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Kanadische Band Skinny PuppyLizenzgebühren für Foltermusik

Bei der Folter von Gefangenen in Guantanamo wurden auch die Songs von Skinny Puppy eingesetzt. Dafür stellt die Band jetzt eine Rechnung ans US-Verteidigungsministerium.

Folterinstrument wider Willen: Nivek Ogre von Skinny Puppy bei einem Konzert 2007 in Hildesheim. Bild: imago/Seeliger

MONTREAL afp | Die kanadische Band Skinny Puppy verlangt vom US-Verteidigungsministerium 666.000 Dollar (rund 484.000 Euro) an Lizenzgebüren für den Einsatz ihrer Musik zu Folterzwecken im Gefangenenlager Guantanamo.

„Wir haben ihnen eine Rechnung geschickt“, sagte Mitgründer und Keyboarder Cevin Key dem Fernsehsender CTV. Die Songs seien vom US-Militär „ohne unser Wissen“ als „Waffe“ gegen Häftlinge in Guantanamo eingesetzt worden.

Auch andere Bands wie Metallica, REM oder Rage Against The Machine haben bereits dagegen protestiert, dass ihre Lieder in Guantanamo gespielt wurden.

Skinny Puppy erfuhren nach eigenen Angaben von einem früheren Wachmann aus dem Gefangenenlager, der ein Fan der Band ist, vom Einsatz ihrer Songs. Key sagte, er selbst wolle „keiner übermäßig lauten Musik“ stundenlang ausgesetzt sein. Die Musik seiner Band könne für manche Zuhörer sogar ein „schrecklicher Albtraum“ sein, räumte er ein.

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11 Kommentare

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  • @Ruderboy, wie sollte denn eine Unterlassungsklage juristisch begründet werden?

    • N
      noeffbaux
      @DJ Boemerang:

      Folter ist nicht legal, man könnte also in diese Richtung gehen - dann ginge es aber nicht mehr um die Musik!

  • P
    pompi

    das geht im Urheberrecht nicht. man kann auf Unterlassung klagen, wenn das Stück verändert aufgeführt wird, aber Ende gemäß der Vorlage ist, kann man nur Geld verlangen

  • M
    memory

    Das mit Metallica wurde schon einmal anders dargestellt.

    http://www.taz.de/!27302/

    • K
      kritiker
      @memory:

      Guter Einwand, welcher Autor hat hier schlecht recherchiert? Das mit 1989 und Panama finde ich übrigens besonders pikant, da ich diese Penner damals gut fand. Wenn meine Mutter zu mir gesagt hätte, "die unterstützen Folter!", hätte ich denen bestimmt kein Geld in den Rachen geworfen und ihnen wohl 20 Jahre früher den Rücken gekehrt (und das hätte sie, wenn es in den Nachrichten irgendeiner Tageszeitung oder in Radio oder Fernsehen erschienen wäre, da sie sehr aktiv Nachrichten aus drei Tageszeitungen gelesen hat, Radio gehört hat und sich viel mit kritischen Menschen auseinandersetzt/gesetzt hat).

  • Also ich verstehe das nicht so ganz. Wenn schon eine Klage eingebracht wird, warum klagen die dann nicht gleich auf Unterlassung? Davon hätten die Folteropfer in Guantanamo weit mehr als wenn das Verteidigungsministerium einfach nur Geld aufs Konto der Band überweist. Und wenn alle Bands, deren Musik als Folter eingesetzt wird, auf Unterlassung klagen würden, vielleicht hören die dann irgendwann sogar auf damit, Menschen mit Musik zu foltern.

    • G
      gast
      @Rudeboy:

      Wenn man als Musiker sein Werk veröffentlicht hat, kann man seine Aufführung (Abspielen) nicht mehr verhindern, allenfalls die Lizenzgebühren dafür einfordern. Unterlassung kann man nur erwirken, falls das Werk als Sample, Werbeuntermalung oder Filmmusik Verwendung fände. Und völlig aussen vor ist man, falls das Werk live gecovert wird.

    • @Rudeboy:

      Das ist m.E. wie immer in der Juristerei, nicht zuletzt eine Frage der Erfolgsaussichten.

      • U
        Ungläubiger
        @Jürgen Gerdom:

        Leider ja, ich gebe Ihnen recht. Eine Klage auf Unterlassung ist in einem Land, in dem Waterboarding und andere Folterisntrumente legal sind; in dem schon "normale" Knastis mit Schlafentzug, ewig langer Einzelhaft, Dauerlicht und schweren Drohungen "gemaßregelt" werden dürfen kaum Aussicht auf Erfolg.

        Eine Klage auf Lizenzgebühren wegen der Verletzung der Verwertungsrechte ist in einem Land wie den USA wesentlich sicherer. Und wenn die Musikfolter zu teuer wird, wird sie vielleicht auch eingestellt.

        Außerdem hat die Folter ja schon stattgefunden, es hilft im Nachhinein also den Betroffenen nichts mehr, auf Unterlassung zu klagen.

        Aber wenn's um Geld, dann tut's immer weh und es ist ja auch das einzige, was Menschen im modernen Westen noch zum Nachdenken bewegt.

  • N
    noeffbaux

    Richtig so, und auch der Betrag ist gut gewählt.

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Schreckliche Albträume wollen die freiheitsliebenden, demokratischen, christlichen, Menschnenrechte achtenden US Amis doch verbreiten. Das hat Mr Bush doch selbst gesagt. Wenn schon nicht das Auftreten der "ehrenwerten" US Army allein ausreicht "AWE" auszulösen, dann hilft man eben noch etwas nach. Das alles ist sowieso illegal, also was braucht man da die Zustimmung der Band? Mutterland der Demokratie? Wer Augen hat zu sehen, der sehe...