Jung-Nazis wollen demonstrieren: Hitlern ohne Führer
Im Juni wollen Neonazis der DJV durch Mitte ziehen – in Abgrenzung zu Ferhat Sentürk. Auch diesen Samstag gibt es eine rechte Demo.
Wohl aus gutem Grund: Denn seine bisherige Klientel, bestehend vor allem aus dem Spektrum neuer rechtsextremer Jugendgruppen, hat er gegen sich aufgebracht. Nach dem letzten gescheiterten Demoversuch Mitte März am Ostkreuz, bei dem sich Sentürk noch von den Neonazis feiern ließ, hatte er sich öffentlich von rechtsextremen Inhalten und seiner ehemaligen Partei AfD distanziert.
Nun distanziert sich die Szene von ihm – und zwar mit einer Parallelveranstaltung in Mitte ebenfalls am 1. Juni. Bei der Polizei liegt eine Anmeldung für einen Aufzug für 200 Personen von der Schillingstraße bis zur Bernauer Straße vor, Titel: „Gegen Volksverrat und gegen Übergriffe auf unser Volk.“
Informationen der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR) zufolge kommt der Anmelder der Demo aus dem Umfeld der „Deutschen Jugend Voran“ (DJV), einer der aktivsten neuen rechtsextremen Jugendgruppen der Stadt, die der Berliner Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ bezeichnet.
Derweil wird in einem Mobilisierungskanal bei Telegram, der bislang für die Sentürk-Demos diente, nun gegen diesen ausgeteilt. In einem kürzlich geteilten Video von Maximilian Fritsche, AfD-Stadtverordneter aus Eberswalde, heißt es, Sentürk sei ein „Regierungsclown“, dem man „keine Bühne schenken sollte“. Laut MBR hat Fritsche „großen Einfluss“ auf das Spektrum der DJV“.
Rechte Querfront am Samstag
Mit Neonazis aus diesem Spektrum muss womöglich schon am kommenden Samstag gerechnet werden, wenn das Querfront- und Querdenken-Bündnis „Deutschland steht auf“ zu einem „Friedensmarsch“ nach Mitte ruft. Angekündigt hat sich neben den üblichen Akteuren der verschwörungsideologischen Szene auch der rechtsextreme Verleger Jürgen Elsässer. Ohne Bestätigung angekündigt ist zudem der frühere Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen.
Laut MBR ist auch hier mit der Beteiligung mindestens einer niedrigen zweistelligen Zahl Rechtsextremer zu rechnen. Antifaschist:innen rufen unter dem Motto „Den Faschos keinen Meter“ zu Gegenprotesten und Störaktionen auf.
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