piwik no script img

Karim El-Gawhary über die Ukraine-Konferenz in DschiddaDer Ort ist die Botschaft

Eine Konferenz in Saudi-Arabien, um einen Krieg in Europa zu beenden? Das war bisher ­undenkbar. Über 40 Länder, darunter nicht nur die üblichen Verdächtigen aus den USA und Europa, sondern auch Indien und Brasilien kamen in der Hafenstadt­ Dschidda zusammen, um über ein Kriegs­ende in der Ukraine zu beraten. Dass auch China teilgenommen hat, war wohl der größte Erfolg der Konferenz.

Wir sollten dieses Treffen weder über- noch unterschätzen, nur weil es in Saudi-Arabien stattgefunden hat. Es gibt zwar kein greifbares Ergebnis, aber das war bei einer ähnlichen Konferenz in Kopenhagen vor zwei Monaten ebenfalls der Fall. Das Entscheidende in Dschidda war, dass sich ein global wesentlich erweiterter Kreis beteiligt hat.

Die Russen waren nicht anwesend. Die Ukrainer wiederum forderten erneut den vollkommenen Rückzug der russischen Truppen – was in Saudi-Arabien einem global breiten Realitätscheck unterzogen wurde. Das Ergebnis blieb allerdings unklar. Lediglich die Worte „fruchtbar“ und „positiv“ waren den Teilnehmern im Anschluss zu entlocken. China legte Wert darauf zu betonen, dass es nicht gekommen sei, um dem ukrainischen Friedensplan seinen Segen zu geben, sondern um zuzuhören und zu diskutieren.

Doch alle Staaten wünschen sich eine Folgekonferenz, was darauf hindeutet, dass hinter den Kulissen genug Schnittmengen gefunden wurden. Einige Arbeitsgruppen sind schon geplant, etwa über Nahrungssicherheit im Globalen Süden, aber auch über nukleare Sicherheit und einen möglichen Gefangenenaustausch.

Trotz der vagen Erklärungen gab es einen eindeutigen Gewinner: Saudi-Arabien hat sich als globaler Player und Vermittler präsentiert. Wichtige Verhandlungen finden nicht mehr nur in den USA oder Europa statt. Saudi-Arabien bietet sich als Gastgeber an, weil das Land gute Beziehungen zu den USA, Russland und China hat.

Obwohl der Friedensprozess mühsam bleiben wird, hat er bereits ein Novum hervorgebracht: eine Konferenz in Saudi-Arabien, um einen Krieg in Europa zu beenden. Die Welt verändert sich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen