Krieg in Libyen: Gaddafis Arbeitsräume zerbombt

Die Hauptstadt Tripolis erlebte am Wochenende die schwersten Luftangriffe seit Beginn des Krieges. Getroffen wurde auch das Büro des Diktators. Kuwait spendet den Rebellen 123 Millionen Euro.

Eine Bewohnerin Tripolis in den Trümmern eines Gebäudes nahe Gaddafis zerbombter Residenz. Bild: dpa

TRIPOLIS/BENGASI afp/dapd | Das Zentrum der libyschen Hauptstadt Tripolis ist in der Nacht zum Montag erneut von schweren Explosionen erschüttert worden. Wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur afp berichtete, traf die Nato mit ihren Luftangriffen auch das Büro von Machthaber Muammar al-Gaddafi in dessen weitläufiger Residenz in der libyschen Hauptstadt.

Ein Reporter der BBC sprach davon, dass es sich bei dem zerstörten Gebäude um jenes handelt, in denen Gaddafi vor kurzem eine Delegation der Afrikanischen Union empfangen hatte, die zwischen dem Regime und den Aufständischen zu vermitteln versuchte.

Das Bürogebäude wurde durch den Beschuss komplett, ein angrenzender Konferenzsaal teilweise zerstört. Nach Angaben eines Vertreters der libyschen Staatsführung am Ort des Geschehens wurden bei dem Angriff 45 Menschen verletzt, 15 von ihnen schwer. Der Beschuss sei ein "Tötungsversuch" gegen Gaddafi gewesen, sagte er.

Während der Nacht ereigneten sich in Tripolis die heftigsten Detonationen seit dem Beginn des internationalen Kampfeinsatzes in Libyen. Die Explosionen waren über die Innenstadt von Tripolis hinaus in angrenzenden Stadtvierteln deutlich zu spüren. Wegen der Detonationen fielen die staatlichen libyschen Fernsehprogramme teilweise minutenlang aus.

Seit Freitag fliegt die NATO verstärkt Luftangriffe auf die libysche Hauptstadt. Auch die rund 200 Kilometer östlich von Tripolis liegende Hafenstadt Misrata war am Wochenende weiter heftig umkämpft.

Rebellen müssen Strom sparen

Derweil hat Kuwait den Aufständischen in Libyen umgerechnet 123 Millionen Euro gespendet. Dieses Geld werde dem Nationalen Übergangsrat helfen, einen Teil der Gehälter der Angestellten zu zahlen, sagte Übergangsrats-Chef Mustafa Abdel Dschalil am Sonntag in Kuwait. Die Aufständischen benötigten dringend Unterstützung. Kuwaits Außenminister Scheich Mohammed Sabah el Salem el Sabah kündigte an, Kuwait werde über den Übergangsrat "umfassende und dringende humanitäre Hilfe leisten". Frankreich, Gambia, Italien und Katar sind bislang die einzigen Staaten, die den Nationalen Übergangsrat als legitime Regierung Libyens anerkannt haben.

Die Aufständischen iwerden ihre Erdölproduktion nach eigenen Angaben noch mindestens vier Wochen lang nicht steigern können. So lange Liwerde die Reparatur von Gerät dauern, sagte der Leiter der Ölförderung, Wahid Bughaigis, am Sonntag. Erst dann könne Öl aus den Feldern Messla und Sarir im Osten Libyens gepumpt werden.

Die Rebellen gegen Staatschef Muammar al-Gaddafi haben in ihrer Hochburg Bengasi nach Bughaigis Angaben die Stromerzeugung um 25 Prozent zurückgefahren, um Brennstoff und Geld zu sparen. Mit Hilfe des Golfstaats Katar hatten sie kürzlich den Verkauf von einer Million Barrel abschließen und damit umgerechnet 88 Millionen Euro erlösen können.

Flugzeugentführung nach Libyen vereitelt

Flugbegleiter haben am Sonntagabend die Entführung eines Linienflugs der italienischen Fluggesellschaft Alitalia nach Libyen vereitelt. Nach italienischen Medienangaben konnten sie einen offensichtlich verstört wirkenden Mann aus Kasachstan überwältigen. Der 48 Jahre alte Kasache, der zur Delegation seines Landes bei der Unesco in Paris gehören soll, hatte auf dem Weg von Paris nach Rom eine Stewardess mit einer Nagelfeile angegriffen. Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete, war der Flug AZ 329 um 20.24 Uhr in Frankreich gestartet.

Der Mann verlangte, die Flugroute umgehend zu ändern und statt Rom Tripolis in Libyen anzufliegen. Nachdem der Mann überwältigt worden war, verabreichte ihm ein Arzt, der zufällig an Bord war, ein Beruhigungsmittel. Die Polizei berichtete, der Kasache sei bisher nicht auffällig geworden.

Der Flug sei planmäßig in Rom gelandet, wie es hieß. Der Mann sei der Flughafenpolizei übergeben worden. Alle 131 Passagiere seien heil in Italien angekommen. Die angegriffene Stewardess wurde zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht. Ihr Zustand sei jedoch nicht besorgniserregend. Einzelheiten über die Motive der Tat wurden zunächst nicht bekannt. Eine Verbindung des Mannes zum internationalen Terrorismus wurde jedoch ausgeschlossen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.