Kämpfe auf den Philippinen: Mehr als 100 Tote und 240 Geiseln
In Marawi liefern sich Islamisten, die sich zum IS bekennen, seit mehr als einer Woche Feuergefechte mit philippinischen Soldaten und Polizisten.
MARAWI afp | Bei den seit mehr als einer Woche andauernden Kämpfen um die philippinische Großstadt Marawi sind nach Angaben des Militärs bislang 89 bewaffnete Islamisten getötet worden. Zudem seien 21 Angehörige der Sicherheitskräfte und 19 Zivilisten getötet worden, sagte Armeesprecher Restituto Padilla am Mittwoch. Hubschrauber feuerten erneut Raketen auf mutmaßliche Stellungen der Aufständischen im Stadtgebiet ab, wie ein AFP-Reporter berichtete.
Etwa zehn Prozent der Stadt seien noch unter Kontrolle der Islamisten, sagte Padilla. Dort sei mit heftigem Widerstand zu rechnen. Wie viele bewaffnete Kämpfer sich noch in den von Islamisten kontrollierten Gebieten befinden, ist der Armee zufolge unklar. Rund 2.000 Zivilisten sitzen dort nach Behördenangaben fest.
In sozialen Netzwerken im Internet wurde am Dienstag ein Video verbreitet, das einen Priester zeigen soll, der eine Woche zuvor von den Islamisten verschleppt worden war. In dem Video spricht der Priester von 240 Geiseln, die in der Gewalt der Aufständischen seien. Die Aufnahmen scheinen Armee-Sprecher Padilla zufolge „authentisch“, müssten aber noch weiter ausgewertet werden.
In der 200.000-Einwohner-Stadt Marawi auf der südlichen Insel Mindanao liefern sich Islamisten, die sich zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekennen, seit mehr als einer Woche Feuergefechte mit philippinischen Soldaten und Polizisten.
Die Gefechte begannen, nachdem Sicherheitskräfte ein Haus angegriffen hatten, in dem sie Isnilon Hapilon vermuteten, einen Kommandeur der Islamistengruppe Abu Sayyaf und Anführer des philippinischen IS-Ablegers. Hapilon sei vermutlich noch immer in der Stadt, sagte Padilla.
Angesichts der Kämpfe in Marawi hatte Präsident Rodrigo Duterte am Dienstag vergangener Woche das Kriegsrecht über die gesamte Region Mindanao verhängt. Er drohte zudem damit, die Maßnahme auf das gesamte Land auszudehnen. Zur Begründung sagte er, die IS-Miliz habe inzwischen auch im Zentrum und im Norden der Philippinen Fuß gefasst.
In den Philippinen kämpfen muslimische Aufständische seit vier Jahrzehnten gegen die Regierung des mehrheitlich katholischen Landes. Mehr als 120.000 Menschen wurden bei diesen Konflikten getötet. In der Region Mindanao, die aus der gleichnamigen großen Insel und weiteren kleineren Inseln besteht, verüben Mitglieder islamistischer Gruppen in ihrem Kampf für Unabhängigkeit oder Autonomie immer wieder Anschläge oder Überfälle.
Leser*innenkommentare
Martin_25
Danke für den Artikel, lediglich im letzten Absatz werden die Anschläge, Entführungen, Schutzgelderpressungen durch kriminelle Gruppen sehr beschönigt als: "verüben Mitglieder islamistischer Gruppen in ihrem Kampf für Unabhängigkeit oder Autonomie immer wieder Anschläge oder Überfälle" dargestellt. Es gab und gibt auf den Philippinen die Verschiedensten Bevölkerungsteile, mit unterschiedlicher Kultur und Sprache. Diese genießen schon seit einiger Zeit neben einer Repräsentation in den Regierungsorganen (Senat und Congress) auch eine gewisse Autonomie. Über eine Föderalisierung wurde auch schon gesprochen. Wenn also jetzt Anschläge , Geiselnahme und Angriffe gegen Polizei und Militär als Folge der versuchten Festnahme eines internationalen Terroristen auftreten ist das kein Kampf für Unabhängigkeit und Autonomie, sondern Unterstützung von Terroristen. Der Kampf um mehr Selbstverwaltung nimmt durch solche Aktionen nur Schaden. Selbst die lokalen islamischen Führer sagen, dass das nichts mit Islam zu tun hat.