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Jugendproteste in Spanien#yeswecamp!

Die Proteste in Spanien haben, wie in Tunesien und Ägypten, im Netz begonnen. Die Wut über die Korruption fand ihr Ventil über Twitter, Facebook und Youtube.

Haben genug von korrupten Politikern: Demonstranten in Madrid. Bild: reuters

MADRID taz | Die #spanishrevolution ist im Internet mindestens genau so weit verzweigt, wie das Gewirr aus Schnüren und Seilen, das die Sonnensegel auf der Puerta del Sol im Herzen Madrids hält. Die Aktion unter dem Motto #tomalaplaza (nimm den Platz) wächst stündlich reell und virtuell. Aus dem #nonosvamos (wir gehen nicht) der ersten Tage wurde ein massives #yeswecamp. Die Proteste gegen die korrupte politische Klasse #nolesvotes (wähle sie nicht) wachsen sich zu einem #globalcamp aus - so etwa läse sich ein Bericht, der auf das Online-Netzwerk Twitter abgestimmt wäre.

Jede Stadt, die etwas auf sich hält, hat ihr Protestzeltlager mit eigenem Twitter- und youtube-Kanal und Facebook-Auftritt. Die über 260 guten Gründe – wegen Korruption angeklagte oder gar schuldig befundene Politiker unterschiedlicher Parteien – finden sich im Netz. Überall in Spanien – und mittlerweile auch im Ausland – verlieren die Jugendlichen ihre Angst (#notenemosmiedo) angesichts einer Krise, die nicht die ihre ist, aber von ihnen bezahlt werden soll. Und wer Spanisch nicht versteht, der besetzt seinen Platz auf Englisch: @takethesquare.

Ein Twittergenuss ist das alles längst nicht mehr. Seit Beginn der Woche ist alles, was mit der #spanishrevolution und #globalrevolution zu tun hat, ganz oben in der Liste der Trending Topics. Die Folge: Twitter spielt verrückt. 200 bis 300 tweets in der Minute pro hashtag macht das Lesen nicht wirklich leichter.

Bild: taz

REINER WANDLER ist Spanien-Korrespondent der taz und betreibt selbst einen Bilder-Blog über die Proteste in Madrid.

228.000 Mitglieder bei Facebook

Die Bewegung #15M begann mit einem Aufruf von //www.facebook.com/democraciarealya?sk=wall:"Democracia Real Ya!" – "Echte Demokratie jetzt!" zu Demonstrationen am vergangenen Sonntag, dem 15. Mai. Über drei Monate arbeiteten Blogger und Facebookfans verschiendenster sozialer, parteiunabhängiger Bewegungen, die sich oft nur über das Internet kannten, an der Vorbereitung.

Das Ergebnis der Facebook-Mobilisierung übertraf alles. 130.000 Menschen gingen in ganz Spanien auf die Straße, 228.000 Mitglieder zählt der Facebook-Auftritt von @democraciarealya mittlerweile, während die Homepage längst unter dem Besucherandrang zusammengebrochen ist. Ständig entstehen weitere Seiten, auf denen speziellere Themen, wie zum Beispiel die Jugendarbeitslosigkeit debattiert werden.

Die Stadtverwaltung von Madrid hat die Übertragung von der Webcam auf der Puerta de Sol vom Netz genommen, um die Live-Bilder vom Camp zu unterdrücken. Es nutzte nichts. Youtube ist voller Videos zum Thema. Und mittlerweile gibt es gar einen Livestream rund um die Uhr. Dies ist nur eine Möglichkeit zu verfolgen, was auf dem Platz geschieht. Auf #acampadasol laufen ständig links zu anderen TV-Amateuren auf, die oft nur mit einem iPhone in der Hand ihre Liveberichte machen.

Abend für Abend kommen mehr Menschen ins Zentrum von Madrid. "Ein Klick im Facebook, noch ein Klick im Facebook, und spätestens nach dem dritten schaltest du den Computer aus und gehst runter auf die Straße", erklärte ein tunesischer Blogger, wie die dortige Revolution anfing. #takethesquare!

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6 Kommentare

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  • B
    Bird83

    Das wir uns vom Gegenwärtigen verabschieden müssen!

    Das müssen in Kauf nehmen!

    Wir müssen uns befreien, von dem was uns beherrscht.

    Der Weg zur Selbstbestimmung ist hart und unbequem, jedoch ist er unumgänglich und möglich.

    Wir müssen die Macht (Das Geld regiert die Welt),

    für uns behalten!

    "Ab heute bezahlen wir für nichts mehr!"

     

    Laß ja die Hand los, wenn ein großes Rad

    den Hügel hinabrollt, damit dir's nicht

    den Hals breche!

    William Shakeespeare

  • II
    Ivan Iglesias

    Es geht darum, gegen dieses politischen System zu kämpfen. Die Börse wählt jeden Tag aus, während die Bürger nur ein mal jede 4 Jahre dürfen. Wir wollen eine echte Demokratie. Es gibt nämlich mehrere elektronischen Systemen, um diesen Traum zu schaffen. Alle europeischer Politiker regieren nicht, weil alles leider von den Märkten und Börsen regiert wird.

     

    Bitte helfen Sie uns, diesen neuen Weg fuer die Demokratie zu finden! Europe, freedom needs you!

     

    Gruesse aus Barcelona! :-)

  • D
    Damokles

    Man solle ja stets mit dem Guten beginnen:

    Vorab, "Chapeau" taz, dass Sie sich Ihrer Pionierrolle als "linkes" und aufklärerisch-investigatives Medium bewusst sind und als eine der ersten renommierten Blätter über diese spanischen Manifestationen berichtet haben. Dennoch, sauber aufgearbeitet und eben recherchiert scheint mir dieser Beitrag allerdings nicht. Kritikpunkt 1 umfasst die Soziodemographie dieser "Aufstände": Es reicht mitnichten aus, diese Kundgebungen als schlichte "Jugendrevolten" anzupreisen, da dies einserseits der eigtl. Intention nicht gerecht wird und andererseits diese Manifestationen durch diese Denomination bereits deskriditiert, diffamiert und gar destabilisiert wird. Trotz Ihrer anhaltenden internen Machtkämpfe bez. Journalisten-Löhne und Mitspracherechte (ad interna) hätte ich mir von dir, liebe taz, gewünscht, dass entsprechende "Vor-Ort-Korrespondenten" im Einsatz sind. Nur so, kann ein umfangreiches und v.a. "korrekteres" Bild dieser Revolten wiedergegeben werden, nur so hätte dir, liebe taz, auffallen müssen, dass sich jene Proteste nicht nur im Spektrum der 20-25 Jährigen vollzieht.

     

    Kritikpunkt 2 umfasst die zu voreilig gezogenen Parallelen zu den Aufständen im Maghreb resp. Ägypten, Syrien et al. Ausser ihrer Gemeinsamkeiten der äusseren Erscheinungsform bezüglich, könnten diese Manifestationen nicht mehr divergieren. Es geht nicht in erster Linie um nicht-vorhandene politische Partizipation, sondern um die Resignation, vor einer nicht fruchtenden und der Wählerschaft abgehobenen Politik eines marodierenden 2-Klasse/2-Parteien Systems. In der Aussage, und eben nur in dieser, hatte Felipe Gonzalez recht: "In d. arabischen Welt forderten sie Stimmrecht, hier sagen Sie: Lasst es bleiben, das bringt nichts".

     

    Kritikpunkt 3: Eine marodierende und korrupte politische Elite ("Classe politique") kann in praktisch allen Ländern innerhalb des 27er-Klubs ausgemacht werden. Hierfür reichen Indizes wie bspw. "Transparency Int." etc. aus, um die europäische Gesamtlage in diesen Belangen zu analysieren. Ob eine politische Partizipation in Deutschland, Frankreich, Italien oder gar England umfangreicher, differenter und damit auf demokratischer ist, wage ich zu bezweifeln. Die Quota der korresp. Wählerstimmen in diesen Ländern spricht eine klare Sprache (UMP - PS France / Forza italia - Unione / CDU - SPD / Torries - Labour) etc. Der aus Nordamerika bekannte Begriff des "Flip-Flops" ist auch hier ein wahrnehmbares Phänomen.

     

    Also: Sorgt dafür dass es nicht bei einer #spanishrevolution bleibt. Nein, weitet diese zu einer #europeanrevolution aus.

  • E
    emil

    geht heute zum lustgarten. ab 15:30 kundgebung, um 18:30 generalversammlung um weitere aktionen zu planen.

    morgen 19h brandenburger tor: www.facebook.com/event.php?eid=132045676871564

    live-stream zur plaza de sol in madrid: http://www.soltv.tv/soltv2/index.html

    macht was. werdet aktiv. organisiert euch. bleibt friedlich. das ist unsere chance. #yeswecamp

    liebe grüsse aus madrid.

  • M
    mir

    Eine Zusammenstelung der Tweets, sortiert nach Orten, findet man unter

     

    http://www.yeswecamp.net/

     

    Da kommt dann ein bisschen Ordnung rein und es ist übersichtlich zu lesen.

  • B
    bnrd

    wen interessieren die technischen daten, es geht um Ungerechtigkeit, wann hat die taz schonmal einen Artikel zu diesem Thema geschrieben?

     

    achso, es geht um religion=pöse, lass uns über twitter reden...