Käftiger Aufschwung setzt sich fort: Wirtschaft boomt trotz Finanzkrise

Mehr Investitionen und Konsum: Die deutsche Wirtschaft ist zum Jahresbeginn so stark gewachsen wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt legte um 1,5 Prozent zu.

"Sehr robuste" Wirtschaft: Trotz Finanzmarkttief müssen Einkaufszentren nicht darben Bild: dpa

WIESBADEN dpa Die deutsche Wirtschaft trotzt der globalen Finanzkrise und dem starken Euro und ist zum Jahresbeginn so kräftig gewachsen wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Ungeachtet aller Risiken legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal kräftig um real 1,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu, meldete das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden. "Der wirtschaftliche Aufschwung des vergangenen Jahres hat sich damit unvermindert fortgesetzt", schrieben die Statistiker. Die Wirtschaft habe sich trotz des starken Euro und der Rekordölpreise als "sehr robust" erwiesen. Konjunkturmotor war das Inland. Die Firmen investierten deutlich mehr, der Bau boomte und der Konsum legte zu.

Das überraschend hohe Plus - das deutlich höher als im Vorquartal mit 0,3 Prozent Wirtschaftswachstum ausfiel - ist nach Ansicht von Ökonomen aber durch Sondereffekte wie die milde Witterung überzeichnet. "Die Zahl von 1,5 Prozent darf man nicht wirklich ernst nehmen", sagte Europa-Chefvolkswirt Holger Schmieding von der Bank of America. "Sie sagt nichts über den zugrundeliegenden Trend aus und der geht nach unten." Für das Frühjahr rechnen die Ökonomen mit dem Rückfall der Konjunktur in eine Stagnation.

Die ungewöhnlich milde Witterung bescherte der Bauindustrie zu Jahresanfang einen Boom - diese Aufträge dürften im Frühjahr fehlen. Die Firmeninvestitionen fielen so hoch aus, weil nach Auslaufen von steuerlichen Vorteile zum Jahresende nicht alle Aufträge abgearbeitet werden konnten. Auch der Konsum ist nach Meinung von Volkswirten überzeichnet. Die Exporte liefen zwar trotz des starken Euro gut, doch wegen des Anstiegs der Importe bremste der Außenhandel insgesamt das Wirtschaftswachstum. Stärker als im ersten Quartal dieses Jahres hatte die Konjunktur zuletzt im Frühjahr 1996 zugelegt. Gegenüber dem Vorjahr wuchs die Wirtschaft zu Jahresanfang um 1,8 Prozent.

Nach dem guten Start ins Jahr wird die Wirtschaft ihr Tempo wohl drosseln. "Dennoch ist klar: Der Aufschwung ist noch da, wir werden unsere Wachstumsprognose für 2008 nach oben korrigieren", sagte Matthias Rubisch von der Commerzbank. Die Bundesregierung hatte jüngst ihre Vorhersage auf 1,7 Prozent Wachstum in diesem Jahr gesenkt. Viele Ökonomen sind nun optimistischer und rechnen mit mehr als zwei Prozent. 2007 hatte die deutsche Wirtschaft trotz der Mehrwertsteuererhöhung das zweite Wachstumsjahr infolge mit einem Plus von 2,5 Prozent erzielt.

Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich gebessert. Im ersten Quartal wurde die Wirtschaftsleistung von 39,8 Millionen Erwerbstätigen erbracht, das waren 1,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Ausführliche Ergebnisse gibt das Statistische Bundesamt am 27. Mai bekannt.

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