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Julian Assange ist nicht Bin LadenIm Zweifel für die Aufklärung

Kommentar von Christian Ströbele

Hätten die Hacker ein Komplott gegen die USA aufgedeckt, sie wären Helden. Die Hetze gegen sie erinnert verdammt an die Zeiten unter McCarthy.

Wenn die USA wochenlang nach einem Gesetz suchen, gegen das Assange verstoßen haben könnte, dann gibt es wohl keines. Bild: dpa

I ch hab auf die Wikileaks-Veröffentlichungen nur gewartet. Natürlich ist nicht alles neu: Dass Korruption auch in der Karsai-Regierung blüht, weiß jeder, der sich mit Afghanistan beschäftigt. Auch, dass von Regierungsmitgliedern kofferweise Dollars halblegal und in bar ins Ausland verbracht werden, stand schon in der Zeitung.

Aber dass eine US-Botschaft unter Berufung auf die US-amerikanische Drogenbekämpfungsbehörde vertraulich an das Foreign Office meldet, der Exvizepräsident von Afghanistan habe bei einer Reise nach Arabien 52 Millionen Dollar Bargeld außer Landes geschleust, das ist doch eine wichtige Information. Und dass nach US-Botschaftsberichten arabische Potentaten die USA regelrecht zum Krieg gegen den Iran und zum Angriff auf dessen Präsidenten, den sie doch gerade erst mit großen Ehren empfangen und umarmt hatten, gedrängt haben, auch das ist neu und durchaus von Interesse.

Es geht schlicht um Aufklärung

Die Bevölkerung dieser Länder hat ein Recht zu erfahren, wie sie systematisch von ihren Regierungen belogen wurde und wie der Vizestaatschef von Afghanistan an so viel Geld kam. Die Veröffentlichung solcher Dokumente dient der Unterrichtung und Meinungsbildung in der arabischen Welt oder in Afghanistan, aber auch hier bei uns. Schließlich sind wir in diesen Ländern nicht nur finanziell stark engagiert.

Es mag sein, dass die, die in den Botschaftsmeldungen genannt werden, jetzt Probleme haben, sich zu erklären. Aber dass alles falsch ist, was gemeldet wurde, habe ich weder aus den US-Botschaften oder von der US-Regierung noch von irgendwelchen Präsidenten oder Scheichs gehört. Und niemand bei uns oder in den USA käme auf die Idee, den Bruch diplomatischer Geheimhaltung zu geißeln, wenn öffentlich würde, wie andere Regierungen heimlich gegen die USA und deren Präsidenten hetzten und zum Krieg aufriefen. Die, die solche Informationen für alle Welt offenlegen, würden vermutlich als mutige Aufklärer geehrt, die mit ihren Enthüllungen dazu beitragen, einen Krieg zu verhindern oder Korruption zu bekämpfen.

Bild: bündnis90/die grünen

Christian Ströbele erhielt 2009 das dritte Direktmandat in Folge für den Berliner Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg für die Grünen. Seitdem ist der Jurist u. a. im Rechtsausschuss sowie im Parlamentarischen Kontrollgremium für Geheimdienste.

Die undiplomatischen Kommentare zu Politikern, Abgeordneten und Regierenden vieler Länder mögen manchmal entbehrlich oder gar ärgerlich sein. Aber die Prinzessin von Monaco oder der Prinz aus dem Buckingham Palace müssen sich noch ganz anderes gefallen lassen, sogar Berichte ihres Liebesgeflüsters am Telefon. Die Veröffentlichung von Personalien ist der Preis der Pressefreiheit. Viele Leser lesen so etwas zuerst. Wikileaks und sein Chef Assange können sich in Deutschland auf den Schutz der Meinungs- und Pressefreiheit berufen. Das Internet gehört zu den modernen Medien. Sie genießen den Schutz des Grundgesetzes wie jedes Lokalblatt. Das ist eigentlich selbstverständlich.

Wikileaks handelt legal

In der Diskussion darüber, wer eigentlich Journalist ist und wer sich im Strafprozess auf den Schutz des Vertrauensverhältnisses zwischen Presse und privaten Informanten berufen darf, gibt es seit 2002 eine neue Definition, die die neuen Instrumente und neuen Medien einbezieht: "Personen, die bei der Vorbereitung, Herstellung und Verbreitung von Druckwerken, Rundfunksendungen, Filmberichten oder der Unterrichtung und Meinungsbildung dienenden Informations- und Kommunikationsdiensten berufsmäßig mitwirken, sind zur Zeugnisverweigerung berechtigt. Dies gilt, soweit es sich um Beiträge, Unterlagen, Mitteilungen und Materialien für den redaktionellen Teil oder redaktionell aufbereitete Informations- und Kommunikationsdienste handelt." So haben wir es der durch Artikel 5 des Grundgesetzes verbürgten Pressefreiheit entnommen und ins Gesetz geschrieben.

Wikileaks arbeitet Dokumente zur Veröffentlichung auf. Manche bleiben unveröffentlicht, manchmal werden Klarnamen und Gesichter verpixelt. Ich kenne keinen Fall, bei dem der Kernbereich der privaten Lebensführung verletzt oder Personen akut gefährdet wurden. Wikileaks trägt damit die gleiche Verantwortung wie Bild, Spiegel und Süddeutsche, wenn diese Interna der deutschen Geheimdienste oder aus dem geheimen Nato-Bericht zur Bombardierung im afghanischen Kundus veröffentlichten.

Was wir noch wissen müssen

In der öffentlichen Diskussion wird oft gefragt, wer denn Wikileaks bei der Auswahl kontrolliere. Natürlich niemand. Es sind die Mitarbeitenden selbst, die abwägen müssen zwischen Informationsinteresse und etwa dem Schutz der Privatsphäre oder Gefahren für Personen durch Aufdeckung eines Skandals. Und sie müssen verantworten, was sie tun, wie andere Journalisten auch. Zwar nicht vor dem Presserat, jedenfalls noch nicht. Aber das Gesetz setzt auch diesem Teil der Vierten Gewalt seine Grenzen. Dessen Einhaltung kontrollieren auf Antrag Gerichte, wie bei jeder Zeitung, Illustrierten oder TV-Sendung auch.

Die aktuelle Verfolgungshysterie in den USA gegen Assange und jeden, der Wikileaks gutheißt, verteidigt oder auch nur liest, erinnert verdammt an den Vorwurf unamerikanischer Umtriebe unter McCarthy, dem Meister des Rufmords, in den Fünfzigerjahren zu Hochzeiten des Kalten Kriegs. Frau Palin will sie jagen wie al-Qaida. Wer so redet wie sie oder Senator Liebermann, ist nicht mehr ernst zu nehmen. Denn Julian Assange ist nicht Bin Laden, und Wikileaks gehört nicht zur Achse des Bösen. Wenn die ganze US-Regierung, unterstützt von zahlreichen Anwaltskanzleien, wochenlang vergeblich nach einem Gesetz sucht, gegen das Assange verstoßen haben könnte, dann gibt es wohl keines.

Deutsche Politiker - vor allem diejenigen, die in den Botschaftsmeldungen der US-Diplomatie nicht erwähnt werden - und leider auch viele Medienvertreter üben sich jedoch schon wieder in jenem Konformismus, wie er aus den USA vorgegeben wird.

Nach Wikileaks-Dokumenten übte die US-Diplomatie 2007 Druck aus, um die Vollstreckung der Haftbefehle gegen CIA-Agenten zu verhindern, die den Deutschen El Masri entführt hatten. In diesem Skandal gibt es noch viel zu enthüllen. Nicht nur deshalb warte ich gespannt auf Neues aus dem Paket mit den 250.000 Dokumenten.

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27 Kommentare

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  • P
    Pilzgift

    Nicht zu fassen dass Herr Ströbele, pardon, natürlich Herr Ströbeles Frau 13 Jährige verklagt (auf wessen initiative hin wohl?), weil diese mit Fischködern schiessen.

     

    Der Hammer ist aber, dass er versucht ein Blog mundtot zu machen, welches kritisch und nach Auskunft von Behördeninformationen vollkommen legitim berichtet. Nicht weil die Story falsch wäre, sondern weil er sich ungerecht behandelt fühlt, in Verbindung mit der Klage gebracht zu werden. Die ganze Geschichte lässt tief blicken und ist für einen linken Rebellen, MdB und Journalisten einfach nur enttäuschend.

  • J
    Jonas

    Ich kann Herrn Ströbele hier nicht ernst nehmen. Wenn man von seiner Abmahnung gegen einen Blog weiß, dann sieht man, dass er mit zweierlei Maß misst.

     

    Details findet man auf www.lust-und-frust.blog.de

  • C
    Christoph

    "Aber die Prinzessin von Monaco oder der Prinz aus dem Buckingham Palace müssen sich noch ganz anderes gefallen lassen, sogar Berichte ihres Liebesgeflüsters am Telefon. Die Veröffentlichung von Personalien ist der Preis der Pressefreiheit."

     

    Aber wenn man über SEIN Privatleben berichtet, muss das natürlich unbedingt mittels anwaltlicher Abmahnung unterbunden werden. Wie war das mit dem Wasser und dem Wein?

    www.lust-und-frust.blog.de

  • L
    Lucia

    @ Querulant:

     

    Wer für die Einführung der Scharia eintritt, sollte doch bitte nicht jammern, wenn sie mal auf ihn selbst angewendet wird.

    Inhaftierung ohne Anklage plus Folter sind durchaus schariakonforme Praktiken.

    Andernfalls wäre der Vorwurf angebracht, Wasser zu predigen für sich selbst aber Wein zu bevorzugen angebracht.

    Beim Migrantenbonus wird auch gern argumentiert, der Täter sei noch so stark von seinem religiös/kulturellem Hintergrund geprägt.

     

    Wer hier mit zweifelhaften Asylgründen einreist, nach Erlangung der Staatsbürgerschaft mittels einer Scheinehe sofort die Scheidung einreicht, eine Importbraut heiratet,

    die kein deutsch kann, mit der er schnell 6 Kinder hat, 4 Sozialhelfer beschäftigt, parallel dazu in islamistischem Umfeld verkehrt, dazu noch eine kriminelle Karriere anstrebt,

    muß sich über mangelnde Akzeptanz nicht wundern.

     

    Die Schweizer sagen: so jmd. ist nicht willkommen. Zu gleichen Ergebnissen würde eine Volksbefragung in D kommen.

    Da es bei Forderungen nach Ausweisungen sofort den empörten Multikulti-Aufschrei gäbe, man bräuchte noch mehr unkontrollierte Zuwanderung,

     

    wie wärs z.B. mit Instrumenten wie Staatsbürgerschaft auf Probe?

    So werden z.B. beim Führerschein auch schnell die Raser aussortiert...

  • WK
    Walter Keim

    Der Special Raporteur für Meinungsfreiheit der Vereinten Nationen hat sich für Wikileaks ausgesprochen: http://cyberlaw.org.uk/2010/12/21/un-special-rapporteuroas-statement-on-wikileaks/

    Die Informationsfreiheit ist ein Menschenrecht. Die Behörden sind dafür verantwortlich für Geheimhaltung zu sorgen. Es kann veröffentlicht werden, was der Presse zugespielt wird.

  • Q
    Querulant

    Genau! Und weil die CIA auch immer nur die richtigen erwischt ist es auch völlig in Ordnung im Kampf gegen den Terror grundlegende Regeln eines demokratischen Rechtsstaates außer Kraft zu setzten... da darf man Leute schonmal ohne rechtsgültigen Haftbefehel und ohne Anklage Jahre lang gefangen halten und sogar Foltern!

  • L
    Lucia

    Daß Ströbele immer noch direkt gewählt wird, ist doch ein exzellenter Nachweis für prognostizierte nachlassende Intelligenz in seinem Multikulti-Viertel...

     

    Die auch von ihm unterstützte Verfolgungshysterie gegen den Überbringer der schlechten Botschaft, Sarrazin, erinnert tatsächlich verdammt an den Vorwurf unamerikanischer Umtriebe unter McCarthy, dem Meister des Rufmords.

    Der aktuelle Vorwurf: Anti- Multikulti-Umtriebe.

     

    Daß Ströbele solche Gangster wie Al Masri, die sich als armes Entführungsopfer hypen, noch unterstützt, ist scheinbar Berufskranheit...

     

    Al-Masri begründete seinen Asylantrag mit seiner Mitgliedschaft in der

    islamistischen bewaffneten Vereinigung namens „Al Tawhid“ .

     

    Verfolgt in einem Libanon, in dem die militante Terrororganisation Hizbollah das sagen hat?

     

    Unglaubwürdiger geht’s wohl kaum. Hat er denn Abstand genommen? Nein:

     

    Al Masri gehörte zum Umfeld des 2005 verbotenen „Multikulturhauses Neu-Ulm“.

     

    Die in der MKH-Bibliothek vorhandenen Lehrbücher und Publikationen sowie die öffentlichen Äußerungen von Funktionären und die Freitagsgebete im MKH seien geprägt

    "von einer massiven, gebetsmühlenartigen Hetze gegen die parlamentarische Demokratie, gegen Andersgläubige, die Juden und den Staat Israel sowie Aufruf zum Gotteskrieg",

    so das bayrische Innen-Ministerium. Es werde offen zur Tötung Andersgläubiger aufgerufen.

     

    Al Masri verkehrte dort regelmäßig und lernte dort Reda Seyam kennen. Seyam gilt als extremer Islamist. Der Deutsch-Ägypter, wird mit den Bombenanschlägen auf Bali im Jahre 2002 in Verbindung gebracht.

     

    Insofern kann man davon ausgehen, daß die CIA hier den richtigen inhaftiert und verhört hat.

     

    Inzwischen wurde er aufgrund mehrfacher Straftaten zu 2 Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt.

    Zuletzt hatte er,

    ohnehin noch auf Bewährung, den Neu-Ulmer Oberbürgermeister Gerold Noerenberg in dessen Büro überfallen und verprügelt.

     

    Eine Abschiebung nach der Haft wäre zu begrüßen

  • H
    hto

    "Aufklärung" - für was???

     

    Julian Assange und Wikileaks mit der Verfolgung in der McCarthy-Ära zu vergleichen, das ist extrem populistisch im Sinne der gutbürgerlich-gebildeten Suppenkaspermentalität formuliert - ich habe noch nichts von Assange & Co. gehört was auf Kommunismus oder ein anderes / wirklich-wahrhaftig vernunftbegabtes System hin deutete!?

  • Q
    Querulant

    Was ist jetzt an den Enthüllungen von Wikileaks eigentilch so bahnbrechend und neu? Die USA und der Westen führen keinen gerechten Krieg? Auch westliche Truppen begehen Kriegsverbrechen und Foltern? Diplomaten bilden sich Urteile über Politiker anderer Nationen? Das Militärbündnis NATO entwickelt Verteidigungs- und Kriegspläne für seine Mitglieder im Falle eines russischen Angriffs?

     

    Also wenn das alles unglaubliche Neuigkeiten sein sollen, dann gehört der Großteil der Leute zurück in den Kindergarten, wo einem noch eine heile Welt vorgegaukelt wird...

     

    Julian Assange ein Held? Was macht er denn? Er stellt irgendwelche Dokumente ungeprüft ins Internet? Früher nannte man sowas Pranger. Er ist doch nur eine Medienhure die sich daran aufgeilt im Rampenlicht zu stehen. Ein heiliger der Demokratie ist er keines Falls!

  • S
    systemistwieflascheleer

    Na, da gibt´s doch gleich noch ein dickes *LOL* hinterher - diesmal nicht nur für die Demonstration der eigenen Merkbefreiung von "Schattenfels", sondern auch noch für einen äusserst plumpen Versuch der demagogischen Geschichtsfälschung:

     

    "Als der taz 1980 ein Regime in El Salvador nicht linksextremistisch genug..."

     

    1980, El Salvador - nur drei Stichworte reichen:

     

    ORDEN

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Organizaci%C3%B3n_Democr%C3%A1tica_Nacionalista

     

    Oscar Romero

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%93scar_Romero

     

    Massaker von El Mozote

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_El_Mozote

     

    Kurz: die "Taz" trat damals mitnichten dafür ein, "ein Regime `linksextremistischer´" zu machen, sondern bezog erfreulich deutlich - davon können sich die Herren und Damen Redakteure heute ein dickes Stück abschneiden - Position in einem Krieg, dessen Fronten kaum jemals so deutlich waren wie vorher und nachher. Auf der einen Seite ein US-unterstütztes klassisches Militärregime alá Bananenrepublik, im Interesse der USA und einer winzig kleinen einheimischen Kaste von Großgrundbesitzern mordend, folternd und mithilfe von US-ausgebildeten Todesschwadronen agierend; auf der anderen Seite eine Guerilla, die sich primär aus der indigenen Bevölkerung sowie Gewerkschaftern, Kommunisten und auch Christen zusammensetzte und unter den damaligen Umständen eindeutig(!) in einem Akt der Notwehr zum bewaffneten Kampf überging.

     

    Es gibt mindestens hunderttausend Arten, Geld für wesentlich sinnloserer Sachen auszugeben als in so einem Konflikt zu spenden - habe ich damals als Schüler von meinem Taschengeld auch gemacht. Ströbele hier mit Gestalten wie Schäuble etc. in einen Hut schmeissen zu wollen, ist die zweite Demagogie neben der versuchten Geschichtsklitterung und Verharmlosung einer Militärdiktatur oben.

     

    Unschön, wie von rechts - differenziert werden muss hier nicht groß, weil sich am Ende *alle* Rechten ganz grundsätzlich immer als die antisozialen Subjekte erweisen, für deren Eigeninteressen rechte "Politik" nun mal eintritt - ständig mit wahnhaften Konstruktionen gearbeitet wird, sobald da auch nur ein Hauch von Realität in die Hirne zu gelangen droht.

     

    Unschön, aber bezeichnend.

  • S
    Schattenfels

    @ Christian K.

     

    Ich finde es auch toll, wenn Politikern ein Forum für ihre Meinungen gegeben wird. Aber dann sollte dies auch für Politiker aller Parteien gelten. Wie die taz grüne und Politiker der Ex-SED hätschelt, ist unerträglich, vor allem, wenn man ja ach so "kritisch" eingestellt ist.

     

    Das heißt nicht, dass m.E. eine Zeitung nicht eine linke, liberale, konservative oder rechte Ausrichtung haben darf (Da unterscheide ich mich von den Linken, die die Meinungsfreiheit bekämpfen siehe z.B. "Let's push things forward"). Aber diese Lobhudelei geht einfach zu weit. Selbst konservative Zeitungen sind da bezüglich "ihrer Parteien" CDU & FDP kritischer!!!

     

    Was nun Herrn Ströbele anbelangt, muss man sicherlich von der Galeonsfigur linker Verlogenheit sprechen. Wie er sich hier über Politiker mit Koffern voller Geld äußert, ist vor dem Hintergrund seiner eigenen Tätigkeiten in den 80er Jahren schon ein starkes Stück. Als der taz 1980 ein Regime in El Salvador nicht linksextremistisch genug war, beschloss man zusammen mit Herrn Ströbele, der Gründungsmitglied der "Pazifisten"-Partei Grüne war (weil er als RAF-Sympathisant kurz vorher aus der SPD geflogen war), Geld für Waffen zu sammeln. Zitat Ströbele:

     

    "Zur Geldübergabe flog immer einer von uns rüber, mit 200 000 Dollar in Plastiktüten. Die Commandantes von vier Guerillagruppen zählten Schein für Schein und quittierten per Unterschrift. Ich glaube übrigens nicht, dass mit dem Geld Waffen gekauft wurden [sic!]. Aber die Aktion „Mullbinden für El Salvador“ wäre keine gesellschaftliche Provokation gewesen." (Tagesspiegel 16.04.2004)

     

    Waffen für El Salvador zum Zwecke der gesellschaftlichen Provokation in Deutschland!

     

    Danke taz, danke Herr Ströbele! Es leben die alten Seilschaften! Aber das weiß heute natürlich keiner der heutigen Macchiato-Grünen, Soziologie-Studenten und alleinerziehenden Öko-Mamis mehr.

     

    VIVA HIPOCRESÍA!

  • S
    Stork

    Hervorragender Artikel, aber in einem Punkt hat Herr Ströbele unrecht: Leute wie Palin und Liebermann MÜSSEN wir ernst nehmen.

  • S
    systemistwieflascheleer

    @juli:

     

    Ein dickes *LOL* für diese Demonstration Ihrer eigenen Merkbefreitheit:

     

    1. Assange "postet" nix.

    2. Wikileaks besteht keinesfalls nur aus Assange und ist auch ohne ihn arbeitsfähig.

    3. WL veröffentlicht lediglich Material, welches von anderer Seite beschafft und weitergegeben wird.

    4. Eine der allerersten Veröffentlichungen bezog sich auf Korruption in Kenia, weitere Leaks ohne Schwerpunkt USA können Sie hier nachlesen:

     

    http://derstandard.at/1277338968122/Spektakulaere-Enthuellungen-Von-Kenia-bis-Afghanistan-Auswahl-von-Wikileaks-Faellen

     

    Im übrigen besitzt WL auch Materialien aus Russland sowie über viele transnationale Konzerne alá BP, welches in den nächsten Monaten und Jahren öffentlich werden wird.

     

    5. Wenn es eine Focussierung auf die USA gibt, dann könnte das u.a. auch daran liegen, dass es einfach die US-Politik selbst ist, die ständig neue Gründe dafür produziert, sie transparent zu machen.

     

    6. Und jetzt können Sie weiter wahlweise die "BILD" lesen oder sich von "FOX" einlullen lassen.

  • CK
    Christian K

    Ach Schattenfels, was bist Du doch lustig!

     

    Also ich fand den Artikel sehr lesenswert und bin froh, dass Politikern ein Forum zur Meinungsäußerung gegeben wird. Wie sollen Sie denn sonst ihre Positionen kommunizieren?

  • J
    Juli

    Assange ist ein US-Hasser, oder kann sich jemand dran erinnern, dass er je was anderes gepostet hat als Sachen, die die USA belasten?

    Dass Ströbelle so einen US-Hasser gut findet, wundert mich allerdings nicht.

  • S
    Schattenfels

    Danke, Herr Ströbele für diesen erhellenden Artikel. Vorher hatte ich gar nichts verstanden, von dem Zeug, hier mit dem wikileaks und so. Jetzt total aber wegen Ihnen. Und super finde ich auch, dass die taz Ihnen ein Forum für Wahlwerbung gibt. Ich finde links sein nämlich ziemlich intelligent und gut. taz 4 ever!

  • P
    Peggy

    Vielen Dank, Herr Ströbele, für einen Kommentar mit Sachverstand und ohne Brille.

  • SS
    Susi Sorglos

    Endlich sagt es jemand mal in aller Klarheit: Es gibt kein Gesetz, gegen das Herr Assange verstoßen hat - nicht mal in den USA! Und selbst wenn es dort eines gäbe, so hätte es außerhalb Amerikas keinerlei Geltung! Es gibt auch keinen Staat auf der Welt, der die Geheimnisse anderer Länder strafgesetzlich schützt. Vielen unterwerfungssüchtigen Untertanen scheint entgangen zu sein, daß ein rechtsetzendes »Imperium americana« nur eine Mediensuggestion ist. Auch wenn die US-Präsidentschaftswahlen auf allen Kanälen in Echtzeit übertragen werden und unsere »demokratischen« young leaders sogar die Füße eines Botschafters küssen, wenn er denn ein US-Boy ist - die amerikanische Administration ist trotzdem nicht unser Imperator! Ich würde mich aber nicht wundern, wenn unsere westlichen Lakaienregierungen jetzt solcher Gesetze erlassen würden. Wie schon beim Wirtschafts-, Patent- und Urheberrecht: US-Führer befiehl, wir folgen dir!

     

    Im übrigen erinnert mich die Hetzjagd auf Herrn Assange nicht an die McCarthy-Ära, sondern an die Fatwa des Ayatollah Khomeini gegen den Schriftsteller Salman Rushdie. Genau wie der konservative iranische Politiker Khomeini damals, so rufen heute konservative US-Politiker und journalistische Volksverhetzer in der Fox-Senderkette des Vorzeigedemokraten Rupert Murdoch offen zum Mord an Herrn Assange auf. Seit Vietnam und dem 11. September [*] machen die USA als Feinde eines Rechts, das für alle gilt, ihren »American way of death« zum Hauptexportartikel. So sollen die Guantanamoverschleppten nicht vor ordentliche Gerichte gestellt werden, weil die Zivilrichter nur selten eine strafbare Schuld feststellen konnten. Nun müssen Militärtribunale urteilen (dort können Urteile anscheinend ganz nach Wunsch der Regierung befohlen werden). Und im pakistanischen Grenzgebiet werden »Verdächtige« heldenhaft mittels ferngesteuerter Flugroboter ermordet, ganz nach alter Tradition: erst schießen, dann fragen.

     

    Aber das sind alles keine Zeichen der Souveränität. Amerika ist ein Industrieland, das sich langsam deindustrialisiert, führend nur noch in der Waffenherstellung - oder kennt jemand ein Produkt, auf dem »Made in U.S.A.« draufsteht? Es steht also zu befürchten, daß Uncle Sam endgültig zum gesetzlosen, schießwütigen Killer verkommt.

     

     

     

    ___________

    [*] 11. September 1973: US-unterstützter Militärputsch General Pinochets gegen die demokratisch gewählte Regierung des Salvador Allende in Chile mit anschließender Plünderung des Landes durch Zöglinge des US-Ökonomen Milton Friedman. Wikipedia: »Friedman war Mentor einer Gruppe von chilenischen Ökonomen, den nach der Chicagoer Schule benannten Chicago Boys. Diese bestimmten unter der Militär-Diktatur Pinochets in Chile maßgeblich eine neue liberale Wirtschaftsordnung, die auf den Ideen Friedmans aufbaute. Die Tatsache, dass eine Militär-Diktatur eine liberale Marktwirtschaft einführte, bezeichnete Friedman später als „Wunder von Chile“. Bei seinem Besuch 1975 in Chile traf Friedman auch kurz mit Pinochet zusammen.« Natürlich ohne ein Wort ein Wort über Diktatur und Menschenrechtsverletzungen zu verlieren.

  • K
    Katharina

    Danke, Herr Ströbele für diesen Text! Ich stimme Ihnen in allen Punkten zu. Es ist schön zu wissen, dass im Bundestag zumindest ein Politiker sitzt, der wirklich seinem Gewissen und nicht in erster Linie irgendwelchen Parteizwängen, Lobbyzwängen oder den Interessen anderer Staaten unterliegt. Und das gilt nicht nur Ihrer Meinung zu Wikileaks!

  • H
    HaukeBehr

    Vielen Dank für diesen Kommentar!

  • S
    Slobo

    Astreiner Artikel, der den Nagel auf den Kopf trifft!

    Die ganzen Leute (insbes. Politiker), die jetzt über Wikileaks herziehen, haben einen gewaltigen Dachschaden.

  • M
    Mac-Lennox

    Hey Joe,

     

    warum hast du überhaupt diesen Artikel gelesen? Wenn Presse- und Meinungsfreiheit dir nicht liegt, wofür sich Herr Ströbele stark macht, dann zieh doch einfach fort. Es hält doch dich niemand fest. Ich empfehle dir Weißrussland oder Nordkorea. Schöne Länder! Dort herrscht genau die Freiheit, die dir vorschwebt.

     

    PS: Es ist schizophren, sich gegen Presse- und Meinungsfreiheit auszusprechen, und dabei gleichzeitig dieses Medium hier zu nutzen.

  • H
    hancock

    danke christian

  • F
    Frank

    Die Authenzitaet der Quellen von Wiki-Leaks ist nicht bezweifelt worden. Urteile, Interpretationen dieser Daten werden von Wiki-Leaks nicht gefaellt oder geliefert.

    Bis auf eine generelle Erfahrung, welche jeder Mensch macht, wenn er die Diskrepanz zwischen offiziellen "Presseinformationen" und den orginalen Texten zu Gesicht bekommt.

    Die "zentrale" Rolle einer Person ist da sicher problematisch.

    Aber was aendert die Verteilung der Entscheidung auf das was veroeffentlicht werden soll am Inhalt der Veroeffentlichungen?

    Alles! was bekannt wird, sollte nach Pruefung der Authenzitaet, veroeffentlicht werden.

    Dazu im Kontrast noch einmal das Argument der Konkurrenten von Wikileaks: "Ist eine Organisation, die eine solche Macht aufbaut, so organisiert, dass es diese Macht auch rechtfertigt?"

    Demokratische Entscheidungsstrukturen ueber das was veroeffentlicht wird, werden hier gefordert.

    Da muss aber gar nichts entschieden werden!, ausser der Pruefung auf Authenzitaet!

    Danach wird veroeffentlicht! Fertig!

     

    Die Kritiker bemaengeln ein fehlendes Gremium, welches gar nicht erforderlich ist um "unveroeffentlichte" oder "geheime" Dokumente zu veroeffentlichen.

     

    Das moechte ich nicht. Informationen die Wahrheit, Tatsachen wiedergeben brauchen keine Beurteilung. -Das ist Aufgabe der Adressaten der Information!!-.

    Ende der Diskussion, oder!?

    Propaganda, gefaerbte, geformte, beschnittene Informationsquellen gibt es mehr als genug.

    Das faengt mit der Tagesshow an und hat noch lange kein Ende bei der Bildzeitung.

     

    Ein Beispiel:

    Julian Assange hat sich in England den Behoerden, nach vorausgehenden Verhandlungen, freiwillig ausgeliefert.

    Die Meldung am Abend in der Tagesschau sinngemaess: Mit seiner so schnellen Verhaftung hatte der Wikileaks-Sprecher nicht gerechnet....

    Analysieren Sie bitte die Meldung. Worin besteht der Unterschied zwischen der Darstellung eines sich freiwillig den Behoerden stellenden Herrn Assange und der oeffentlichen Darstellung als schnellem Ermittlungserfolg der Behoerden?

    Was sind die zwangslaeufigen Unterschiede in der Beurteilung durch „Erst-, leser, hoerer“ ?

     

    In den folgenden Stunden und Tagen hiess es sinngemaess:

    Hackerangriff

    Fluchtgefahr von Assange; Kaution abgelehnt.

    Datenkrieg

     

    Das ist die Sorte redaktionell aufbereiteter „Information“ die Ihnen jeden Tag mehrmals serviert wird. Wo sind die Informationen zur aktuellen Situation in Griechenland, England, Irland und Italien ? War da was, irgendetwas wichtiges los?

    Mittlerweile geraet selbst das Tagesgeschehen zur Geheimsache wenn es den verantwortlichen „Gremien“ nicht in den Kram passt!

     

    Ein letztes Wort zum Autor des kommentierten Artikels.

    Sehr geehrter Herr Stroebele,

    ich bin sehr erfreut, dass es wenigstens einem Parlamentarier gelungen ist, sein Urteilsvermoegen weder nationalen noch wirtschaftlichen „Realtitaeten“ unterzuordnen, sondern stattdessen wenigstens versucht diese Realitaet im Auftrag und zum Wohle der Menschen zu veraendern.

    Im Gegensatz zu Ihren Kritikern, ehrt es Sie wenn diese versuchen Ihre Kritik am Afghanistankrieg

    als realitaetsfremd oder naiv zu blamieren. Ich verbleibe in der sicheren Gewissheit, dass Ihre Mitgliedschaft im deutschen Bundestag auch in der Zukunft kein Zufall ist.

  • T
    theRedAgent

    Herr Ströbele ist meiner Meinung nach einer der wenigen Grünen Politiker der überhaupt noch an Grünen zielen fästhält. Herr Özdemirs Äusserungen zu Wikileaks war einfach nur Peinlich, diesen Menschen kann ich nicht wählen und wenn er noch an der Spitze der Partei steht... Genauso wie eine Künast, die an einem Schweigemarsch gegen S21 teilnimmt und dann wärend des Marsches trozdem den Reportern Antworten muss. Die Frau hat einen Charakter wie ein quengelndes Kind, einfach nur traurig.

     

    Ich glaube den Kern meines Frustes teilen viele Grün Wähler, denn die meisten Auftritte von Roth, Özdemir, Künast sind einfach nur Peinlich und wirken in meinen Augen wie Hohn für die Ziele der Partei. Das tollste an Roth sind die Haare, Özdemir ist ein toll integrierter Türke und das scheint auch seine quallifikation zu sein. Ich habe nix dagegen das er Türke ist, ich freue mich über jeden Mensch mit ausländischen Wurzeln der in der Politik des Landes in dem er lebt aktiv ist. Doch die Äusserungen von Herrn Özdemir zu Wikileaks, hat das Fass voll gemacht.

  • R
    Relevanz

    Bravo, Herr Ströbele!

    Es ist schön zu lesen, das es auch rational denkende Menschen in den Parlamenten gibt. Hoffentlich werden Sie diese Meinung auch noch nach der Bundestagswahl so klar vertreten, und dann hoffentlich als Teil der Regierung, in Deutsche Außenpolitik verwandeln.

    mfg.

  • J
    Joe

    Der alte Mann sollte abtreten - im Seniorenheim gibt es genug Arbeit ... als Märchenonkel! Julian Assange ist ein naiver Hehler mit krimineller Energie und ebensolchen Fans!