Jürn Kruse über den Frauenanteil in Führungspositionen: Macht’s zum Männerthema
Nichts gegen Franziska Giffey. Die macht bestimmt ganz tolle Arbeit. Es spricht auch auf den ersten Blick nichts dagegen, dass ihr Haus – das Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – eine Studie über den Anteil von Frauen in Machtpositionen im Rundfunk fördert. Genauso wenig ist es schlimm, dass bei der Vorstellung der Ergebnisse der Frauenanteil im Publikum locker bei 90 Prozent liegt und auf der Bühne in der Diskussion über ebenjene Ergebnisse sechs Frauen sitzen – und nur ein Mann.
Aber auf den zweiten Blick, wenn man all das zusammenzählt, spricht schon eine ganze Menge dagegen, dass es – immer – genau so läuft. Denn ein Problem wird deutlich: Frauenförderung scheint ein Frauenthema zu sein; ein Thema, das im Ressort „Familie und das ganze Gedöns“ (wie es Gerhard Schröder mal nannte) angesiedelt ist; ein Thema, zu dem die meisten Redaktionen Mitarbeiterinnen schicken; ein Thema, das auf der Bühne von Frauen diskutiert wird, die sich zwar in ihren Schlussfolgerungen durchaus nicht einig sind, aber doch in ihren Häusern diejenigen zu sein scheinen, die sich um dieses Thema kümmern.
Dabei sagen doch diese wie auch andere Studien, dass das Problem darin besteht, dass zu wenige Frauen in die Positionen kommen, aus denen heraus frau etwas ändern könnte. Da vorne müssten also Männer sitzen – und gefragt werden, warum nur ungefähr jede dritte Führungskraft in den Medien (und anderswo sind es noch weniger) eine Frau ist.
Denn Frauen in Führungspositionen sind kein Gedöns für Frauen. Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, der paritätischen Verteilung von Chancen, von Verantwortung, von Last, von allem. Und es impliziert stets auch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Denn da sind sich alle einig: Ohne die wird es nicht gehen. Und diese Umstrukturierung der Arbeit käme dann ja auch den Männern zugute. Mehr Zeit für Kinder, mehr Zeit zum Rumhängen im Garten (die man sich dann leisten könnte, weil die Partnerin mehr verdient), weniger Zeit am Arbeitsplatz. Klingt ziemlich erstrebenswert. Für alle.
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