piwik no script img

Kandidatin für VizepräsidentschaftJoe Biden wählt Kamala Harris

Der Demokrat geht mit der US-Senatorin Harris ins Präsidentschaftsrennen. Die Schwarze Politikerin würde bei einem Wahlsieg erste Vizepräsidentin der USA.

Handshake nach dem Streit: Biden und Harris nach einer Wahlkampfdebatte im September 2019 Foto: dpa

Washington rtr/afp/dpa/taz | Der demokratische Präsidentschaftsbewerber Joe Biden hat die Senatorin Kamala Harris als seine Kandidatin für das Amt des Vize-Präsidenten ausgewählt. Das teilte sein Wahlkampfteam am Dienstag mit. Harris werde sich am Mittwoch öffentlich äußern. Biden bezeichnete Harris auf Twitter als „furchtlose Kämpferin“.

Sollte Biden sich im November gegen Trump durchsetzen, würde Harris die erste weibliche Vizepräsidentin in der Geschichte der USA sein und gleichzeitig die erste Schwarze auf diesem Posten.

Die Senatorin, die sich zwischenzeitlich selbst um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten beworben hatte, ist eine der bekanntesten schwarzen Politikerinnen des Landes und verfügt über große Erfahrung. Sie war jahrelang Generalstaatsanwältin und damit Justizministerin von Kalifornien. Seit 2017 vertritt sie den Bundesstaat im US-Senat. Harris ist die zweite Schwarze in der Geschichte, die in den US-Senat gewählt wurde.

Die 55-jährige Harris war im vergangenen Jahr selbst im Rennen um die Präsidentschaftskanditaur der Demokraten angetreten. Bei ihrem Wahlkampfauftakt im Januar trommelte sie in ihrer Heimatstadt Oakland mehr als 20.000 Zuschauer zusammen und punktete in der ersten TV-Debatte. Es gelang ihr aber nicht, den anfänglichen Schwung aufrechtzuerhalten. Bereits Anfang Dezember hatte sie ihre Kandidatur zurückgezogen.

Die Tochter von Eltern aus Jamaika und Indien gilt als angriffslustig, was im Wahlkampf bei Vize-Kandidaten gern gesehen wird. Ihre Attacken hatte auch Biden selbst schon zu spüren bekommen. Bei TV-Debatten im Vorwahlkampf warf sie ihm wohlwollende Äußerungen zu Senatoren vor, die vor Jahrzehnten die Rassentrennung befürworteten. Nach ihrem Ausstieg aus dem Vorwahlrennen versöhnten sich beide aber und Harris stellte sich hinter Biden.

Der 77-Jährige Biden hatte bereits Mitte März angekündigt, im Fall eines Wahlsiegs eine Frau zur Vizepräsidentin zu machen. Die Wahl findet am 3. November statt. Biden liegt in Umfragen derzeit deutlich vor Amtsinhaber Donald Trump. Wegen des komplizierten Wahlsystems sind diese Prognosen allerdings mit Vorsicht zu genießen. Zudem kann in den USA in den verbleibenden Wochen bis zur Wahl erfahrungsgemäß viel passieren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Sämtliche Medien in Deutschland inklusive der taz thematisieren zuerst und vor allem Harris' Hautfarbe und Geschlecht, während politische Positionen und Erfahrung eine untergeordnete Rolle zu spielen scheinen. Wenn das nicht rassistisch und sexistisch ist, weiß ich auch nicht...

  • In ihrer Zeit als Staatsanwältin hat sie entlastende Beweise zurück gehalten, um zu verhindern, dass unschuldig Verurteilte aus dem Gefängnis herauskommen. Als Grund dafür nannte sie, dass der Staat Kalifornien auf die billige Arbeitskraft von Strafgefangenen anweisen ist. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.

    Die NYT hat das ganze Mal aufgelistet, was sie in ihrer Karriere alles angerichtet hat.

    www.nytimes.com/20...wJWZA8l-pahHDq6tEQ

    Wäre die Frau nicht schwarz, sondern eine Weiße, würde sie ohne Umwege als erbarmungslose law-and-order rechts-außen gelten.

    • @Mira Dora:

      Das wird schon so sein, ich bin mir aber nicht sicher, ob es wichtig ist für die Beurteilung ihrer Eignung für das Amt der Vizepräsidentin. Ohne den Ruf einer harten Staatsanwältin wäre sie jedenfalls nicht so weit gekommen und sie wäre auch jetzt noch sehr angreifbar. Auch wenn man sich anderes wünschen kann, Harris scheint doch eine gewisse Glaubwürdigkeit zu haben.



      Übrigens: der Satz "Wäre die Frau nicht schwarz ..." ist Rassismus. Entweder man ist "law-and-order rechts-außen" oder man ist es nicht. Die Hautfarbe ändert daran nichts.

      • @Benedikt Bräutigam:

        Dass es im zweiten Halbsatz nicht ums Sein, sondern ums Gelten ging, scheinen Sie gar nicht gelesen zu haben. Steht da aber.

        • @Ewald der Etrusker:

          Tja, natürlich, aber was ändert das? Es geht nur ums gelten. Wäre sie, gälte sie, ist sie aber, gilt sie nicht. Würde ihr der Anstrich fehlen, könnte man sie glatt mit einer Rechten verwechseln, soll man das vielleicht so sagen? Dann ist ja gut, dass es dann doch keine Verwechslungsgefahr gibt.

          • @Benedikt Bräutigam:

            Mit anderen Worten: Wieso soll man denn auf den Wortlaut achten, es steht ja bloß der Rassismus-Vorwurf im Raum... Ja nee, is klar.

            • @Ewald der Etrusker:

              Ah, pardon, anderer taz-Artikel: "Bei linken WählerInnen war Harris im Vorwahlkampf als Hardliner-Staatsanwältin unbeliebt". Damit wird die Diskussion hier rein hypothetisch, alles ist schön unbeweisbar, und alle können mit Vorwürfen um sich schmeißen, wie sie wollen. Ist das nicht schön?