KOMMENTAR SORGERECHTE FÜR VÄTER: Recht ist gut, Mediation besser
Dass das geltende Sorgerecht für Väter diskriminierend ist, steht fest. Gesetzesnovellen allein reichen aber nicht aus, es braucht professionelle Moderation zwischen den Elternteilen.
D as war zu erwarten: Nachdem der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte das in Deutschland geltende Sorgerecht für Väter als diskriminierend kritisiert hatte, muss nun nachgebessert werden - und zwar im Sinne der ledigen Väter. Bisher nämlich ist ein unverheirateter Vater im Fall einer Trennung derzeit rechtlich schlechter gestellt als ein verheirateter Vater.
Bei wenig anderen Themen schlagen die Emotionen so hoch wie bei diesem. Trennen sich Eltern, dann werden Kinder schnell zur Verhandlungsmasse. Deshalb soll bei Entscheidungen über das Sorgerecht künftig das Kindeswohl im Mittelpunkt stehen. Und dann könnte im Notfall auch gegen den Willen der Mutter, die dem gemeinsamen Sorgerecht nicht zustimmt, entschieden werden.
Ist das gerecht? Bei Streitigkeiten ums Sorgerecht stehen sich zwei Parteien oft unversöhnlich gegenüber. Und beide wollen im Prinzip das gleiche: das Kind - und dass es ihm gut geht. Gegen den Expartner werden oft altbekannte Argumente bemüht: Er kümmert sich nicht! Sie will mir das Kind wegnehmen! Die Krux ist: Oftmals stimmt beides. Was macht man nun damit?
Simone Schmollack ist Redakteurin im Inlandsressort der taz.
Um das herauszubekommen, hat das Justizministerium einen Forschungsbericht in Auftrag gegeben, der im September vorliegen soll. Dann werden nüchterne Zahlen ein emotional hoch aufgeladenes Thema eingrenzen. Aber dies allein wird die Konflikte zwischen getrennten Eltern nicht ausräumen können. Klare Gesetze sind hier zwar von Nutzen. Wichtiger kann aber auch eine professionelle Moderation zwischen den sich trennenden Eltern sein. Eine solche Mediation kann manchmal lange dauern. Bei denen, die sie durchlaufen haben, war sie oft von Erfolg gekrönt.
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