Trainer-Karussell in der Bundesliga: Heynckes wird Trainer bei Bayern
Bewährte Lösung: Jupp Heynckes wechselt von Bayer Leverkusen zu Bayern München. Ab Juli wird der 65-Jährige Coach in München - bereits zum dritten Mal.
MÜNCHEN dpa | Das "Ja" kam schneller als erwartet. Jupp Heynckes ist dem Lockruf seines alten Kumpels Uli Hoeneß nochmals erlegen und heuert im Sommer zum dritten Mal als Trainer beim FC Bayern München an. Nur einen Tag nach erfolgreichen Geheimverhandlungen mit dem 65-Jährigen meldete der Rekordmeister am Freitag Vollzug. "Jupp Heynckes war unser Wunschkandidat", sagte Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge, der von einer "erfolgreichen Zusammenarbeit" mit dem Trainersenior der Fußball-Bundesliga "überzeugt" ist.
Heynckes soll als Nachfolger von Louis van Gaal, der die Bayern im Sommer nach zwei Jahren Amtszeit vorzeitig verlassen wird, nach einer enttäuschenden Saison ohne Titelgewinn wieder in die Erfolgsspur zurückführen. "Natürlich ist man als Bayern-Trainer gewissermaßen zum Erfolg verpflichtet", erklärte der ehemalige Nationalspieler, der erst am vergangenen Montag seinen Abschied vom Bundesligisten Bayer Leverkusen zum Saisonende verkündet hatte. Heynckes sieht in München "eine reizvolle Aufgabe, der ich mich zusammen mit der Mannschaft in den kommenden zwei Spielzeiten gerne stellen möchte".
An den letzten sieben Spieltagen der laufenden Saison gerät Heynckes nun in eine prekäre Rolle. Denn mit Leverkusen kämpft er gegen die Münchner um einen Champions-League-Platz. Am 17. April kommt es in München dabei zum direkten Duell um Platz zwei oder drei. Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler vertraut ihm als Ehrenmann: "Jupp Heynckes wird alles dafür tun, dass wir in dieser Saison in die Champions League kommen und am Ende Bayer vor den Bayern liegt."
Am Donnerstag hatten Rummenigge, Finanzvorstand Karl Hopfner und der Münchner Sportdirektor Christian Nerlinger bei einem Gespräch mit Heynckes in dessen Haus in Schwalmtal bei Mönchengladbach die Rückkehr besiegelt. Heynckes' Leverkusener Co-Trainer Peter Hermann nahm ebenfalls an der Verhandlungsrunde teil. Der 59-Jährige könnte mit seinem aktuellen Chef von Bayer zu Bayern wechseln.
Zurück zur "großen Liebe"
Nach dem Fehlschlag mit Reformer Jürgen Klinsmann als Nachfolger von Ottmar Hitzfeld sowie der schwierigen Zusammenarbeit mit dem eigenwilligen Holländer van Gaal greifen die Bayern mit Heynckes wieder einmal auf eine bewährte Lösung zurück. Beide Seiten kennen und schätzen sich, wie auch Heynckes hervorhob: "Ganz abgesehen von den guten persönlichen Beziehungen zu den Verantwortlichen des FC Bayern hat mir immer imponiert, wie professionell dieser Club geführt wird. Ich war bereits zweimal Trainer beim FC Bayern und habe dabei immer das Klima geschätzt, in dem dort gearbeitet wird."
Heynckes hat Bayern stets als seine "große Liebe" neben seinem Stammverein Borussia Mönchengladbach und Athletic Bilbao bezeichnet. Sein Freund Hoeneß hatte ihn vor zwei Jahren aus dem vorzeitigen Ruhestand zurück ins Rampenlicht der Bundesliga geholt. Nach dem Rauswurf von Klinsmann Ende April 2009 führte Heynckes den deutschen Rekordmeister bei seinem spektakulären Comeback als Nothelfer im Liga-Endspurt mit vier Siegen und einem Remis noch als Tabellenzweiter in die Champions League.
Erstmals war Heynckes vom 1. Juli 1987 bis zur Entlassung am 8. Oktober 1991 in München tätig gewesen. Er wurde dabei mit den Bayern zweimal deutscher Meister (1989, 1990). Auch wenn Heynckes bis Saisonende alles für Bayer Leverkusen geben will, wird er trotzdem den Bayern im Kampf um die Champions-League-Teilnahme die Daumen drücken. 2012 findet schließlich das Finale in München statt.
"Wir haben das Ziel, die Champions-League-Qualifikation zu erreichen, minimal Platz drei. Das müssen wir auf jeden Fall erreichen", erklärte Kapitän Philipp Lahm am Freitag. Die schnelle Verpflichtung von Heynckes verschafft den Bayern auch Planungsspielraum für die kommende Saison. Wichtige Entscheidungen stehen an, so laufen etwa die Verträge von Nationalstürmer Miroslav Klose, Hamit Altintop, Andreas Ottl sowie der Torhüter Thomas Kraft und Jörg Butt im Sommer aus. Nationalkeeper Manuel Neuer vom FC Schalke steht auf der Münchner Wunschliste für Neuzugänge ganz weit oben. Auch in der Abwehr besteht dringender Handlungsbedarf.
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