Kämpfe in Sudan gehen weiter: Waffenruhe erneut gescheitert
Die Widersacher in Sudan kämpfen weiter. Die Lage der Bevölkerung spitzt sich zu. Unklar ist, ob die Bundeswehr im Land lebende Deutsche evakuieren kann.
Zuvor hatte sich erneut die Hoffnung auf eine Waffenruhe zerschlagen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben mittlerweile mindestens 296 Menschen, mehr als 3.000 wurden verletzt.
Seit Samstag kämpfen im Sudan die zwei mächtigsten Generäle des Landes und ihre Einheiten um die Vorherrschaft. Die zwei Männer führten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohnern seit einem gemeinsamen Militärcoup im Jahr 2021. De-Facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen Rapid Support Forces (RSF).
Die paramilitärische Gruppe RSF hatte sich am Mittwochnachmittag zu einer Feuerpause ab 18.00 Uhr (Ortszeit/MESZ) bereit erklärt. Anders als noch am Dienstag hatte die rivalisierende sudanesische Armee am Mittwoch einer Waffenruhe vorab nicht zugestimmt, sondern erst einige Minuten nach offiziellem Beginn. Die Kämpfe gingen aber auch dieses Mal weiter.
Bereits seit Sonntag wurden mehrere Feuerpausen von beiden Seiten immer wieder gebrochen. Sowohl die USA als auch Vermittler der Vereinten Nationen (UN), der Afrikanischen Union (AU) sowie des nordostafrikanischen Regionalverbundes Igad hatten beide Konfliktparteien immer wieder erfolglos zu Waffenruhen zu überreden versucht.
Krankenhäuser außer Betrieb
Für die im Sudan lebenden Deutschen bleibt die Lage ungewiss. Die Bundesregierung hatte eine Evakuierungsmission deutscher Staatsbürger mit Bundeswehrmaschinen aus dem Sudan wegen der Sicherheitslage am Mittwochnachmittag zunächst abgebrochen. Am Mittwochabend bezeichnete Bundeskanzler Olaf Scholz die Lage im Sudan als schwierig und bedrohlich.
Die Lage für die Sudanesen spitzt sich mit jedem Kampftag weiter zu. In Khartum sitzt die Bevölkerung seit Tagen in ihren Wohnungen und Häusern fest, oft ohne Strom und ohne Möglichkeit, Essen, Wasser oder Medikamente zu besorgen. Auch die medizinische Infrastruktur wird durch die Kämpfe im Land immer stärker in Mitleidenschaft gezogen.
In der Hauptstadtregion waren laut sudanesischem Ärztekomitee 39 der insgesamt 59 Krankenhäuser und Kliniken außer Betrieb. Einige Krankenhäuser seien bombardiert, andere angegriffen und geplündert worden, hieß es. „Die Angriffe auf die Gesundheitsversorgung sind ein eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht und das Recht auf Gesundheit“, teilte die WHO mit.
In der ebenfalls umkämpften Region Süd-Darfur sollen die sudanesischen Streitkräfte mehreren Augenzeugenberichten zufolge die Lage am Abend jedoch weitgehend unter Kontrolle gehabt haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Aktionismus nach Magdeburg-Terror
Besser erst mal nachdenken
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Mindestlohn feiert 10-jähriges Jubiläum
Deutschland doch nicht untergegangen