piwik no script img

Jüngster Abgeordneter in KielJasper Balke sitzt jetzt im Landtag

Überraschungserfolg: Der 24-Jährige ist einer von drei grünen Wahlkreisgewinnern in Schleswig-Holstein.

„Je­de*r soll Politik machen“, findet Jasper Balke Foto: Kilian Vitt

Rendsburg taz | Dass er es in den Landtag schaffen könnte, darauf hatte Jasper Balke sich „mental schon eingestellt“. Schließlich stand der Lübecker auf dem sicheren Listenplatz fünf der Grünen. Doch die Liste musste den 24-jährigen Medizinstudenten nicht interessieren: Er holte den Wahlkreis Lübeck-Süd, bisher eine SPD-Hochburg, direkt und ist damit nicht nur einer von drei Grünen-Wahlkreisgewinner*innen in Schleswig-Holstein, sondern auch der jüngste Abgeordnete im neuen Kieler Landtag.

Kurz nach der Wahl beginnt die Arbeit im Landeshaus: Die Fraktionen kommen zu ersten Sitzungen zusammen, Büros werden bezogen und Arbeitsgruppen gebildet. Jasper Balke kennt die Räume und die Abläufe bereits, schließlich nahm er von 2019 bis 2021 als Landessprecher der Grünen Jugend an Fraktionssitzungen teil. „Aber wie es ist, selbst Abgeordneter zu sein, lerne ich jetzt“, sagt er.

In seinen 24 Lebensjahren hat Balke, der in Braunschweig geboren wurde, bereits einige Erfahrungen gesammelt: Bei Jobs als Barkeeper und Bandarbeiter, vor allem aber bei einem Freiwilligen Sozialen Jahr in der Krankenpflege, das er als Vorbereitung für sein Medizinstudium nutzte.

Jetzt kann er sich vorstellen, die Grünen im Gesundheitsausschuss zu vertreten – die bisherige Fachfrau, Maret Bohn, ist in ihren Beruf als Ärztin zurückgekehrt. „Ich trete da in große Fußstapfen“, sagt Balke – will sie aber ausfüllen: „Gesundheit, Pflege und Hochschulpolitik, das sind die Bereiche, für die ich antrete.“ Zudem werde er sich als Direktkandidat stark für die Belange Lübecks einsetzen.

Politik als Ehrenamt

Dass es Vorbehalte gegen einen Studenten als Berufspolitiker geben könnte, findet er „grundfalsch“: „Je­de*r soll Politik machen.“ Tatsächlich sei er mit seinen 24 Jahren deutlich älter als die jüngsten Wähler*innen, diese Altersgruppe hätte also gar keine Stimme im Landtag. „Als jüngster Abgeordneter versuche ich, deren Interessen zu vertreten.“ Sein eigenes Studium wird er vermutlich hintanstellen: „Medizin ist ein anspruchsvolles Fach mit viel Praxis, das geht nicht so nebenbei. Der Fokus liegt jetzt bei der Politik.“

Dass er organisieren und andere begeistern kann, hat er bereits als Schüler gezeigt. Damals gründete er mit anderen einen Verein für Nachhilfe und wurde gleich Vorsitzender. „Viele Freun­d*in­nen haben nicht verstanden, dass ich viel Arbeit reingesteckt, aber kein Geld verdient habe“, berichtet er.

Aber Ehrenämter seien wichtig: „Solche Strukturen übernehmen schließlich staatliche Aufgaben, jetzt wieder bei der Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine.“ So drehte sich auch sein erster Antrag auf einem Parteitag darum, Ehrenamt im Bafög anzuerkennen: „Wer wenig Geld hat, hat weniger Zeit für ein Ehrenamt. Das kann nicht sein.“ Ein Argument, das die Partei überzeugte.

Überhaupt hat Jasper Balke kein Problem damit, sich auf einem Podium oder in einer Diskussionsrunde seine Meinung zu vertreten. „Reden war nie ein Problem“, sagt er. „Darum bin ich im Landtag nicht so schlecht aufgehoben.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare