Kämpfe um afghanische Stadt abgeflaut: Ruhe in Kundus
Die Taliban sind aus Kundus vertrieben. Geschäfte öffnen wieder, Alltag zieht ein. Die Linke fordert den sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan.
Die Taliban hatten die strategisch wichtige Stadt an der Grenze zu Tadschikistan vergangenen Woche überraschend erobert und drei Tage lang unter ihrer Kontrolle gehabt. Am Donnerstag starteten Regierungstruppen die Gegenoffensive. Unterstützt wurden sie von Luftangriffen, die die USA flogen. Dabei wurde am Samstag auch ein Krankenhaus der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen getroffen, 22 Menschen starben.
Die näheren Umstände des Luftangriffs auf das Hospital sind noch unklar. US-Verteidigungsminister Ash Carter versprach am Sonntag während einer Reise nach Spanien „volle und transparente Aufklärung“ darüber, ob ein US-Flugzeug mit Nachschub für US-Amerikaner und afghanische Truppen dafür verantwortlich sei. Die Lage in Afghanistan nannte er generell „verworren und kompliziert“. Kundus ist eine Drehscheibe für den Schmuggel von Waffen und Drogen.
Carter beginnt in Spanien eine einwöchige Europa-Reise. Unter anderem wird er in Brüssel am Treffen der Verteidigungsminister der Nato-Länder teilnehmen.
Linkspartei reagiert auf Klinik-Bombardierung
Unter Eindruck des Bombenangriffs auf die Klinik der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat die Linke den sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan gefordert. „Frieden lässt sich nicht herbeibomben. Jede Forderung der Regierungsparteien oder des Militärs, den Bundeswehreinsatz in Afghanistan zu verlängern oder auszuweiten, ist unverantwortlich“, sagte Linke-Chef Bernd Riexinger. „Bildung, Konfliktprävention und Diplomatie sind die Wurzeln, aus denen demokratische Strukturen wachsen – Bomben und Granaten sind hierfür im wahrsten Sinne des Wortes die falschen „Waffen“.“
Am Donnerstag wollen die Nato-Verteidigungsminister in Brüssel über die Lage beraten. In der Bundesregierung gibt es Überlegungen, den eigentlich bis Ende 2016 geplanten Ausbildungseinsatz der Nato zu verlängern. Der Kampfeinsatz lief offiziell Ende 2014 aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind