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K-Pop-Castingshow „Dream Acadamy“Leistungsdruck in der Traumfabrik

In Korea werden Teeanger zum K-Pop-Star ausgebildet. Sie stehen unter enormem psychischem Druck. Die Serie „Dream Acadamy“ begleitet einige.

Die Teilnehmerinnen der „Dream Academy“ kommen aus Südkorea, aber auch aus Brasilien und Belarus Foto: Screenshot Youtube

Fünf junge Mädchen verschiedener Herkünfte stehen in einem Loft-Raum, hinter ihnen die Skyline von Los Angeles. Ihre Frisuren sind perfekt gestylt, das Make-up sitzt, die Outfits passen zum derzeit beliebten Y2K-Stil. Gemeinsam singen sie den Song „Still Into You“ der amerikanischen Band Paramore. Während der Song im Original eher punkig daherkommt, ist die Variante der Girlgroup reduziert und lieblich. Immer wieder richtet sich die Kamera auf die Sängerin, die gekonnt ihr Solo vorträgt.

Die Szene ist Teil der neuen Show „Dream Academy“. Gesucht wird die erfolgreichste Girlband der Welt. Dahinter stehen das milliardenschwere K-Pop-Unternehmen Hybe sowie die amerikanische Plattenfirma Geffen Records. Der Auswahlprozess wird auf Youtube und Tiktok gezeigt, im kommenden Jahr soll eine Dokumentation auf Netflix folgen.

Ermöglicht wird das durch ein riesiges Budget, schließlich ist Bang Si-hyuk, Hybe-Chef und Entdecker der erfolgreichstn K-Pop-Band BTS, mit einem geschätzten Vermögen von über zwei Milliarden Dollar einer der reichsten Männer Südkoreas. Die neue Girlband soll an diese Erfolge seiner Zöglinge anknüpfen. Aus 120.000 Bewerberinnen wurden 20 Mädchen gecastet. Die Teilnehmerinnen kommen unter anderem aus der Schweiz, Belarus oder Brasilien.

Harte Ausbildung


Die Auswahl der Teilnehmerinnen erfolgt nach den Prinzipien der für den K-Pop (steht für Korean Popular Music) typischen Idol-Ausbildung. Es gibt verschiedene Wege, ein „Idol“, also Bandmitglied, zu werden. Der klassische Weg ist ein Vorsingen und -tanzen bei einer Entertainmentfirma.

Nach erfolgreicher Teilnahme wird man als „Trainee“ angestellt, was eine mehrjährige Ausbildung in Seoul bedeutet. Eine weitere Möglichkeit, um vom „Trainee“ zum „Idol“ aufzusteigen, sind die sogenannten Survival Shows. Hier konkurrieren Kan­di­da­t*in­nen in zahlreichen Shows um die Mitgliedschaft in einer Band oder HipHop-Tanzgruppe. Während sich deutsche Castingshows wie DSDS in den letzten Jahren wenig innovativ zeigten, boomt der Markt um Survival- und Reality Shows aus Südkorea.

Trotz ihrer Beliebtheit stehen Survival Shows immer wieder in der Kritik. Dabei geht es um die bearbeitete Darstellung der Teilnehmerinnen und manipulierte Stimmabgaben, aber auch um die Ausbildung der Trainees selbst. Denn die ist wegen der langen Arbeitszeiten, dem hohen Konkurrenzdruck, vorgegebenen Diät­programmen und strengen Verträgen eine enorme psychische Belastung. Die meisten Trainees sind zudem minderjährig.

Show nur bei Youtube und Tiktok

Was „Dream Academy“ von anderen koreanischen Survival-Shows unterscheiden soll, ist nicht nur der Anspruch, eine internationale Band zusammenzustellen. Der Auswahlprozess wird außerdem ausschließlich über Youtube und Tiktok übertragen. Das Fan-Voting findet über die koreanische Fandom-Plattform WeVerse statt, die ebenfalls zum Hybe-Imperium zählt. Doch die K-Pop-Fans haben „Dream Academy“ bislang in den sozialen Netzwerken eher verhalten aufgenommen.

Das könnte daran liegen, dass es im Gegensatz zu gewöhnlichen Castingshows schwer ist, ein Gefühl für die Stimmung der Show zu bekommen, da man sich vereinzelt durch kurze Clips klicken muss. Bislang gab es zwei „Challenges“, in denen die Teilnehmerinnen in voraufgezeichneten Auftritten Songs covern und beliebte K-Pop-Choreografien nach tanzen mussten. Einen weiteren Aspekt, den Fans an der Show vermissen könnten, ist die Nahbarkeit und Authentizität der „Idols“. Auch wenn „Dream Academy“ eine Reality-Show sein will, kommt man den Teilnehmerinnen kaum nah.

Die Dream Academy wirkt wie eine Dauerwerbesendung

Immerhin: der Cast ist sehr divers. Doch wie das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen funktioniert, wird leider nicht gezeigt. Das kann mitunter auch damit zusammenhängen, dass die Macher der Show einen Fokus auf die psychische Gesundheit der Teilnehmerinnen legen wollen, die alle in einem vulnerablen Alter von 14 bis 20 Jahren sind.

Dass die Realität hinter dem Traum vom „Idol“-Dasein wenig glamourös aussieht, zeigt die Show aber nicht. Stattdessen zeichnen die Macher in weichen Bildern junge, normschöne Mädchen, die immer wieder betonen, wie hart sie für diesen Traum arbeiten würden. Zudem wirkt „Dream Academy“ oftmals wie eine Dauerwerbesendung. Immer wieder fallen die Namen der beteiligten Labels, auf TikTok machen die Teilnehmerinnen Werbung für eine Smartphone-Marke.

Auch wenn die Umsetzung der Show wenig spannend ist: „Dream Academy“ zeigt, wie die Castingshows der Zukunft aussehen könnten. Und zwar divers, global, digital und so makellos, dass es schon wieder langweilig ist.

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