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Julian Assange kritisiert Verlag"Ich bin kein Vergewaltiger"

Gegen den Willen von Julian Assange hat ein Verlag eine Autobiografie des Wikileaks-Gründers herausgebracht. Assange warf dem Verlag "Opportunismus und doppeltes Spiel" vor.

Durfte die letzte Fassung seiner Biografie nicht mehr lesen: Wikileaks-Gründer Julian Assange. Bild: dapd

LONDON dapd | Wikileaks-Gründer Julian Assange hat in einem gegen seinen Willen veröffentlichten Buch die gegen ihn erhobenen Vergewaltigungsvorwürfe zweier Frauen zurückgewiesen. "Ich mag irgendein chauvinistisches Schwein sein, aber ich bin kein Vergewaltiger", sagt Assange in dem Buch, das am Donnerstag in Großbritannien erschien.

Darin erklärt der Australier auch, eine Kontaktperson eines westlichen Geheimdienstes habe ihn gewarnt, dass die US-Regierung in Erwägung ziehe, auf illegale Weise mit ihm umzugehen.

So sei über manipulierte Drogen- oder Sexvorwürfe gegen ihn nachgedacht worden, sagt Assange. Die Vergewaltigungsvorwürfe, wegen der die schwedischen Behörden Haftbefehl gegen den Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks erließen, könnten aber auch das Ergebnis eines "schrecklichen Missverständnisses" sein, räumt Assange ein.

Das Buch "Julian Assange: the Unauthorized Autobiography" wurde von einem Ghostwriter verfasst und basiert auf 50 Stunden Interviews mit dem Wikileaks-Chef. Assange kritisierte den britischen Canongate-Verlag wegen der Veröffentlichung. Er habe das Buch weder selbst geschrieben, noch habe er Gelegenheit gehabt, die Fakten zu prüfen, sagte der 40-Jährige. Wegen der nicht mit ihm abgesprochenen Publikation des Entwurfes warf er dem Verlag "Opportunismus und doppeltes Spiel" vor.

Canongate hatte angekündigt, das Werk sei ab Donnerstag in Geschäften und im Internet zu haben. Da Assange zwar versucht habe, den Vertrag aufzukündigen, jedoch seinen Vorschuss noch nicht zurückgezahlt habe, werde nun der erste Entwurf veröffentlicht, hieß es.

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5 Kommentare

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  • BA
    bitte anonym

    Das isnpiriert doch gleich eine sich selbst eine Euology zu geben, indem man sich selbst filmt, waerend man nur nettes ueber sich selbst erzaehlt, es dann auf eine DVD brennt, und zum letzten Willen legt, das es bei der Beerdigung abgespielt werden sollte, und alle andern ' ruhe ' - plus, sollte man machen wenn man noch Jung ist frisch aussieht. ' )

     

    Find ich ein riesen Gaudi, und absolut -nnovative, eine nicht-autorisirte auto-biographie rauszubringen. Ist doch eon spoof, oder ...hat der autor das ausversehen falsch geschrieben ? Herrlich, wirklick funny.

     

    Mister Assange schaut dem Brian Epstein ( olv'shal'm) von den Beatles, sehr aehnlich, nicht ?

  • HB
    Hellie Bu

    Im Wikileaks-Forum hat jemand netterweise das Statement von Assange zur Veröffentlichung übersetzt:

     

    https://www.wikileaks-forum.com/index.php/topic,4996.0.html#msg21423

     

    hier das Original:

    http://www.wikileaks.org/Julian-Assange-Statement-on-the.html

  • HB
    Hellie Bu

    Es gibt eine schöne Rezension (auf Englisch), die beschreibt, dass die erste Hälfte des Buches sehr dicht und lesenswert sein soll (antiautoritäres Elternhaus, Kindheit unterwegs, Hacker-Dasein).

     

    Die zweite Hälfte wird dann wohl viel allgemeiner und klischeehafter, nicht gut durchgearbeitet.

    Wer genaues über Daniel-Domscheit-Bergs Rauswurf wissen will, wird anscheinend enttäuscht.

    Schade - zu Katze und Leberkäs hätte ich gerne mehr gewusst.

     

    Auch die strafrechtlich relevanten Themen rund um Wikileaks und den Sweden Case sind eher vage. Hier enden vielleicht die Interviewaufzeichnungen oder Assange hat sich zurückgehalten. Das war zu erwarten. Immerhin handelt es sich um schwebende Verfahren. Außerdem hat Assange sich dazu auch vorher in der Presse kaum geäußert.

     

    Trotzdem, auch wenn Assange sich jetzt ärgert, so schlecht ist die Situation nicht:

    Der Vertrag mit Assange gilt, er verdient daran, auch wenn er drüber schimpft.

    Juristisch gesehen ist die Konstruktion auch zufriedenstellend. Dadurch, dass das Buch eben nicht autorisiert ist, kann auch kein Staatsanwalt sagen „Das haben Sie doch selber in Ihrem Buch so geschrieben“. So schlecht es auch sein mag, es wird wohl trotzdem ein Gegengewicht zu den Büchern aus dem Umfeld von Guardian und NYT darstellen.

     

    Nun stellt sich die Frage, ob des Englischen kundige Leser das Buch kaufen sollten oder nicht?

    Warum nicht.

     

    http://www.crikey.com.au/2011/09/23/rundle-on-the-assange-bio-not-a-manuscript-that-anyone-would-intend-to-publish/

  • X
    xxx

    Die (Auto-)Biographie "basiert auf 50 Stunden Interviews "; ich denke, das dürfte die Begründung für das "Auto-" sein, welches hier allerdings sicher etwas strittig ist.

     

    gez.: eine wesentlich nach 1966 geborene Abiturientin, die nicht bei der taz arbeitet.

  • R
    Ronald

    Als ich Schriftsetzerlehrling war (1963-1966) wusste noch jeder Volksschüler, dass man eine "Autobiographie" nur selbst schreiben kann. Wer heute Abitur macht und bei der TAZ landet, weiß nicht mal mehr, welche Funktion ein Semikolon hat.