Klage gegen X wegenKI-Training

Der Twitter-Nachfolger lässt seinen Chatbot mit Posts von Nut­ze­r*in­nen lernen – ohne deren Einwilligung

Die europäische Datenschutz-Organisation Noyb hat in acht EU-Ländern Beschwerden gegen Elon Musks Online-Plattform X, ehemals Twitter, eingereicht. Dabei geht es um den X-Chatbot Grok, dessen Künstliche Intelligenz standardmäßig mit Beiträgen von Nut­ze­r*in­nen trainiert wird.

Die X-Nutzer*innen werden nicht vorab um Erlaubnis für diese Verwendung ihrer Daten gebeten oder auch nur darüber informiert – ein Missstand aus Sicht von Datenschützer*innen. „Unternehmen, die direkt mit Nutzern interagieren, müssen ihnen einfach eine Ja/Nein-Abfrage stellen, bevor sie ihre Daten verwenden“, sagte Noyb-Chef Max Schrems. „Sie tun dies regelmäßig für viele andere Dinge, also wäre es definitiv auch für KI-Training möglich.“

Noyb habe ein „Dringlichkeitsverfahren“ gemäß Artikel 66 DSGVO in Österreich, Belgien, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Niederlande und Spanien beantragt. Diese Vorschrift erlaube es den Datenschutzbehörden, vorläufige Anordnungen zu treffen und eine EU-weite Entscheidung über den Europäischen Datenschutzausschuss zu treffen.

Auch die irische Datenschutzbehörde DPC, die für X in Europa zuständig ist, hatte bereits am vergangenen Dienstag eine – allerdings weniger weitreichende – Klage gegen das Netzwerk erhoben.

Die ungefragte Nutzung der X-Daten und die geänderte Datenschutz-Einstellungen waren vor zwei Wochen dem X-Nutzer @EasyBakedOven aufgefallen. Dabei war das Häkchen bei der Erlaubnis für Grok, neben direkten Interaktionen mit dem Chatbot auch öffentliche X-Beiträge zu verwenden, für alle automatisch gesetzt. Die Einstellung kann nur in der Web-Version von X verändert werden, in der Smartphone-App wird sie aktuell gar nicht angezeigt. Das solle sich bald ändern, kündigte X an.

Der Facebook-Konzern Meta hatte im Juni ähnliche Pläne auf Druck der irischen Da­ten­schüt­ze­r*in­nen auf unbestimmte Zeit aufgeschoben. Auch er wollte ursprünglich öffentliche Beiträge von Nut­ze­r*in­nen in Europa zum Training seiner KI-Modelle verwenden. Zuvor war kritisiert worden, dass Meta keine ausdrückliche Einwilligung der Nut­ze­r*in­nen vorsah, sondern lediglich die Möglichkeit, der Verwendung der Daten zu widersprechen. X geht nun so vor, wie Meta es vorhatte.

Grok soll mit anderen KI-Chatbots wie dem Vorreiter ChatGPT der Firma OpenAI oder Claude von Anthropic konkurrieren. Die Software wird nicht direkt bei X entwickelt, sondern der Firma xAI, die ebenfalls Musk gehört. (dpa)