Jubelfeier für den Berliner Fernsehturm: Tortensenatorin Franziska Giffey
Der Fernsehturm – einst Ost, inzwischen Gesamtberliner Wahrzeichen – begeht seinen 55-jährigen Geburtstag. Die Wirtschaftssenatorin ist Ehrengästin.

Als Zeichen ihrer Verbundenheit mit dem früher Ost-, nun Gesamtberliner Wahrzeichen hat Giffey eine Kindheitserinnerung dabei. Einen Stoffbären, den sie 1987 als Neunjährige zur 750-Jahr-Feier Berlins geschenkt bekommen habe. „Ich war noch ein kleines Kind, als ich das erste Mal auf dem Fernsehturm war“, sagt die gebürtige Brandenburgerin der taz.
Ihre Familie sei damals mit dem Zug eine Stunde aus Frankfurt (Oder) nach Berlin gefahren. Anschließend hätten sie im Turmrestaurant Orangensaft getrunken und die Aussicht über die Stadt bewundert. Wie ein „Spielzeugland“ sei ihr das damals vorgekommen. Heute sagt sie: „Der Fernsehturm ist ein Symbol einer wiedervereinten Stadt, ein Symbol der Freiheit.“
Zu Ehren des Geburtstagskindes gibt es im Foyer eine fünfstöckige Torte. Jedes Stockwerk zeigt ein anderes Motiv. Und klar, der Berliner Bär ist zu sehen. Die Mauer und die Ampelmännchen dürfen natürlich auch nicht fehlen. Das Monstrum anzuschneiden, ist dann nicht so leicht. „Richtig rein da“, wird Giffey instruiert.
„Hübsche Telemädchen“
Auch bei der feierlichen Eröffnung des Fernsehturms am 3. Oktober 1969 gab es Torte für die Politprominenz, in dem Fall die der DDR. Kredenzt wurde sie aber nicht am Boden, sondern in dem sich drehenden Restaurant Tele-Café in der Kuppel, und zwar von „hübschen Tele-Mädchen“, wie es seinerzeit in einem Bericht des SED-Zentralorgans Neues Deutschland hieß.
Die Eröffnungszeremonie war der krönende Abschluss einer Bau- und Planungsodyssee. Erste Pläne, eine neue Sendeanlage zu bauen, gab es bereits in den 50ern. Ein eindrucksvoller Turm sollte es sein, „ein Zeichen der Stärke Ostberlins“, wie Franziska Giffey sagt.
Ein ursprünglich favorisierter Standort im Süden der Stadt entpuppte sich als zu gefährlich nah am Flughafen Schönefeld. SED-Chef Walter Ulbricht nahm darum höchstpersönlich den Stadtplan in die Hand und entschied: Hier am Alexanderplatz, nah an der Grenze zu Westberlin, sei der richtige Standort für das Prestigeprojekt.
203 Meter in 40 Sekunden
Über ein halbes Jahrhundert später ist der Berliner Fernsehturm mit seinen 368 Metern weiterhin das höchste Gebäude Deutschlands. Die bauchige Kugel des Turms beherbergt mittlerweile eine Bar, das Restaurant heißt nicht mehr „Tele-Café“, sondern cringe „Sphere“. Sternekoch Tim Raue wird dort ab Frühjahr 2025 regionale Hausmannskost servieren. Trotz seiner Höhe – und der Preise im Restaurant – will der Turm bodenständig bleiben.
Am Ende des Turmgeburtstags dürfen die Gäst:innen gemeinsam auf die Aussichtsetage fahren. 40 Sekunde dauert die Fahrstuhlfahrt auf 203 Meter Höhe, kurz wird es etwas flau im Magen. Doch es lohnt sich – für einen Blick auf das wiedervereinte Berlin.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart