Kampf gegen Schmiergeld: Kein Grund zur Freude
Im Index von Transparency International verbessert Deutschland seine Position um zwei Plätze. Kritiker bemängeln den Kriterienkatalog der Korruptionsbekämpfer.
BERLIN taz Deutschland hat sich auf dem internationalen Korruptionsindex von Transparency International (TI) von Platz 16 auf Platz 14 verbessert. Die Organisation sieht darin allerdings keinen Grund zu übermäßiger Freude: Vor allem mittelständischen Unternehmen hierzulande fehle es komplett an Problembewusstsein für Korruption, kritisierte TI bei der Vorstellung des Rankings in Berlin. Spitzenreiter unter den 180 untersuchten Ländern sind weiterhin Dänemark, Neuseeland, Schweden und Singapur. Wie im Vorjahr belegen Somalia, Irak und Birma die letzten Plätze.
"Der deutsche Mittelstand unterschätzt komplett, Opfer von Untreue und Betrug zu werden", sagte Sylvia Schenk, Deutschland-Chefin von TI. So seien es in erster Linie die großen Unternehmen gewesen, die sich nach dem Siemens-Skandal gegen Korruptionsrisiken abgesichert hätten. Als "blamabel" bezeichnete Schenk es zudem, dass die Bundesrepublik immer noch nicht die bereits 2003 verabschiedete UN-Konvention gegen Korruption unterzeichnet habe. Unter den G-8-Staaten fehle neben der deutschen nur die italienische Unterschrift.
Der jährlich erstellte Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International basiert auf der Befragung unabhängiger Experten. Sie sollen angeben, wie sie das Ausmaß der Bestechlichkeit von Politik und Verwaltung wahrnehmen. Das Ranking bezieht sich nicht auf tatsächlich nachgewiesene Fälle von Korruption. So liegt es auch an der Methodik, dass Deutschland seine Platzierung trotz der Schmiergeld-Affäre bei Siemens verbessern konnte.
Der diesjährige Index ist nicht unumstritten. Kritik kommt von anderen NGOs: "Es ist skurril und ungeheuerlich, dass eine Steueroase wie Singapur auf einer Spitzenposition landet", sagte John Christensen. Er leitet das internationale Tax Justice Network, das sich vor allem der Bekämpfung von Steueroasen widmet. "Transparency International sollte seine Methodik überdenken", so Christensen.
JOANNA ITZEK
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