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■ Mit dem neuen Öldorado auf du und duKampf um Rohstoffe

Berlin/London (taz/IPS) – Als die Sowjetunion auseinanderbrach, witterten die großen Ölkonzerne der Welt ihre Chance: Neben dem Pulverfaß Naher Osten tat sich ein neues Öldorado auf: die reichen Vorräte unter den Steppen Zentralasiens und rund um das Kaspische Meer.

Anders als die Golfstaaten haben Aserbaidschan und Kasachstan jedoch keinen direkten Zugang zu den Weltmeeren. Eine Pipeline mußte her. Vom Westen Kasachstans bis zum Schwarzen Meer sind 1.440 Kilometer zu überbrücken, was mindestens zwei Milliarden Dollar kostet. Ein jahrelanges Pokern begann: Wieviel Anteil am künftigen Fördervolumen erhalten die westlichen Geldgeber, wieviel die Ölstaaten vor Ort und wieviel Rußland, durch dessen Gebiet der Weg zum Schwarzen Meer führt.

Freitag abend schließlich hatte ein Heer von Managern und Anwälten in Moskau endlich einen Vertrag unterschriftsreif. Die Westkonzerne Chevron, Mobil und Shell, die russische Lukoil und einige kleinere Anteilseigner halten eine Hälfte an dem beispielhaften Joint- venture, die Staaten Rußland, Kasachstan und Oman als dessen Berater die andere.

Vor allem Chevron wird profitieren – die US-Firma hat schon eine Milliarde Dollar in kasachische Förderanlagen investiert und kriegt das Öl nicht außer Landes. Bis zum Jahr 2000 soll nun eine Leitung mit der Kapazität von knapp 30 Millionen Tonnen pro Jahr zum Schwarzen Meer führen, ein Ausbau auf das Doppelte ist geplant. Da bleibt noch genug Volumen für das Öl aus dem Kaspischen Meer. Was für eine glückliche Fügung für die Ölmultis, daß Rußland, Turkmenistan und Iran gleich noch einen anderen langwierigen Streit unter sich per Abkommen regelten: Ist das Kaspische Meer ein Meer oder ein See?

Die drei einigten sich darauf, das Kaspische Meer auch als solches zu behandeln, und machten damit den Weg frei für die gemeinsame Ausbeutung der Rohstoffe. Das internationale Seerecht für Meere sieht die Einrichtung von Hoheitsgewässern in einer 12-Meilen- Zone und eine 200-Seemeilen- Wirtschaftszone vor.

Die vorläufigen Verlierer dieses Vertrages sind Aserbaidschan und Kasachstan. Sie beharren darauf, daß der mit einer Fläche von 371.000 größte abflußlose See der Erde auch wirklich ein See ist. Deshalb müßte die Wasserfläche wie Festland behandelt und nach einem bestimmten Schlüssel unter den Anrainern vollständig aufgeteilt werden. Dabei würden die beiden mehr vom See abbekommen als vom Meer. rem

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