur Widerlich und so-was nennt sich Juristen und Gerechtigkeit gegen Jedermann.

    mfG wolfgm

  • T
    tommy

    Na ja, dann kann er ja immer noch Bundeskanzler werden.

  • F
    Filesharer

    Das jemand wegen Abschreiben einer Doktorarbeit überhaupt vom Staatsanwalt behelligt wird und das in der taz mit "Guttenberg kommt davon" betittelt wird zeigt doch wie hinterhältig und unverhältnismäsig Teile unserer Gesellschaft sind.

     

    Musik downloaden & File Sharen wie blöd und sich gleichzeitig über sowas aufregen... wie dumm gehts noch?

     

    (ein Filesharer)

  • KF
    Öko Fritzq

    Gut geschmiert...

     

    Ohne Urteil bleibt das Mäntelchen von Superstar "Gutenberg" fein sauber. In ein paar Jahren weiß der gemeine Bürger nichts mehr und von und zu Gutenberg steigt wie Phoenix aus der Asche um Deutschland zu retten, wenn wir von genug von Merkel haben!

     

    Mein Vorschlag: Gutenberg ist erstklassiger Showman, also soll er doch der Nachfolger von Gottschalk werden bei "Wetten dass..." Schmunzel!

  • AV
    Arne Voigts

    Traurig, wie unkritisch hier eine Tatsachenauslegung von unserem heißgeliebten Politstar übernommen wird: Man (messianische Blaublüter eingeschlossen) seinen Doktortitel nicht zurückgeben!! Dies ist nur eine weitere rhetorische Wendung, mit denen dieser Betrüger sich moralisch in rechte Licht setzt. Lese dazu: Heinrich Detering: Demut und Dolchstoß. Beobachtungen zur Rhetorik Karl-Theodor zu Guttenbergs. In: Lepsius/ Meyer-Kalkus: Inszenierung als Beruf. Der Fall Guttenberg.

  • MS
    mr spock

    ...das war doch wirklich nicht anders zu erwarten. der wird zurückkommen und uns noch viel spaß bereiten, nach dem motto: "wieso - es war doch nix..."

     

    so viel kann man gar nicht fressen.