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Kalkulierte Regelverletzung

Im Gespräch mit Harald Schmidt erwiesen sich die „ZEIT“-Chefredakteure als intime Kenner der Late-Night-Show

Eine freundschaftliche Zusammenkunft zu bester Frühschoppenzeit: Die ZEIT-Chefredakteure Josef Joffe und Michael Naumann trafen gestern in der entspannten Atmosphäre der Hamburger Kammerspiele auf den Entertainer und unübertroffenen Selbstdarsteller Harald Schmidt. Nach Verklingen des Anfangsapplauses verdunkelte sich der Hintergrund mit einer Einspielung: Die legendäre Harald Schmidt Show, in der Schmidt, Andrack und Benjamin von Stuckrad-Barre in dem Dramolett Claus Peymann kauft sich keine Hose, geht aber mit mir essen zu sehen sind.

Theaterschlagzeilen hat Schmidt gemacht, als er nach dem Intermezzo mit dem Pop-Literaten Anfang des Jahres mit Warten auf Godot in Bochum nach über 20 Jahren wieder Theaterluft schnuppern durfte. Ein einziger Ego-Trip sei das gewesen, so Schmidt: „Bochum hat mir die Möglichkeit gegeben, 20 Jahre Trauma abzuarbeiten“.

Seine bevorzugte Bühne ist und bleibt das Fernsehen. Über eine Million Zuschauer verfolgen dort Dienstag bis Freitag jenen an die US-amerikanischen Vorbilder Letterman und Leno angelehnten Late-Night-Talk, dem Naumann eine „Habermassche Dichte“ attestiert. Konter Schmidt: „Ich hätte mir mehr Titten und Gewalt gewünscht, aber der Sender war dagegen.“ Und zitierte den ARD-Programmdirektor Günter Struve: „Wenn du den Grimme-Preis bekommst, musst du dir überlegen, was du falsch gemacht hast.“

Die Rolle des Lucky in Warten auf Godot bescherte dem 45-Jährigen noch eine ganz andere Auszeichnung: Die Kritiker von „Theater heute“ wählten ihn zum besten Nachwuchsschauspieler des Jahres. CORINNA KAHL

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