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K-Frage vor der UnionsfraktionLaschet und Söder umwerben Fraktion

Söder versucht mit Hilfe der Unions-Abgeordneten doch noch Kanzlerkandidat der Union zu werden. Laschet hält dagegen. Es könnte ein langer Abend werden.

Konkurrenten um die Kanzlerkandidatur der Union: Laschet (r.) und Söder am Sonntag Foto: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Berlin dpa/afp | CDU-Chef Armin Laschet und der CSU-Vorsitzende Markus Söder haben vor der CDU/CSU-Bundestagsfraktion um Unterstützung für die angestrebte Kanzlerkandidatur geworben. Sie nutzten ihre Auftritte vor den Abgeordneten zudem dafür, auf die Schwächen des jeweils anderen anzuspielen, wie Teilnehmer am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Söder habe auf Laschets schwache Umfragewerte verwiesen und Laschet habe Söders politische Kehrtwenden in Erinnerung gerufen.

Laschet appellierte an die Geschlossenheit und Einigkeit der Union. „Wir brauchen keine One-Man-Show“, sagte er nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur von Teilnehmern offenbar in Richtung Söder. Die SPD habe sich monatelang mit nichts anderem als mit ihrem Parteivorsitz beschäftigt, warnte Laschet.

Nachdem am Vortag die Präsidien von CDU und CSU jeweils ihren Vorsitzenden den Rücken für die Kanzlerkandidatur gestärkt hatten, bestand Söder darauf, auch ein Meinungsbild der Fraktion einzuholen.

Söder forderte demnach, die Union müsse „alles unternehmen, um so stark wie möglich zu sein und um so viele Abgeordnete wie möglich in den Bundestag zu bekommen“. Für einen Wahlsieg in dieser für die Union sehr kritischen Phase brauchten CDU und CSU die „maximal beste Aufstellung, um erfolgreich zu sein – nicht nur die angenehmste“. Diese Ausführungen Söders konnten als Hinweis auf seine besseren Umfragewerte im Vergleich zu Laschet verstanden werden.

Söder: „Denen dürfen wir unser Land nicht überlassen“

Der CDU-Chef betonte nach Teilnehmerangaben, die Union werde aus ihrem Umfragetief nur herauskommen, wenn man in der Bekämpfung der Corona-Pandemie besser werde. Offensiv ging Laschet Söder demnach wegen dessen Vorschlag einer Klima-Allianz gemeinsam mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) an. Dies könne man auf Länderebene machen. Dies sei aber auch gefährlich. „Am Ende wählen die Leute dann die Grünen“, warnte Laschet. „Wir müssen unsere Themen setzen.“

Söder, der den Angaben zufolge etwa doppelt so lang wie Laschet sprach, sagte mit Blick auf einen möglichen Wahlsieg der Grünen: „Ist man Juniorpartner, bleibt man Juniorpartner. Und das kann nicht unser Anspruch sein.“ Er habe nichts gegen SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und das Grüne-Führungsduo Robert Habeck sowie Annalena Baerbock, „aber denen dürfen wir unser Land nicht überlassen“.

Laschet und Söder kamen persönlich zur Sitzung im Reichstagsgebäude in Berlin, wo die Fraktion teils in Präsenz und teils virtuell zugeschaltet zu ihren regulären Beratungen in der Sitzungswoche des Bundestags zusammentrat.

In der Sitzung maß Söder der Bundestagsfraktion offenbar eine wichtige Rolle bei der Suche des Kanzlerkandidaten von CDU und CSU bei. „Es gibt nur ein Gremium, das gemeinsam tagt und als gemeinsames Gremium wahrgenommen wird.“ Das sei eine Frage von Respekt und Anstand. „Für mich gehört es zur Selbstverständlichkeit, dass Abgeordnete gehört werden – und deswegen bin ich heute da.“

Laschet rief auch schon beim Eintreffen zur Einigkeit auf. „Unstimmigkeiten zwischen CDU und CSU haben uns noch nie geholfen.“ Zugleich betonte der NRW-Ministerpräsident: „Wer als Kanzlerkandidat der Union in die Bundestagswahl geht, sollte zügig geklärt werden.“ Die Menschen in Deutschland erwarteten zu Recht, „dass die Union unser Land gut durch die Krise führt“, sagte Laschet. „Die Bundestagswahl wird auch darüber entscheiden, wie sich Deutschland für die Zukunft aufstellt.“

Fraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt nannten es einen „normalen Vorgang“, dass die beiden Parteivorsitzenden an den Beratungen teilnahmen. Es gehe um „Respekt gegenüber der Fraktion“, sagte Dobrindt. „Alles andere wäre auch mehr als seltsam gewesen.“ Der CSU-Politiker sagte, man müsse eine „Teamlösung“ finden.

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8 Kommentare

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  • Söder bestimmt das Procedere jeweils so, wie es ihm gerade passt, je nach Laune und vermeintlicher Siegesgewissheit unter Einbeziehung massiver Verunglimpfung Anderer. Wäre er glaubhaft, hätte er nicht ewig verkündet, sein Platz sei in Bayern. Außerdem hätte er das jetzt geforderte Votum der Abgeordneten schon längst haben können. Und ganz zum Schluss. Er hat vergessen, endlich mal eine gesamtdeutsche Maske aufzusetzen, nur eine Kleinigkeit, aber Feinigkeit am Rande. Und zu allerletzt: Die Medien haben überwiegend Angst vor ihm, ihn mit dem zu konfrontieren, was er ist, nicht, was er scheint, der Blender. Da kommt viel - überwiegend Unvorteilhaftes - heraus.

  • Es wird keine gemeinsame Lösung geben. Söder versucht die größere CDU vor sich herzutreiben. Mit sehr unseriösen Mitteln. An der Oberfläche kooperativ und kameradschaftlich. Im Kern aber unseriös und wadlbeisserisch. Söder versucht Laschet auszubooten und die CDU zu übernehmen. Und die CDU zeigt sich hilflos. Sie lässt sich in Auseinandersetzungen um Namen treiben statt um Programme.

  • Wer lesen kann ist klar im Vorteil, sagt der Volksmund. Im Wort Lex höre ich auch unterschwellig Lesen und die Lex Union, dachte ich, wäre ein Selbstläufer nach den Verlautbarungen am Montag. Jetzt wird eine schlechte Ratgeberin mobilisiert, die ANGST. Berechtigt, weil die Selbstzerstörung vorangetrieben wird durch "Schüsse aus dem Hinterhalt", martialisch brutal, aber die Brisanz des Absturzes zur Juniora ist kein Menetekel mehr für die Union. Jetzt schon kann man sich ausmalen, wie dieser Streit um die Kandidatur, mehr ist es ja nicht, den Wahlkampf beeinträchtigen wird. Zur Freude des übrigen bunten Spektrums an Angeboten für die Besetzung des Kanzler:innenamtes, leicht possenhaft. Apropos Lesen: Eine Empfehlung an die demokratischen und sozialen Parteichristen bis zum Showdown im High Noon wäre das Sachbuch "Empathische Ethik" UT "Ein Entwurf für die Post-Corona-Zeit". Lesen kann heilen.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - schlenztein:

    “FRAGEN

    taz.de/K-Frage-vor...fraktion/!5765209/



    "Offensiv ging Laschet Söder demnach wegen dessen Vorschlag einer Klima-Allianz gemeinsam mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) an. Dies könne man auf Länderebene machen. Dies sei aber auch gefährlich. „Am Ende wählen die Leute dann die Grünen“, warnte Laschet. „Wir müssen unsere Themen setzen.“ Themen setzen. Genau.







    Damit Wähler*in nicht fragt:



    "Warum habt Ihr so sehr versagt,



    beim Kampf gegen die Pandemie?



    Eure Art von Politik,



    das ist doch nur ein Bubenstück.



    - Und der Rest? Zeremonie."







    Söder, der den Angaben zufolge etwa doppelt so lang wie Laschet sprach, sagte mit Blick auf einen möglichen Wahlsieg der Grünen: „Ist man Juniorpartner, bleibt man Juniorpartner. Und das kann nicht unser Anspruch sein.“ Er habe nichts gegen SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und das Grüne-Führungsduo Robert Habeck sowie Annalena Baerbock, „aber denen dürfen wir unser Land nicht überlassen“.



    Unser Land. Interessant.







    „Die Bundestagswahl wird auch darüber entscheiden, wie sich Deutschland für die Zukunft aufstellt.“ Ach was! (© Opa Hoppenstedt aka Loriot)“

    kurz - “ Unser Land.“ - Interessant.



    Klar & Däh! - UNSERE - CDU - BOLLWERK DER HEIMAT - 👻 -



    images.app.goo.gl/9BMELkMiah1bohR87

    kurz2 - Kanns kaum erwarten - 🤮 -

    • @Lowandorder:

      +1

  • 9G
    92293 (Profil gelöscht)

    Das ist ja ein Lüftchen Demokratie. Am Ende nimmt jeder ein Päckchen Vorteile mit. Derjenige der überzeugend dargelegt hat welche Linien in der nächsten Legislatur eingehalten werden sollten. Derzeit ist es ja wohl so dass die Konservativen der afd und weiter rechts den öffentlichen Raum überlassen haben. Das Selbstverständnis bei der christlichen Union ist, las die unvermögenden weiter kurz vor knapp über die Runden kommen, während wir uns schön an die vermögenden anschmiegen. So oder so kann der Weg in die Opposition auch eine Stütze für die kapitale Gemeinschaft sein.

    • @92293 (Profil gelöscht):

      "Derjenige der überzeugend dargelegt hat welche Linien in der nächsten Legislatur eingehalten werden sollten."

      Wenn Sie glauben, dass Absprachen der CDU/CSU irgendetwas wert wäre, dann sind Sie ein tapfererer Mensch als ich.

      Dass die etwas anderes können als Pfusch und Beschiss, dafür wäre der Beweis erst mal zu erbringen.

      • 9G
        92293 (Profil gelöscht)
        @Ajuga:

        Das tapferste war wohl in Bayern aufzuwachsen und die csu nicht zu unterstützen. Wenn man bedenkt dass Söder nüßlein und sauter gerne weiter behalten hätte und wenn man bedenkt dass Scholz einfach keine Unstimmigkeiten bei wirecard erkennen wollte, wird es wirklich schwierig die konsenspragmatik bei Politikern für gut zu heißen.