Kampf gegen Tierkrankheit: Vieh wegen Maul- und Klauenseuche gekeult
Um den Virusausbruch in Brandenburg zu stoppen, wird möglicherweise infiziertes Vieh getötet. Nicht-EU-Länder könnten deutsche Agrarimporte verbieten.

Zwar ist die Krankheit laut dem bundeseigenen Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit nicht auf den Menschen übertragbar. Aber der potenzielle ökonomische Schaden für die Landwirtschaft ist enorm. Denn für Klauentiere wie Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine ist MKS eine hochansteckende Viruserkrankung. Besonders betroffen sind Milchrinder. Infizierte Tiere leiden zum Beispiel an hohem Fieber sowie Blasenbildung an Maul und Klauen; die Kühe geben weniger Milch.
Für die Landwirte ist auch problematisch, dass viele Staaten außerhalb der EU Importe von beispielsweise Schweinefleisch aus Ländern mit MKS-Ausbrüchen verbieten. Im aktuellen Fall haben das laut Bundesagrarministerium bereits unter anderem Südkorea und Mexiko angekündigt. Der Handel mit Agrarprodukten, die nicht aus den Sperrzonen stammen, sei innerhalb der EU weiterhin möglich, so ein Sprecher des Ministeriums.
Der Schweinesektor hat nicht viel zu verlieren, denn nachdem 2020 in Deutschland auch die Afrikanische Schweinepest ausgebrochen war, haben die meisten Drittländer – allen voran China – bereits Importe von Schweinefleisch aus der Bundesrepublik untersagt. Für die Milchbranche aber steht viel auf dem Spiel. Milchprodukte gehören zu den wichtigsten Exporten der deutschen Landwirtschaft. Sollten nun große Auslandsmärkte wegfallen, würden die Milchpreise wohl sinken.
„Wir haben es satt“-Demonstration in Berlin
Noch sei es aber zu früh, die ökonomischen Schäden abzuschätzen, ergänzte der Ministeriumssprecher. Tatsächlich ist nicht einmal klar, wie weit sich die Seuche in Deutschland verbreitet. Der einzige Fund war bislang in dem Betrieb mit den Wasserbüffeln in Brandenburg.
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, forderte Bund und Länder auf, das Seuchengeschehen, „mit aller Kraft und konsequent“ zu bekämpfen: „Es muss alles darangesetzt werden, um diesen Ausbruch einzudämmen“, sagte Rukwied. Der Schaden sei erheblich, weil Exportmärkte wegfielen. Er verlangte dafür auch schon „Lösungen, die die Tierhalter entlasten“. Die Landwirte erhalten zwar für getötete Tiere Entschädigungen aus der Tierseuchenkasse, aber nicht für indirekte Einbußen etwa durch niedrigere Preise.
Die Veranstalter der „Wir haben es satt“-Demonstration für eine Agrarwende am 18. Januar in Berlin haben bereits Konsequenzen aus dem Ausbruch gezogen: Anders als bei ihren Demos in den Vorjahren werden Landwirte nicht mit Traktoren an der Kundgebung teilnehmen. „Uns ist das Risiko zu groß, dass zum Beispiel infizierter Mist an Treckern klebt und so das Virus durch die Gegend fährt“, sagte der taz Xenia Brand, Bundesgeschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung