Justizreform in Israel: Opposition bricht Verhandlungen ab
Israels Opposition verlässt die Kompromiss-Gespräche zur Justizreform. Zuvor war die Kandidatenwahl für ein Gremium zur Richterernennung gescheitert.
Die Pläne der Regierung zum Umbau der Justiz hatten beispiellose Massenproteste und die größte innenpolitische Krise in Israel seit Jahren ausgelöst. Sie zielen darauf ab, die Befugnisse der Justiz und des Obersten Gerichts einzuschränken und die Stellung des Parlaments und des Ministerpräsidenten zu stärken.
Netanjahu, gegen den ein Prozess wegen Korruption läuft, stellt die Reform als notwendig dar, um das Gleichgewicht in der Gewaltenteilung wiederherzustellen. Kritiker befürchten jedoch eine Schwächung der unabhängigen Justiz und eine Aushöhlung der Demokratie.
Eines der Kernelemente der Justizreform betrifft die Ernennung der Obersten Richter. Bislang stimmte über die Zusammensetzung des Obersten Gerichts ein vom Justizminister beaufsichtigtes Gremium aus Politikern, Richtern und Mitgliedern der Anwaltskammern ab. Die geplante Neuregelung würde jedoch der Regierung die Kontrolle darüber übertragen.
Empfohlener externer Inhalt
Kritik von Netanjahu
Die aktuelle Gesetzeslage sieht neun Gremiumsmitglieder vor, darunter zwei Abgeordnete – ein Kandidat der Regierungskoalition und ein Kandidat der Opposition. Am Mittwoch wurde die von Lapid und Gantz unterstützte Oppositionskandidatin Karine Elharrar-Hartstein zwar mit der Mehrheit der Stimmen gewählt.
Auf die Regierungskandidatin hingegen konnte sich die ultrarechte Koalition aus Netanjahus konservativem Likud sowie ultraorthodoxen und rechtsextremen Parteien aufgrund interner Streitigkeiten nicht einigen. Infolgedessen muss nun innerhalb von 30 Tagen eine neue Abstimmung erfolgen.
Lapid warf Netanjahu daraufhin vor, die Bildung des Gremiums „heute verhindert“ zu haben. Der Regierungschef habe dem „vorgetäuschten Eindruck, er wolle Verhandlungen, ein Ende gesetzt“, sagte der Parteichef von Jesch Atid. „Die Bedrohung der Demokratie ist nicht beseitigt.“
Ähnlich äußerte sich Gantz. „In der gegenwärtigen Situation, in der es kein funktionierendes Gremium“ gebe, seien Gespräche bei Herzog „sinnlos“, sagte der Chef der Chosen LeJisra’el.
Netanjahu wiederum warf Lapid und Gantz vor, nicht an einem Kompromiss interessiert zu sein. „Ihr Vertreter wurde gewählt, und sie haben die Verhandlungen trotzdem platzen lassen. Gantz und Lapid wollen also keine echten Verhandlungen“, sagte er in einem im Internet verbreiteten Video.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!