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Juristischer Streit um den HijabDas Kopftuch, das ich meine

Die Frau, die für ihr Kopftuch bis nach Karlsruhe zog, hat eine Biografie verfasst. Fereshta Ludin beschreibt eine Geschichte von Missverständnissen.

Fereshta Ludin will die Deutungshoheit über ihr Leben zurück. Bild: reuters

Warum will sie das Kopftuch nicht abnehmen? Warum behauptet sie, Frauen im Islam seien nicht unterdrückt? Warum arbeitet sie an einer Schule, die von den Radikalen von Milli Görüs betrieben wird? Warum ist sie so stur? So lauteten die misstrauischen Fragen an Fereshta Ludin – die Lehrerin, die nicht unterrichten durfte, weil sie ein Stück Stoff um den Kopf gewunden trug.

Dass die Fragen in der dritten Person gestellt wurden, war Teil des Problems. Man traute ihr nicht über den Weg. Man unterstellte ihr eine heimliche Agenda. „Es ging darum, mich zu politisieren“, sagt sie jetzt im Gespräch mit der taz. Sie ist reifer geworden, das Gesicht einer Dame unter einem locker gebundenen knalllila Kopftuch. Sie spricht immer noch leise, aber sie macht Witzchen und lacht. Das war beim Interview vor zwölf Jahren nicht möglich. „Ich stand unter Generalverdacht. Und ich war jung, ich hatte dem wenig entgegenzusetzen.“

Fünfzehn Jahre nachdem Fereshta Ludin anfing, vor Gericht darum zu kämpfen, ihr Kopftuch in der Schule tragen zu dürfen, entschleiert sich die sonst eher zugeknöpfte Muslimin in einem 350-Seiten-Buch: „Die Enthüllung der Fereshta Ludin“ heißt es und erscheint am Donnerstag. Es ist ein Buch über Missverständnisse, die es so zwischen MuslimInnen und der Mehrheitsgesellschaft in Deutschland oft gibt – und zugleich eine Ermutigung, sie zu überwinden.

Fereshta Ludin will die Deutungshoheit über ihr Leben zurück. Wie sehr sie sich missverstanden fühlte, zeigt sich schon an ihrer Herkunft. Ludin beschreibt ihr liberales Elternhaus, in das sie als jüngstes von fünf Geschwistern hineingeboren wird. Der Vater, Ingenieur für Wasserbau, ist erst Regierungsberater und dann Botschafter Afghanistans in Deutschland, die Mutter ist Lehrerin und engagiert sich für Frauenrechte. In ihrem Elternhaus gibt es absolut keinen Zwang zum Glauben, aber viele Diskussionen im „Familienrat“, in dem auch die Jüngste eine Stimme hat.

Gedöns-taz

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Während die Familie die traditionelle Pilgerreise nach Mekka antritt, besetzen die Russen Afghanistan, der Job das Vaters ist perdu. Die Familie will eigentlich in die USA ausreisen, aber es gibt Probleme mit den Visa. Also sucht der Vater in Riad einen Übergangsjob. Doch kurze Zeit später stirbt der herzkranke Mann. Die Familie ist schockiert, die Zukunft völlig ungewiss. Die älteren Geschwister Ludins haben mittlerweile in Deutschland und den USA Familien gegründet. Ludin, entnervt von dem engstirnigen Islam in Saudi-Arabien, überredet ihre Mutter, Asyl in Deutschland zu beantragen.

Eingriff in die Freiheit

Wieso das Kopftuch? Nach dem Tod ihres sehr geliebten Vaters entwickelt die junge Fereshta eine enge Beziehung zu Gott. Sie setzt sich mit dem Islam auseinander – und es gefällt ihr nicht, was in Saudi-Arabien daraus gemacht wird. Die diskussionsfreudige Jugendliche, die mit ihren großen Brüdern einen Islam des Nachdenkens entwickelt hat, gerät mit Lehrerinnen in Streit – so, als sie den dort üblichen Gesichtsschleier ablehnt. „Schon damals begriff ich dies als einen Eingriff in meine persönliche Freiheit“, schreibt sie.

Doch setzt sie sich auch mit der Kleiderordnung im Islam auseinander. „Schon immer hat es mich irritiert, wenn Frauen sich für fremde Männer übertrieben hübsch machten“, schreibt sie. „Ich wollte mein Selbstbewusstsein nicht daraus ziehen, wie mein Körper auf andere wirkte.“

Sie entscheidet sich für einen Mittelweg, das Kopftuch. Sie ist zu dem Schluss gekommen, dass Staat und Religion am besten getrennt werden und das Kopftuch damit Privatsache ist. Und betreibt die Ausreise nach Deutschland. „Ich kam aus sehr ideellen Gründen nach Deutschland“, sagt sie. „Ich dachte, hier kann ich mich als Frau frei entfalten.“

Falsch gedacht. Im Studium lernt sie, dass ihre KommilitonInnen sie für unterdrückt halten, weil sie ein Kopftuch trägt. Im Seminar erklärt man ihr, wie rückständig der Islam sei. Dass sie einen ganz anderen Islam kennt und lebt, will dort niemand hören. Im Gegenteil, man findet sie verblendet. Aus diesem Missverständnis kommt Ludin, kommt die Mehrheitsgesellschaft nie wieder heraus.

Mehr noch, das alles führt auch dazu, dass Ludin nicht in den Schuldienst übernommen wird. Sie weist immer wieder darauf hin, dass ihr Kopftuch nicht für eine Benachteiligung der Frauen stehe. Die einzige Benachteiligung, die sie erfährt, ist die durch den Staat. Die Kommunikation ist eine einzige Katastrophe: Ludin möchte die Botschaft senden: Schaut, ich stehe für den friedlichen, barmherzigen Islam mit eingebauten Frauenrechten. Die Gesellschaft aber versteht nur: Kopftuch gleich Unterdrückung. Es ist wohl eine der einschneidendsten Erfahrungen Ludins, dass alles, was sie denkt, in Deutschland nicht zählt.

Ohne Feministinnen

Sie gründet die „Muslimische Jugend“ mit, deren Homepage auch unter dem Namen mujahid.de erreichbar war. Das alte Kommunikationsproblem: Gesendet wird, dass es hier Menschen ernst meinen mit dem inneren Kampf um den Islam. Herkömmliche Deutsche dagegen kennen Mudschahedin nur als bewaffnete Kämpfer. Und weil die EmpfängerInnen der Signale in der Mehrheit sind, haben die SenderInnen ein Problem. Sie nennen es Islamophobie.

Besonders, dass die Feministinnen sie nicht unterstützten, hat Ludin getroffen. „Ich habe mich nicht für das Kopftuch eingesetzt, sondern für das Selbstbestimmungsrecht der Frau. Gerade von Alice Schwarzer hätte ich Solidarität erwartet. Aber sie hat nie mit mir gesprochen.“

Fereshta Ludin, die heute immer noch an der Islamischen Grundschule in Berlin unterrichtet, hat nach dem neuen Urteil aus Karlsruhe gewonnen. Ihr Tuch löscht nun nicht mehr die Identität der Trägerin aus und bildet nicht mehr die „abstrakte Gefahr“, die den Schulfrieden gefährden könnte. „Abstrakte Angst“ nennt Ludin das. Gegen konkrete Angst kann man etwas tun, davon ist sie überzeugt. „Friedenspädagogik“, sagt Ludin, sei ihr sehr wichtig. „Und dass man den Schulfrieden, den man nicht gestört haben will, gemeinsam gestaltet.“

Es hat sich etwas geändert in den zwölf Jahren. Der Islam gehört mehr zu Deutschland, und das ruft neue Ängste wach, die sich in Pegida-Demonstrationen ausdrücken. Fereshta Ludin hat einen Schritt getan, diesen abstrakten Ängsten eine konkrete Person entgegenzusetzen. Hätte sie das schon vor 15 Jahren getan, die Debatte hätte einen anderen Ton gehabt.

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91 Kommentare

 / 
  • Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts ist eine herbe Niederlage für die AfD. Denn deren Wählern haben die versprochen, den Muslimen die Kopftücher runter zu nehmen.

     

    Nun, liebe Wähler der AfD:

    Viele politischen Vorschläge und Vorhaben der AfD sind verfassungswidrig und überhaupt niemals durchsetzbar.

     

    Dagegen die Verfassung, Grundgesetz durch die Ewigkeitsklauseln des ersten und des zwanzigsten Artikel in Verbindung mit dem Artikel 5 die Unmöglichkeit der Durchsetzung der diskriminierenden Politik für die Ewigkeit garantiert.

     

    Die NPD hatte keinen Erfolg mit deren diskriminierenden Politik; darüber sollten die AfD-Wähler nachdenken.

    • @Stefan Mustermann:

      Kleine Korrektur...in Verbindung mit dem Artikel 3. GG (nicht 5):

       

      ...Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

    • @Ron Jeremy:

      heiliges schwein!

      die olle hat glück, dass frau Ludin solchen schmierax einfach ignoriert.

      • @christine rölke-sommer:

        Vielen Dank für Ihre sachliche Widerlegung.

  • Jaja - Meinung - die ich meine!

    2.0

     

    Das nenn ich einen Leseeinsatz:

     

    “@TECUMSEH ich helfe Ihnen gern auf:

    frau Ludin mag nicht von jedem depp beglotzt werden.

    und damit ist sie nicht alleine.

     

    und ob Ihnen das gefällt oder nicht, das ist völlig irrelevant.”

     

    Genau – und spielt in der hier in Frage stehenden Entscheidung wie im Vorbringen im Verfahren ebenso – keine Rolle.

    Also – So what!

     

    http://www.taz.de/Juristischer-Streit-um-den-Hijab/!157468/

    • @Lowandorder:

      klarer phall von

      männers können noch nicht mal besser gucken als denken

      *taschentuch!*

  • wundert mich dass manüber ein KOpftuch dsikuttidrt schau ich mir an wie manche

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    mich beunruhigt die art wie heute über ein stück stoff diskutiert wird das sich frau um den kopf bindet.

     

    ich habe keine ahnung von den heutigen schulgesetzen,hatte aber selbst lehrer mit hut,ohringen,langen haaren,seitenscheitel usw.

    man könnte genausogut über den stocksteifen alten mann mit seitenscheitel diskutieren,der mich noch unterrichtet hat.aber niemand der erwachsenen hat jemals nach seiner einstellung gefragt und seine liebe zum alten preußen hinterfragt.ob der so demokratisch war?unser pädophiler sportlehrer blieb auch im amt.

     

    ist die gute frau muslimin also stockkonservativ und prüde und zeigt das auch noch öffentlich?-seit wann ist das ein ausreichender grund für ein verbot in einer demokratie?

    muss man jetzt ständig gedankenpolizei spielen?-nein,ich habe nichts übrig für religionen,aber manchmal sollte jeder ein bischen mehr bei sich bleiben und die anderen machen lassen,so lange es niemanden schadet und keinem dritten weh tut.

  • Gut, dass keiner, auch niemand im Artikel die Schüler fragt, wie sie Frau Ludin als Lehrerin finden.

     

    Schüler sind ja auch das Unwichtigste im Lehrerjob.

  • Religion ist eine private Angelegenheit und jeder und jede kann zu Hause diese auch seine Religion ausüben die er oder sie meint.

    Wieso aber muss ich die Religion nach außen tragen? Das verstehe wer will?

    Es gab mal eine Zeit da insbesondere unter den Linken die Frage wie halte ich es mit der Religion gestellt wurde.

    Religionen egal welche sind und waren das Übel der Menschheit und was wurde alles schon im Namen der Religionen schlimmes verübt.

    Schon vergessen?

    Heute sind die Linken und die sogenannten AllesVersteher die Schützer der Religionen. Gilt das dann auch für das Kruzifix an der Schulwand wie für das Kopftuch?

    Komische Welt geworden.

    • @Jodofaun:

      Erst wenn man die Kruzifixe von den Schulwänden genommen hat, kann man doch Kopftücher in der Schule überhaupt zu einem Thema machen. Vorher wälzt jede derartige Diskussion nur Halbwissen, Vorurteile und Diskriminierung. s.u.

      • @Rainer B.:

        ja, so ist es.

  • 3G
    3784 (Profil gelöscht)

    Vorhandene Selbstbestimmung absprechend und als nicht wahrgenommene Fremdbestimmung bezeichnend fordert der so Urteilende, dass sich davon Betroffene seiner Fremdbestimmung zu unterwerfen haben, und diese als gewonnene Selbstbestimmung anerkennen müssen. Dies ist das Gemeinsame der geifernden Kopftuch-auf-Fraktion und Kopftuch-Ab-Fraktion. Die sich als Gegner ausgeben, offenbaren sich - als Brüder im Geiste.

    • @3784 (Profil gelöscht):

      Der Unterschied ist, dass sich die einen gegen formell wirksame staatliche Unterdrückung engagieren und die anderen gegen teilweise eingebildete Schauermärchen kämpfen! ;)

    • @3784 (Profil gelöscht):

      Gäbe es das Verbot nicht, gäbe es keine "auf-Fraktion". Ne, ich find´s einfach lächerlich wie sich viele auch noch möchtergern-freiheitlich vorkommen... für mich so kleine Schrebergartenspießer ("bei uns in Deutschland ist das sooo") und als "Ab-Fraktion" ein Verbot fordern, weil sie denken zu wissen was für andere gut ist, obwohl die anderen sich genau daran stören.

  • Frau Ludin gibt an: „Schon immer hat es mich irritiert, wenn Frauen sich für fremde Männer übertrieben hübsch machten.“

     

    Was aber ist ein „übertriebenes Hübschmachen“ und was hat man unter „fremden Männern“ zu verstehen ?

     

    Ich weiß nicht, warum diese Frau meint, der Haarschopf – egal ob von Mann oder Frau - sei etwas, dass nicht jedem gezeigt werden dürfte. Dies ist mir äußerst suspekt. Niemand zwingt die Frau sich selbst „übertrieben hübsch zu machen“ und unterstellt sie nicht, dass die Kopfhaare an sich schon etwas Anrüchiges seien?

    Ist schon das Tragen von offenem Haar das „übertriebene sich Hübschmachen“?

     

    Mir gefällt das Motiv für das Kopftuchtragen dieser Frau also überhaupt nicht. Weder will sie sich damit vor Sonne, Wind oder Kälte schützen, noch ist anzunehmen, dass sie damit nur Ordnung vors Gesicht bei ihrer Betätigung bringen möchte, da würd ein Stirnband wohl auch reichen.

     

    Es wäre aber toll, wenn es ihrem Wunsch entspräche, dass auch ihr Mann, bzw. die von ihr favourisierten Männer ein solches Kopftung tragen würden.

    Dass Lehrerinnen ohne Kopftuch genausogut – oder schlecht – für Kinder geeignet sein können, versteht sich wohl von selbst.

    • @Tecumseh:

      @tecumseh

      in keinem moment wird hier gesagt, dass sie gegen das "Huebschmachen" ist. Sie beschreibt nur, dass es sie "irritiert" hat in ihrem Leben. Sie wertet es nicht und behauptet auch nicht, dass man den Haarschopf nicht zeigen duerfe.

       

      Ich finde deinen Kommentar zu diesem Artikel voellig Sinnfrei.

       

      Fremde Menschen sind Menschen, die man nicht kennt...

    • @Tecumseh:

      Warum überlassen Sie es nicht einfach anderen Menschen selbst, wie diese sich zu kleiden wünschen?

       

      Wenn die eine ungeschminkt mit fettigen Haaren durch die Straßen ziehen will, warum nicht? Wenn die andere Lippenstift und Kopftuch trägt, warum nicht?

       

      Es ist widerlich, wenn die Mehrheitsgesellschaft einzelnen Individuen vorschreiben will, wie diese sich zu kleiden haben!

       

      Das passt zu autoritären Staaten wie Saudi-Arabien, aber nicht zu aufgeklärten Demokratien!

      • @Dhimitry:

        Es geht hier ja nicht darum, was jemand privat veranstaltet. Das ist und bleibt Privatsache und ist auch gut so.

        Hierbei geht/ging es darum, ob der Staat das Othering seiner Bediensteten im dienstlichen Umfeld fördern soll oder nicht.

        • @Rotbarsch:

          wie bitte?

          nicht beglotzt werden mögen ist "Othering"?

          auch noch selbst betriebenes?

           

          ps: ich spitze es so zu, weil Sie ja meinten das motiv/die motive der frau Ludin bekrittel zu dürfen, und zwar aufgehängt am dem satz übers sich übertrieben hübsch-machen.

          • @christine rölke-sommer:

            Nicht das "Nichtbeglotztwerdenwollen" ist Othering, sondern das Kopftuchtragens Frau Ludins, das sie wie folgt begründet:„Schon immer hat es mich irritiert, wenn Frauen sich für fremde Männer übertrieben hübsch machten“. Der Subtext dieser Aussage ist: "Ich bin nicht so eine Schlampe sondern tugendhaft."

            Mal abgesehen davon, dass so ein Statement (offene Haare als "Einladung") ein erschreckendes Unverständnis für einen Kulturkreis zeigt, in dem man aufgewachsen ist, lebt und arbeiten möchte, ist die daraus resultierende Handlung Othering nach Lehrbuchdefinition.

            • @Rotbarsch:

              "Der Subtext dieser Aussage ist: "Ich bin nicht so eine Schlampe sondern tugendhaft."

               

              Kurze Frage: Würden Sie eine solche Interpretation auch bei Frauen anwenden, die ungeschminkt durchs Leben gehen?

              • @Dhimitry:

                Nein.

                Frau Ludins Verwirrung („Schon immer hat es mich irritiert, wenn Frauen sich für fremde Männer übertrieben hübsch machten“) würde ich folgendermaßen auflösen könnnen: Für wen denn sonst?! Schließlich neigt der eigene Herr Gemahl dazu, e zu übersehen, wenn Madame beim Friseur war. ;-)

                • @Rotbarsch:

                  Nungut, wenn Sie jetzt auch noch den zweiten Satz von Frau Ludin zu diesem Thema mit zur Interpretation hinzuziehen, dann entsteht eine typische feministische Argumentation.

                   

                  Für die eine ist die Latzhose ein feministisches Symbol, für die andere das Kopftuch. Diese Entscheidung sollten wir den betroffenen Frauen überlassen und im Schulgesetz die Gleichbehandlung von Religionen sicherstellen.

            • @Rotbarsch:

              ja und selbst wenn es so wäre, wie Sie denken, ist das das gute Recht der Frau.

               

              Was fordern Sie Verständnis für ihren Kulturkreis wenn Sie keinen für andere Kulturkreise haben?

               

              Vielleicht sehen Sie in einem schlichten Kopftuch eine Gefahr für sich. Das ist aber doch dann Ihr Problem, was sie darin sehen wollen, damit assoziieren usw. Lassen Sie der Frau doch ihr Recht das mit sich selbst aus zu machen.

               

              Integration kann nicht Assimilation heißen. Ich kann halt von einem Moslem nicht verlangen jeden Tag Leberkäsesemmel mit Ketschup oder Schweinebraten zu essen. Das wär ja unmenschlich.

            • @Rotbarsch:

              ich bitte um angabe des von Ihnen verwendeten lehrbuchs.

              • @christine rölke-sommer:

                z.B.hier:

                http://www.kulturglossar.de/html/o-begriffe.html

                • @Rotbarsch:

                  aha.

                  und dem entnehmen Sie auch den von Ihnen ausgemachten subtext

                  "Ich bin nicht so eine Schlampe sondern tugendhaft."?

                  etwas gewagt, tät ich mal sagen.

                  ich übersetze Ihnen mal das, was Sie für verwirrung+othering halten, in:

                  "frauen seid lieber schön als klug, männer können besser gucken als denken"

                  ein ur-alt spruch aus der ur-alt-frauenbewegung und bestimmt nicht als aufforderung zu verstehen, sich für (fremde) männer hübsch zu machen.

        • @Rotbarsch:

          Genau. Und wie nennen Sie einen Staat, der einer bestimmten Minderheit ein Verhalten verbietet, das er anderen Menschen nicht verbietet?

           

          Es ist ja nicht so, dass sichtbare religiöse Symbole für alle Lehrer*innen im Dienst verboten wären.

          • @Dhimitry:

            An einem Kettchen mit Halbmondanhänger hätte sich wohl auch niemand gestört.

            Es stellt in meinen Augen aber keine Dikriminierung dar, wenn ein öffentlicher Arbeitgeber, der per Gesetz zur Neutralität verpflichtet ist, verhindern möchte, dass in seinem Bereich (wie muslimische Feministinnen es formulierten) "die Flagge des Islamismus" gehisst wird.

            • @Rotbarsch:

              Es ist aber zum Glück nicht an Ihnen zu entscheiden, was als Flagge von sonstwas zu gelten hat.

               

              Das Verfassungsgericht hat dazu entschieden und die Scheinneutralität in der Gesetzgebung als verfassungswidrig eingestuft. Als Konsequenz müssen sich die Kopftuchfetischisten jetzt ehrlichere Gesetze einfallen lassen.

          • @Dhimitry:

            Ob es sich beim Kopftuch um ein religiöses oder eher ideologisches Symbol ist selbst innerhalb der islamischen Communities umstritten. Frau Ludins Äußerungen und ihr Engagement bei und mit Milli Görus sprechen eher für die ideologische Schiene.

            Wo zieht man die Grenze bei religiösen Bekenntnissen im Klassenraum? Überspitztes Beispiel: Würde man einer Lehrkraft, die sich offen zur Rastafari-Religion bekennt, ein Kiffer-Räumchen in der Schule einrichten oder sogar gestatten mit Joint vor der Klasse zu unterrichten? Oder würde man dieser Person seitens des Dienstherrn nicht nahelegen, diesen Bedürfnissen - wenn überhaupt - in der Freizeit nachzugehen?

            • @Rotbarsch:

              Sie behaupten einfach etwas ("Frau Ludins Äußerungen und ihr Engagement bei und mit Milli Görus sprechen eher für die ideologische Schiene.") und versuchen damit staatliche Diskriminierung rechtfertigen.

               

              Zu Ihrem Rastafari-Beispiel: Das tragen von Rasta-Locken muss Anhänger*innen dieser Religion erlaubt sein - solange anderen Religionen das Zeigen von religiösen Symbolen nicht auch kategorisch verboten ist.

               

              Kiffen nach geltendem Recht für alle Menschen in Deutschland kriminalisiert, daher steht das Kiffen in der Schule nicht zur Debatte. Es geht auch gar nicht darum jeden religiösen Brauch vor einer Klasse ausleben zu dürfen - Frau Ludin streitet schließlich nicht dafür z.B. vor der Klasse beten zu dürfen - sondern es geht darum, dass Muslimen etwas verboten ist, dass Anhänger*innen anderer Religionen nicht verboten ist.

    • @Tecumseh:

      dann gefällt Ihnen das Motiv halt nicht. Anderen gefällt´s. Jedem sein Bier. Jedes Deckelchen findet sein Töpfle.

    • @Tecumseh:

      ich helfe Ihnen gern auf:

      frau Ludin mag nicht von jedem depp beglotzt werden.

      und damit ist sie nicht alleine.

       

      und ob Ihnen das gefällt oder nicht, das ist völlig irrelevant.

      • @christine rölke-sommer:

        Ich kann Ihre Motivangabe dem Artikel nicht als von Frau Ludin gemachte Erwägung entnehmen.

        Verfolgt von Männerblicken – das lässt sich doch leicht ändern – und welchen Frauen (Menschen) unterstellt sie, diese zögen ihr (gesamtes?) Selbstbewußtsein daraus, wie ihr Körper auf andere wirke und was hat das mit den Haaren zu tun?

         

        Die Frau unterrichtet Kinder. Mag ja sein, dass darunter "Deppen" (Deppinnen ?) sind, die sie anglotzen - aber wohl nicht weil sie sich übertrieben hübsch gemacht haben könnte oder doch?

        Also gibt es doch gar keinen nachvollziehbaren Grund, warum sie das Kopftuch während des Unterrichts tragen möchte, es sei denn, sie möchte damit den Kindern ihre Weltanschauung, nachdem das Kopfhaar einer Frau nicht „freizügig“ gezeigt werden sollte, verbreiten.

        Also, zunächst einmal hab ich nichts dagegen, wenn sie weiterhin Schulunterricht gibt. Aber ich find sie verdächtig und das wäre dann relevant, wenn sie es mit mir zu tun hätte, weil etwa meine Tochter dazu Fragen hätte !

         

        Ist bekannt, wie sich die Dame über das Tragen von Bikinis auslässt und was sie glaubt, warum man so etwas als Badebekleidung tragen könnte?

         

        Und wie ist es mit FKK ?

        Wie auch immer – wenn die Frau ihr Kopftuch als psychisches Gerüst braucht, möchte ich sie nicht zwingen, es abzunehmen und erwerbstätig muss sie auch bleiben können.

        • @Tecumseh:

          eigentlich ist es lustig.

          wenn Sie noch mal im artikel nachlesen wollen - frau Ludins schwerpunkt liegt bei der frage, inwieweit staat in ihre persönliche freiheit hineinregieren dürfe. festgemacht ist dies an schleier/kopftuch, also kleiderordnung.

          mit anderen worten: sie sieht als teil ihrer freiheit, ihr haar zu verhüllen, wie sie auch als teil ihrer freiheit sieht, ihr gesicht nicht zu verhüllen.

          sie deutet damit, ebenfalls nachlesbar, eine kritik an dem an, was westliche feministinnen gemeinhin sexismus in film+werbung+alltagsleben nennen.

          dazu, welche bedeutung haar für sie hat, ist dem artikel nichts zu entnehmen. das eröffnet raum für spekulation (die zumeist den traditionell+verschriftlichten männlichen deutungen folgt) oder aber für interessierte nachfrage, so sich die gelegenheit zum persönlichen gespräch ergibt.

           

          ob das ein psychisches gerüst ist?

          so wenig oder viel wie die krachlederne oder der smoking.

          und was diese teile erst an weltanschauung verhüllend enthüllen!

      • @christine rölke-sommer:

        "frau Ludin mag nicht von jedem depp beglotzt werden."

         

        Wenn es Frau Ludins Ziel gewesen wäre, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen, so ist dieser Schuss schon vor Jahren gewaltig nach hinten losgegangen. Keine noch so extravagante Frisur hätte das erreichen können. Das allein kann´s also nicht gewesen sein.

        • @Rotbarsch:

          Wenn Sie den Artikel aufmerksam lesen, erhalten Sie einen Hinweis auf das Motiv von Frau Ludin. Müssen Sie sich aber schon ein bisschen für konzentrieren..

          • @Dhimitry:

            Ist mir schon klar. Das war nur meine Antwort auf den Erklärungsansatz von Frau Rölke-Sommer.

        • @Rotbarsch:

          das war's ja auch nicht, was die aufmerksamkeit erzeugte. sondern das war jene dame, welche später wegen plagiierens ihren doktortitel verlor.

  • Kein (linker) Mensch den ich kenne würde seine Kinder einer gestrengen katholischen Nonne ausliefern. Bei einer geistig genauso verstockten Islamistin wird dann mal eben eine Ausnahme gemacht. Tut mir leid. Mit mir nicht. Demokratie heißt Widerstand gegen jede Form der Unterdrückung. Gerade dann wenn sie als Freiheit kaschiert wird.

    • @el presidente:

      Präsident vom Analphabetenclub oder was?!

      Hast du den Artikel überhaupt gelesen?

      Wo steht denn da was von einer "Islamistin"?!

      Hör auf, anderen überzustülpen, was nur DU denkst was sie denken!

      • @Nicetry:

        Sie hat für Milli Görüs gearbeitet. Das kommt dem Islamismus schon mal recht nahe. (Ergänzend zu Erik Burton)

        • @Rotbarsch:

          und ein arzt, der wieder in die kirche eintritt, um die stelle im kirchlichen krankenhaus zu kriegen, arbeitet fortan als 'braut christi' für selbigen.

          • @christine rölke-sommer:

            Ihr Vergleich wäre nur dann passend, wenn der Arzt nicht nur formal der Kirche beiträte sondern einer Gemeinschaft wie Opus Dei o.ä..

            • @Rotbarsch:

              der vergleich paßt sehr gut auf Ihre behauptung.

              wenn frau x durch anstellung in schule das ganze paket übernimmt, dann arzt y durch anstellung in krankenhaus ebenso.

              oder gibt es einen sachlichen grund, zwischen frauen und männern einen unterschied zu machen?

              • @christine rölke-sommer:

                Nicht zwischen Frauen und Männern, sondern zwischen Islam/Kirche einerseits und Milli Görus/Opus Dei andererseits.

                • @Rotbarsch:

                  moment!

                  Sie behaupten, dass der arzt " nur formal der Kirche beiträte"

                  wohingegen Sie sich zu frau Ludin die feststellung erlauben "Sie hat für Milli Görüs gearbeitet. Das kommt dem Islamismus schon mal recht nahe. "

                  frau Ludin unterrichtet an einer grundschule. dass Sie deren betreiber beigetreten wäre, und sei es auch "nur formal", ist nirgendwo ersichtlich.

                  woher also nehmen Sie Ihre steile behauptung?

                  • @christine rölke-sommer:

                    Ich gehe einfach mal davon aus, dass Milli Görus analog (und vielleicht sogar darüber hinausgehend, meine Vermutung) zu anderen konfessionellen Arbeitgebern von seinen Beschäftigten eine gewisse Loyalität zu den Prinzipien des Arbeitgebers erwartet.

                    Dass Milli Görüs dem islamistischen Spektrum zuzuordnen ist, werden Sie wohl nicht abstreiten.

                    • @Rotbarsch:

                      Hat Frau Ludin eigentlich von Anfang an für Mili Görüs arbeiten wollen? Oder ist ihre Tätigkeit für diese Organisation nicht vielmehr Folge einer rechtswidrigen Diskriminierung?

                      • @Dhimitry:

                        So weit ich weiß, wurde sie in ihrem Anliegen schon sehr früh von diversen Islamverbänden inkl. IGMG unterstützt. Könnte aber eine Henne-Ei-Fragestellung sein.

                    • @Rotbarsch:

                      Sie können da ausgehen, wovon Sie lustig sind.

                      bezogen auf frau Ludin bleibt es dennoch spekulatius.

                      weshalb ich am vergleich mit dem arzt als braut christ festhalte.

                      schließlich erwarten kirchen auch "eine gewisse Loyalität zu den Prinzipien des Arbeitgebers".

                      und das nicht zu knapp.

      • @Nicetry:

        Bin mir relativ sicher, das Gesetz gilt auch für Islamistinnen, nicht nur für die Dame aus o.g. Artikel.

        • @Erik Burton:

          Führerscheinpflicht in D gilt auch für Islamistinnen. Sachen gibt´s...

  • es ist mal wieder typisch deutsch: hier wird auf nebenkriegsschauplätzen gekämpft, als ob man soinst keine probleme hätte. der planet geht vor die hunde und wir diskutieren über kopftücher. ich kann mich nicht daran erinnern, daß man frau Ludin nach ihren qualitäten als lehrerin beurteilt hat. wenn ich daran denke, was man unseren kindern früher angetan hat und auch heute noch antut, wenn ich an die unqualifizierten lehrern und untauglichen politikern denke, so kann ich dieses ganze gedöns um das kopftuch überhaupt nicht nachvollziehen. und wenn ich dann noch an die politiker denke, die so stolz darauf sind christen zu sein, im grunde aber eine teufliche politik betreiben, dann wird mir erst recht ganz übel.

    tipp: "Neues aus der Anstalt", sendung vom 31.03. : wie wir deutschen uns erst im und dann nach dem 2. weltkrieg gegenüber den griechen verhalten haben. und dann eine parallele zu der intensität ziehen, mit der bei uns über das kopftuchverbot

    diskutiert wurde und schon wieder wird.

    • @manni m:

      Das ist halt die Normierungsmentalität die auch in weiten Teilen der Linken sehr verbreitet ist. Man lebt im Glauben zu wissen was für die Welt am besten ist. Es stimmt schon. Gedöns, weil eigentlich lächerlich wegen einem Kopftuch. Dass man wegen dem Recht ein Kopftuch zu tragen vor Gericht gehen muss ist lächerlich. Kann man der taz aber keinen Vorwurf machen dass sie sich dieser lächerlichen Diskussion stellen muss.

    • @manni m:

      "Gedöns-taz

       

      Gedönis ist Umwelt, ist, was wir essen, wie wir reden, uns kleiden. Wie wir wohnen, lernen, lieben, arbeiten. Kinder sind Gedöns, Homos, Ausländer, Alte. Tiere sowieso. Alles also jenseits der „harten Themen“. Die taz macht drei Wochen Gedöns, jeden Tag vier Seiten. Am Kiosk, eKiosk oder direkt im Probe-Abo. Und der Höhepunkt folgt dann am 25. April: der große Gedöns-Kongress in Berlin, das taz.lab 2015."

  • "Doch setzt sie sich auch mit der Kleiderordnung im Islam auseinander. „Schon immer hat es mich irritiert, wenn Frauen sich für fremde Männer übertrieben hübsch machten“, schreibt sie. „Ich wollte mein Selbstbewusstsein nicht daraus ziehen, wie mein Körper auf andere wirkte.“ "

     

    Warum macht sie das am Kopftuch fest? Es gibt tausend Möglichkeiten für Frauen, sich für Männer attraktiv zu machen - oder eben nicht, angefangen bei knallengen Hosen bis zum Make-Up. Das Kopftuch spielt dabei eher eine geringe Rolle.

     

    Also ist es doch der Islam, der demonstrativ gezeigt wird, so wie das Kreuz um den Hals oder an der Wand. Wenn Ludin sich nur für die Männer "nicht hübsch" machen will, kann sie das, auch ohne ein Kopftuch zu tragen.

    • @Faulpelz:

      Kann sich Frau Ludin etwa nicht vorstellen, dass schöne Augen für Viele erheblich faszinierender sein können als eine schöne Frisur? Wie geht sie denn damit um?

       

      Hinter einem gebauschten Kopftuch können sich ebenso fettige dünne Haare wie eine Rauschefrisur verbergen. Durch das Verbergen wird die Fantasie wohl eher angeheizt als durch das offene Tragen.

       

      Aber hinter dem Wunsch nach Kopfbedeckung mag auch ein schüchternes Schutzbedürfnis stecken, oder ganz einfach empfindliche Ohren.

       

      Also wer weiss das schon. Wollen wir deshalb nun alle verdächtigen? So ein Unsinn. Schade, dass Frau Ludin nun so enttäuscht ist. Sie darf aber sicher sein, dass nach wie vor die Mehrheit der Deutschen sich sagen, "soll sie es doch halten, wie sie es möchte!" - und das nun auch noch mit höchstrichterlicher Billigung.

    • @Faulpelz:

      Denken Sie nicht, dass es in unserer Gesellschaft möglich sein sollte, sich so zu kleiden wie man möchte? Man muss ja nicht hingucken. Ob mit Kopftuch oder Kreuzchen an der Halskette, das dürfen wir hier doch jedem selbst überlassen - auch die Gründe dafür. Soviel Freiheit muss selbstverständlich sein bei uns, die wir doch so stolz sind auf unser freies Selbstbestimmungsrecht.

       

      Wissen Sie, was mich immer zum Lachen bringt? Das sind die Teenager mit bravem Kopftuch, aus dem ein heftig geschminktes Gesichtchen lugt, und wenn der Blick weiterwandert, dann sieht man öfters ein hautenges Wickelblüschen, das über dem gepiercten Nabel endet, mit einer Jeans geschmückt, bei deren Anblick ich mich frage, mit welchem Schuhlöffel es die Kleine geschafft hat sich da hinein zu zwängen. Ganz unten natürlich irre Absätze. Hihi, da muss ich einfach lachen, weibliche Diplomatie, die den Männern augenzwinkernd eins auswischt, weil denen plötzlich das Gehirn vor lauter Kurvengucken wie leergefegt vorkommt! Aber Hauptsache Kopftuch! Das ist der Spagat zwischen Glauben und westlicher Kultur.

       

      Nein, im Ernst, wo ist das Problem? Das einzige Problem, das ich sehe ist das Kleidungsstück Burka, hinter dem sich alles verbirgt, so wie die Mimik (oder auch eine mgl. Waffe), hinter der ich nicht weiss, sondern nur vermuten kann, weil ich nichts sehe. Denn ich möchte erkannt werden, aber eben auch erkennen - für meine Einschätzung des Gegenübers.

       

      Das gilt aber gerade nicht fürs Kopftuch, da sehe ich kein Problem, höchstens eine gelegentliche Überheblichkeit in der Selbsteinschätzung der einen oder anderen Trägerin.

      • @noevil:

        Sie sehen offenbar das Ganze vor dem sexuellen Hintergrund, der mich da überhaupt nicht und wenn überhaupt, dann nur am Rande interesssiert; ich dagegen amüsiere mich über das Ganze vor dem religiös motivierten meist auch noch familiär/moralischen Hintergrund. Natürlich ist dann hier schon der Punkt erreicht, der nachdenklich werden lässt - wie solche Spagate in der Familie aufgefasst werden und wie gefährlich er für den Teenager sein könnte.

         

        Wenn Ihnen speiübel wird ist das Ihr Problem. Nur - unterlassen Sie bitte Unterstellungen anhand der Schilderung von zeitgenössischen Beobachtungen, wenn Sie weder Geschlecht noch Alter der beobachtenden Person kennen.

      • @noevil:

        " Das sind die Teenager mit bravem Kopftuch, aus dem ein heftig geschminktes Gesichtchen lugt, und wenn der Blick weiterwandert,.."

         

        Beim Lesen dieser zeilen ist mir speiübel geworden.

         

        Und wenn ich erlebe, wie Männer in der Bahn "Ihre Blicke wandern" lassen,dann wünsch ich mir ne Burka.Kastenförmig.

         

        Insofern wäre das vielleicht ganz praktisch, um mal unbegeiert die Öffentlichkeit erleben zu dürfen.

    • @Faulpelz:

      vielleicht überlassen sie das der Frau selbst wie die das macht...

    • @Faulpelz:

      es mag schwer zu ertragen sein, dass da eine (und nicht nur eine) sagt: ich mag keinem einen depp die möglichkeit geben zu sehen, ob und wie ich mich hübsch gemacht habe.

      aber da werden die buuwe wohl durch müssen.

  • Es ist einfach falsch, dafür zu kämpfen, religiöse Symbole in die Schule zu drücken. Egal ob es Kreuze, Kopftücher oder eine Kippa ist, religöse Symbole haben dort grundsätzlich nichts verloren. Religion ist eine private Sache, die man in seinen privaten Räumen (oder religiösen Veranstaltungsorten) ausleben sollte. Nirgends anders. Und schon gar nicht sollte man Religion an neutralen Orten wie der Schule ausleben.

    • @tazzy:

      Wie macht man denn aus einer Schule einen "neutralen Ort"?

       

      Mathe ist ein Fach, in dem es weitestgehend neutral zugehen kann, aber ich halte schon Fremdsprachenunterricht für nicht unbedingt neutral.

    • @tazzy:

      Es geht um Gleichbehandlung durch den Staat. Wenn Sie laizistische Schulen wollen, dann müssen Sie gegen die christlichen Kirchen streiten.

       

      Bisher wurde ganz einfach eine unbeliebte Minderheit von staatswegen diskriminiert. Das ist nun höchstrichter*innen*lich beendet und das ist gut so!

    • @tazzy:

      Was einfach falsch ist, ist wenn AtheistInnen Angehörigen anderer Religionen vorschreiben wollen, daß sie nach ihren religiösen Regeln, denen des Atheismus, leben müssen, um bestimmte Berufe ergreifen zu dürfen.

      Übrigens, AtheistInnen behalten ihre religiösen Überzeugungen auch nicht für sich, in ihren "privaten Räumen". Warum soll diese seltsame Privatheitspflicht nur für die anderen gelten?!

       

      Diese atheistische Arroganz und Intoleranz widerspricht grundlegend den Menschenrechten. Die garantieren bekanntlich die freie Religionsausübung. Berufsverbote verhindern diese.

       

      Es ist überdies sehr naiv, zu glauben, durch Bekleidungsverbote die Beeinflussung und Indoktrination von Menschen verhindern zu können. Nazis konnten das ohne spezielle Kleidung, in meiner Schulzeit haben atheistische MissionarInnen das super hingekriegt, und "böse IslamistInnen" könnten es sicher genauso gut. Allein die ganzen "getarnten", weil männlich und damit kopftuchfreien IslamistEN ...

      • @Nicetry:

        Inwiefern Berufsverbot? Es geht bei dem "Kopftuchstreit" ausschließlich darum, ob ein religiöses Symbol gezeigt werden darf oder nicht. Ludin hätte damals ohne Kopftuch selbstverständlich unterrichten dürfen.

         

        Und zur Erinnerung: Die Berufsverbote, die seinerzeit gegen linke Lehrer verhängt wurden, wurden aufgrund außerschulischer politischer Aktivitäten ausgesprochen, nicht etwa, weil die Lehrer im Unterricht agitiert hätten oder mit einem Hammer-und-Sichel-Abzeichen zum Unterricht kamen.

      • @Nicetry:

        In das Dilemma dieser Diskussion und Rechtsprechung hat sich unsere deutsche Gesellschaft durch die Auslegung der Religionsfreiheit als Freiheit ZUR öffentlichen AUSÜBUNG der privaten Religionen selbst manövriert. Nicht dass im französischen Laizismus das Kernproblem nicht existierte, aber die Auslegung als FREIHEIT VON Religion im öffentlichen Leben erleichtert das Verbot irritierender oder aufdringlicher Symbole.

         

        Nachdem also bei uns die verschiedensten Religionen öffentlich ausgelebt werden dürfen, müssen sich AUCH atheistische Lebensentwürfe öffentlich entfalten können. Mangels historisch gewachsener Organisations-Strukturen und mangels per definitionem einheitlichen Überbau gibt es im Übrigen gar keine " 'religiösen' Regeln des Atheismus" nach denen Atheisten sich eindeutig richten müssten. Außer der Verneinung von übernatürlichen, nicht-beweisbaren Göttern und der Ablehnung von historisch gewachsenen Richtlinien, die sich aus der willkürlichen Anbetung diverser solcher Fantasiewesen entwickelten.

         

        Solange jedoch Atheisten von Gläubigen verschiedener Religionen mit wahlweise moralischer Überheblichkeit (wg. dem Nicht-Befolgen des korrekten Kodex ihrer speziellen Religion) oder prinzipieller Unfähigkeit zu ethischem Handeln (wg. des Nicht-Glaubens an übermenschliche Gottheiten) als minderwertig diffamiert werden (und daher wahlweise mit Tod im Diesseits oder wenigstens der Hölle im Jenseits bedroht werden), solange müssen diese missionarischen, also offensiv wirkenden Religionen auch das Zurückweisen ihrer anmassenden Überheblichkeit aushalten.

        • @vagabundix:

          Sehr gut dargestellt!

          Atheismus ist eben nicht das nicht-vorhandensein von Menschlichkeit und Nächstenliebe.

          Es wird immer so getan, als wenn es diese 'Eigenschaften' nur im Zusammenhang mit einer Religion gäbe.

        • @vagabundix:

          welch ein kopfkino!

          • @christine rölke-sommer:

            ???

            War dat nu lobend oder ablehnend gemeint?

             

            Schließlich ist ein 'Kopfkino' selbst für der wissenschaftlichen Methode oder dem Skeptizismus anhängende Atheisten meist durchaus ein positives Erlebnis...

            • @vagabundix:

              ausgesprochen belustigt war das gemeint.

              ich hätt auch schreiben können: welch ein salat!

      • @Nicetry:

        Du verwechselst Atheismus mit Laizismus. Und Verbrechen und Gräueltaten im Namen des Atheismus sind mir keine bekannt.

    • @tazzy:

      Ein Kopftuch ist ein Kopftuch, ist ein Kopftuch! Meine Tanten und Großtanten trugen auch regelmäßig ein Kopftuch. Damals eine Selbstverständlichkeit. Mit dem Islam hatten die nichts am selben.

      Aber ich stimme Ihnen zu, dass man hierzulande hinsichtlich der Trennung von Staat und Kirche noch ganz am Anfang steht. Da sind noch sehr viele Kreuze von der Schulwand zu nehmen.

      Zum Thema Kopftuch empfehle ich die Bundeszentrale für politische Bildung, die unter folgendem Link so einiges zur Klärung beitragen kann:

       

      http://www.bpb.de/politik/innenpolitik/konfliktstoff-kopftuch/63288/die-religioese-debatte

      • @Rainer B.:

        zu den irrungen und wirrungen um tuch auf kopf tät ich ja Leila Ahmed empfehlen

        zum intensiv zu hören

        https://www.youtube.com/watch?v=m0H5akemSsM

        und/oder zum lesen

        Women and Gender in Islam: Historical Roots of a Modern Debate

        und

        A Quiet Revolution—The Veil's Resurgence, from the Middle East to America.

      • @Rainer B.:

        Nein, Kopftuch ist nicht Kopftuch!

         

        Es macht einen Unterschied, ob ich ein Kopftuch trage, weil mir beim Cabriofahren kalt ist, oder weil ich damit ein Zeichen für den Islam setzen möchte.

        • @Biene Maya:

          doch. ein kopftuch ist ein kopftuch.

          nur die frau, die ihren titel wegen plagiierens verlor, glaubt, dass es anders sei.

          • @christine rölke-sommer:

            Ich stimme doch der @Biene Maya zu, dass es ein Unterschied ist.

             

            Es ist aber kein Unterschied, ob jemand bunte Haare oder ein Kopftuch trägt, um die Zeichen zu setzen, die sie setzen will.

             

            Wer sich an einem Kopftuch stört, das jemand in einer freien Gesellschaft tragen will, ist nicht anders als jemand der sich an einem Punk stört.

             

            Die Wahrnehmung des Kopftuchs als eine Unterdrückung der Frau ist eine rein westliche, und somit falsche.

            • @R R:

              der unterschied entsteht erst durch die je persönlich gegebene bedeutung.

              dem tuch um den kopf der frau im cabrio sehe ich diese nicht an.

            • @R R:

              Man kann sich aus ästhetischen Gründen am Erscheinungsbild "Punk" stören, und vermutlich werden sich aus diesem Grund auch mehr Menschen am Punk als am Kopftuch stören.

               

              Man kann sich auch am Arbeitsethos der Punker stören, die den Ehrgeizlingen im Hamsterrad ihrer Karriereleiter den Mittelfinger zeigen. Gemessen an diesem Grund, erscheint das Kopftuch einer selbstbestimmt arbeitenden Muslima in der Tat progressiv, da es sie aus ihrer traditionellen Hausmütterchen-Rolle herausholt.

               

              Soweit stört man sich an persönlichen Entscheidungen der Punker oder Kopftuchträgerinnen.

               

              Es kann einen aber auch stören, dass die Kopfbedeckung in islamischer Tradition auch damit begründet wird, die Trägerin vor den Belästigungs- oder gar Vergewaltigungsabsichten ihrer männlichen Mitmenschen zu schützen, die sie ohne Bedeckung selbst auslösen würde.

              Diese biologistische Reduzierung des islamischen Weltbildes, Männer als triebgesteuerte, nicht-kontrollfähige Pavlov'sche Hunde einzustufen, stört mich. Der Islam zieht als Konsequenz daraus aber nicht, dass alle Männer gefälligst zuhause bleiben, um die Frauen in Ruhe zu lassen, sondern umgekehrt.

               

              Und daher befürworte ich das Kopftuchtragen von Muslima nicht, da dieses (mich diffamierende) Weltbild damit transportiert wird.

              • @vagabundix:

                dann sollten Sie sich mit den männern auseinandersetzen, welche "diese biologistische Reduzierung des islamischen Weltbildes, Männer als triebgesteuerte, nicht-kontrollfähige Pavlov'sche Hunde einzustufen" erfunden haben und gern beibehalten möchten.

                statts muslimas zu unterstellen, sie wollten dieses befördern.

                • @christine rölke-sommer:

                  Dass man sich z.B. anlässlich des aktuellen BVerfG-Urteils gegen die weibliche Unterstützung dieses arabisch-islamischen Machismus ausspricht, schliesst nicht aus, das man sich auch gegen die männlichen Chauvinismen wendet.

                   

                  Da der Islam nicht die einzige Religion mit mysogynen Regeln ist, standen deswegen bis vor wenigen Jahren ja auch eher die hier einflussreichen christlichen Glaubensgruppierungen im Zentrum der Kritik.

                   

                  So war mir z.B. die Weigerung vieler (vornehmlich männlicher) CDU-Angehöriger, Vergewaltigung in der Ehe unter Strafrecht zu stellen, schon immer zuwider. Zumal diese Einstellung ein extremes Merkmal für die traditionelle Rollenverteilung war, wie sie bis vor kurzem bei den Konservativen offiziell mehrheitlich gewünscht war. Wer will, kann daraus gerne ableiten, dass sich die Weltbilder christlicher Konservativer und Muslime (mindestens) in Bezug auf Familienbilder (oder Geschlechterrollenverständnis) schon immer nahe waren. Oder das Verständnis von "Ehre", die Herr Kohl und Co. ähnlich wie radikale Muslime gerne mal über die Verfassung stellen.

                   

                  Umso bedauerlicher finde ich es, dass mit der Duldung von Kopftüchern in der öffentlichen Ämtern ein reaktionärer Rollback akzeptiert wird.

                  • @vagabundix:

                    so muslimas dieses unterstützen täten, täte ich auch mit ihnen streiten.

                    nur erst mal muß ich sicher sein, dass sie es tut/tun.

                    diese sicherheit gewinne ich nicht, indem ich ihr/ihnen diese androzentrische welt- und geschlechter-un-ordnungs-sicht einfach unterstelle/überbrate.

                    da muß ich schon nachfragen.

                    bei der je einzelnen.

                    und mich auf das einlassen, was (und wie) unter muslimas mit und ohne tuch auf kopf diskutiert wird.

                     

                    nein, eine "schon immer"-nähe gibt es da nicht. es sei denn, man bündelt diese nähe im hellenistischen weltbild nebst geschlechter-un-ordnung (welches im wege der christianisierung auch über uns kam, weil der olle Paulus unbedingt auch nicht-jüdinnen missionieren wollte/mußte).

                    zu den differentia specifica hilft Ihnen http://www.perlentaucher.de/buch/christina-von-braun-bettina-mathes/verschleierte-wirklichkeit.html

                    weiter

                    und die von mir an anderer stelle bereits erwähnte Leila Ahmed mit Women and Gender in Islam: Historical Roots of a Modern Debate.

  • Als ich die Geschichte las, fiel mir spontan die Erzählung von der babylonischen Sprachverwirrung wieder ein. In der biblischen Erzählung hindert eine Sprachverwirrung die Menschen daran, Gott zu nahe zu kommen und zerstreut die Beteiligten am Turmbau zu Babel in alle Lande. Hier haben wir es gewissermaßen mit einer Umdeutung der Überlieferung zu tun. Der Sieg Fereshta Ludins ist auch ein Sieg der Mehrheitsgesellschaft und gleichzeitig ein Auftrag an alle Menschen, wieder zusammenzufinden und zu einem besseren Verständnis füreinander zu kommen.