piwik no script img

Journalistin sorgt für diplomatische Verstimmung"Frau France Monde"

Christine Ockrent, Gattin des französischen Außenministers, soll die Generaldirektorin für Frankreichs Auslandssender werden. Belgien, Kanada und die Schweiz protestieren.

Wegen Christine Ockrent kommt es zum Krisentreffen französischer Journalisten. Bild: ap

Es ist ein veritabler kleiner Skandal: Die Journalistin Christine Ockrent, Lebensgefährtin des französischen Außenministers Bernard Kouchner, soll die journalistische Führung bei der France Monde-Holding, Frankreichs Äquivalent zur Deutschen Welle, übernehmen. Das zumindest wünscht Präsident Nicolas Sarkozy.

Hierbei soll sie auch gleich die drei bislang getrennt arbeitenden internationalen Angebote - Radio France International (RFI), die 2006 gegründete französische CNN-Konkurrenz France 24 und den auch in deutschen Kabelnetzen verbreiteten "Sender der Francophonie" TV 5 zusammenführen.

Die Nominierung sorgte gestern für aufgeregte Vollversammlungen der Beschäftigten bei den drei betroffenen Sendern in Paris - und für Proteste aus Belgien, Kanada und der Schweiz. Denn auch hier wird französisch gesprochen, und auch sie halten Anteile an TV 5. Sarkozy hat sie nun vor vollendete Tatsachen gestellt. Man ist diplomatisch verstimmt, kommenden Freitag wollen sie sich nun zum Krisengipfel im kanadischen Ottawa treffen.

Die französische Journalistengesellschaft SDJ fürchtet mit Christine Ockrent als Chefin um die "Glaubwürdigkeit" bei RFI. Der Sender ist stark in Afrika präsent, wo die französische Außen- und Militärpolitik vielerorts für Konflikte sorgt. Auch von "Bevormundungen durch die Politik" ist die Rede. Bei TV 5 geißeln die Gewerkschaften zudem die "Missachtung" der belgischen, schweizerischen und kanadischen Partner: "Die Francophonie gehört nicht Paris allein."

Ockrent, die in den vergangenen Jahrzehnten bei fast allen großen Sendern gearbeitet hat, gilt in Paris als Geheimwaffe für Umstrukturierungen. Selbst reagiert sie gereizt auf die Infragestellung ihrer Unabhängigkeit von der Politik ihres Gatten: "Wollen Sie, dass ich mich scheiden lasse?", fragte sie in der französischen Presse.

Dass es durchaus andere Möglichkeiten gibt, hat unter anderem die Journalistingattin des Sozialdemokraten Dominique Strauss-Kahn gezeigt. Als der Wirtschaftsminister wurde, gab sie die Moderation einer Nachrichtensendung auf.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!