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Kampf um das libyische MisurataStammesführer sollen verhandeln

Bei den Kämpfen um Misurata haben sich die Gaddafi-Truppen in die Vororte zurückgezogen. Stammesführer sollen jetzt mit den Rebellen verhandeln, damit sie die Waffen niederlegen.

Seit zwei Monaten schwer umkämpft: die Stadt Misurata. Bild: dapd

TRIPOLIS dapd | In der bislang heftig umkämpften Stadt Misurata sollen nun nach Angaben der libyschen Regierung Stammesführer mit den Rebellen über eine Niederlegung der Waffen verhandeln. Hierfür sei ein Zeitraum von 48 Stunden angesetzt, sagte der stellvertretende Außenminister Chaled Kaim am Sonntagmorgen. Sollten die Verhandlungen aber scheitern, könnten die Stammesführer bewaffnete Anhänger in die Stadt schicken. Zwischenzeitlich würden die libyschen Streitkräfte ihre Operationen einstellen, sagte Kaim.

Allerdings ist die Region um Misurata weder für eine sehr hohe Zahl von Stämmen bekannt, noch dafür, dass diese besonders dominant sind. Daher fragen sich die Rebellen, wie viel Unterstützung Machthaber Muammar al Gaddafi von diesen Stämmen zu erwarten hat. Ebenso unklar ist, ob die Rebellen mit den Stammesführern verhandeln wollen. Letztere versuchten noch immer, mit den Oppositionellen in Kontakt zu treten, sagte Kaim.

Vertreter der Rebellen bestätigten, dass sich die Truppen Gaddafis zurück gezogen hätten, äußerten aber zugleich Zweifel, dass sich das Regime vollständig von Misurata zurückziehen werde. Noch am Samstag waren in der Stadt heftige Kämpfe aufgeflammt. Unter dem Beschuss der Rebellen zogen sich die Streitkräfte der Regierung bis in die Vororte der Stadt zurück. Zuvor hatte der stellvertretende Außenminister Kaim die fast zweimonatige Belagerung der Rebellenhochburg für beendet erklärt.

US-Drohne zerstört Raketenwerfer von Gaddafis Truppen

Unterdessen teilte das US-Verteidigungsministerium mit, am Samstag habe erstmals eine Drohne vom Typ Predator Raketen über Libyen abgefeuert. Das unbemannte Fluggerät habe in der Gegend von Misurata einen Raketenwerfer zerstört, mit dem Gaddafis Soldaten auf Zivilpersonen geschossen hätten. Die bewaffneten Predator-Drohnen sind seit Donnerstag über Libyen im Einsatz.

Im Osten des Landes seien bei Luftangriffen der NATO am Samstag mehr als zwei Dutzend Kleintransporter und Pkw der Regierung zerstört worden, sagte ein Bataillonskommandeur der Rebellen, Oberst Hamid Hassi. Zwischen dem strategisch wichtigen Ölhafen Brega und der Stadt Adschdabija im Osten des Landes ist die Front bereits vor Wochen zum Stehen gekommen.

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3 Kommentare

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  • N
    nachtrag

    Die "Stammesführer, die verhandeln sollen" haben sich leider als "Gaddafitruppen, die die Uniform ausgezogen haben" erwiesen, und beschießen derzeit Misrata mit Raketen als Argumenten.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Es wäre doch nett, der lesenden Menschheit mitzuteilen, dass kein einziger Rebell in Misurata eine Uniform trägt. Wenigstens einmal. Diese Leute schießen aber wie die Teufel auf klar erkennbare libysche Militärangehörige. Dazu kommt die modernste Luftunterstützung der Welt. Solche Kampfhandlungen verstoßen klar gegen Völkerrecht. Da muss man keine menschenschonenden Verhandlungen führen. Wer hat schon den Mut solche Verbrecher anzuzeigen? Schon die Realitäten werden in der TAZ verdammt brutal umgedreht. Fakt ist: Diese Rebellen nehmen die Bevölkerung der 400.000 Einwohnerstadt Misurata als Geisel. Sie verschanzen sich unter den Einwohnern auf libyschen Hoheitsgebiet. Darf man hier auch mal lesen, wie viele Zivilisten die Rebellen bereits umgebracht haben? Frage: Wie würde die deutsche Armee handeln, wenn sich Vergleichbares auf deutschem Staatsgebiet abspielen würde?

  • H
    Horst

    Der große Bluff

     

    Es ist ganz klar , daß es sich hierbei um einen Bluff seitens des libyschen Machthabers handelt.

    Seine Analysten erkennen, daß durch die Bilder der belagerten Stadt,die durch die Welt gehen, ein Mitleidseffekt für die anti-Gadaffi Kämpfer erzeugt wird.Dieser kann ein stärkeres Engagement der NATO-US Kräfte bewirken, welches einhergeht mit Waffenlieferungen, verstärkten Luftschlägen etc.

    Falls der Eindruck in der Weltöffentlichkeit erzeugt werden kann, daß es sich in Misrata um einen Kampf der "Stämme" gegen "Aufständische" handelt und die libysche Armee damit nichts mehr zu tun hat kann Gadaffi seine Hände in Unschuld waschen.

     

    Falls Gadaffi Positionen in Misrata aufgibt tut er das nur aufgrund militärischen Druckes. Seine Kräfte werden den Krieg genauso wie bis jetzt weiterführen. Ob sich hierbei die Weltöffentlichkeit täuschen läßt, und das Märchen von den "Stämmen" schluckt ist mehr als fraglich.