Jugend in Uganda: Harte Zeiten für die Elite
Eine Universitätsausbildung können sich nur die wenigsten leisten. Doch ein Abschluss bedeutet nicht, auch einen Job zu finden.
Glückwunsch zum Uniabschluss – aber ihr legt die ganze Stadt lahm“, twittert ein Ugander. In Ugandas Hauptstadt Kampala dreht sich dieser Tage alles um die staatliche Universität Makerere. Die feiert den Abschluss von über 13.000 Absolventen – der aufstrebenden Elite, Ugandas ganzem Stolz. Die Makerere-Uni zählt auch im Ranking von 2015 zu den besten drei Universitäten Afrikas.
Auf dem Campus im Herzen Kampalas herrscht Festtagsstimmung. Der Bildungsminister ist gekommen, Reden werden gehalten. Tausende Studenten sitzen auf Plastikstühlen, gekleidet in schwarzen Talaren und mit Hüten, begleitet von Eltern, Geschwistern, Tanten und Onkeln in schicken Kleidern.
Für sie ist es ein besonderer Tag. Um ein Kind auf die Universität zu schicken, muss in Uganda die ganze Großfamilie zusammenlegen. Die Gebühren liegen bei umgerechnet rund 400 Euro pro Semester. Für Prüfungen, Bücher und alles, was sonst dazugehört, muss man extra zahlen. Hochschulbildung können sich nur die wenigsten leisten. „Ihr seid die Elite Ugandas und werdet das Land in eine wohlhabende Zukunft führen“, sagt der Dekan.
Die Absolventen lächeln müde, nur wenige klatschen verhalten. Einige verdrehen die Augen. Jeder weiß, dass vor ihnen eine harte Zeit liegt. Denn selbst in Afrikas Elitekaderschmiede zeigt sich im Kleinen, was in ganz Uganda im Argen liegt. Man muss nur genau hinsehen.
Diskussionen und Flüche
Jenseits der Festzelte, drängeln sich Hunderte Studenten vor dem Verwaltungsgebäude. Es wird diskutiert und geflucht. Sie verlangen ihre Zeugnisse. „Die anderen feiern, und wir werden hier stehen gelassen“, klagt einer und erklärt: 5.000 der 13.000 Namen stünden nicht auf den Graduiertenlisten, obwohl sie die Examen bestanden hätten – sie seien verloren gegangen. „Wir sollen jetzt die Prüfungen wiederholen, diese Uni ist ein Sauladen!“, flucht ein anderer. Ein Raunen geht durch die Menge.
Bewaffnete Polizisten auf dem Parkplatz beobachten die Szene. Um ihre Gürtel hängen Tränengaskartuschen – griffbereit. Der Polizeichef hat klargemacht: Bei Randale wird hart durchgegriffen.
Die Stimmung in Uganda droht zu kippen: In knapp einem Monat sind Wahlen angesetzt. Der 71-jährige Präsident Yoweri Museveni ist seit 30 Jahren an der Macht und macht keine Anstalten abzutreten. Sprich, alle Studenten kennen in ihrem Leben nur ihn als Präsidenten.
Genau hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Ugandas Bevölkerung zählt zu einer der am schnellsten wachsenden weltweit. 78 Prozent ist unter 30 Jahre alt, und davon sind laut Statistik aus dem Jahr 2012 rund 64 Prozent arbeitslos.
Um zu gewinnen, buhlt der Präsident um die Stimmen der Jugend, verspricht Jobs. Doch selbst die Elitestudenten glauben ihm nicht: „Wir erleben jeden Tag auf dem Campus Korruption und Missmanagement – so wie überall, in allen Staatseinrichtungen“, sagt einer. „Doch der Präsident redet in seinen Wahlkampf von ‚kontinuierlichem Fortschritt‘ “. Da beginnen sie alle zu lachen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei