Karl-Heinz Rummenigge im Porträt: Ein gehemmter Bayer
Er ist Vorstandschef bei Bayern München. Doch Karl-Heinz Rummenigge wirkt wie einer, der als Ex-Spieler einen Posten bei seinem Verein zugeschanzt bekommen hat.
Karl-Heinz Rummenigge lebt nicht in einer Wohnung, nicht in einem Haus und auch nicht in einer Villa. Der Vorstandschef des FC Bayern München ist ein Mann von monarchischer Prominenz. So einer hat ein Privatdomizil. In Grünwald steht das.
Und wenn es wichtige Entscheidungen zu treffen gibt, dann lädt der Chef in eben dieses Domizil. So hat er es am Sonntag gemacht. Da hat er mit Sportdirektor Christian Nerlinger, Vereinspräsident Uli Hoeneß und Finanzvorstand Karl Hopfner darüber geredet, welche Alternativen es zu Trainer Louis van Gaal gibt.
Hundsmiserabel hat die Mannschaft des FC Bayern bei ihren letzten drei Auftritten agiert. Schuld an so etwas ist immer der Trainer. Altmanager Uli Hoeneß rief den Klub zum Handeln auf. Er ist als Vereinspräsident bei den Entscheidungen ohne Stimme. Chef ist Rummenigge.
Als Hoeneß noch Manager war, hat das so recht keiner gemerkt. Da galt Rummenigge als einer, der wie viele andere auch als ehemaliger Spieler irgendeinen Posten bei seinem ehemaligen Verein zugeschanzt bekommen hat. Und weil Rummenigge ein besonders guter Spieler war, einer, der in 310 Ligaspielen für die Bayern 162 Tore geschossen hat, Europas Fußballer des Jahres war, der Europameister und zweimal Vizeweltmeister gewesen ist, hat er eben einen besonders hohen Posten bekommen.
Und den füllte er aus, indem er zum großen Jammerlappen des europäischen Fußballs wurde. Keine Gelegenheit lässt der nun 55-Jährige aus, um sich zu beschweren, dass die Bundesliga im Vergleich zu den anderen europäischen Ligen viel zu wenig Geld aus der Fernsehvermarktung erwirtschaftet.
Doch jetzt, wo die Qualifikation für die nächste Champions-League-Saison ansteht, wird von ihm mehr als Meckern verlangt. Seit der ehemalige Macher Hoeneß Ende 2009 ins Präsidentenamt gewechselt ist, wird von Rummenigge erwartet, dass er handelt. Sportdirektor Nerlinger, ein Westentaschenhoeneß, kann ihm das nicht abnehmen. Rummenigge tut sich schwer. Und Louis van Gaal bleibt am Ende doch viel länger im Amt, als der Klubboss dies nach der 1:3-Niederlage in Hannover selbst wollte - bis zum Ende der Saison.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut