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Journalistin mit Migrationshintergrund"Nachfahrin Mohammeds"

Schreibt sie kritisch über Migrationsthemen, feiern sie die Rechten. MigrantInnen verlangen, dass sie ihr Sprachrohr ist. Eine taz-Redakteurin über den Zwiespalt ihrer Arbeit.

Zwischen Anbiederung und Kritik: Manche MigrantInnen wollen ihre Worte auch direkt in den Block diktieren. Bild: steffne / "photocase"

Mein Vater sagt immer: "Kind, dein Blut ist genauso rot wie das der anderen." Oder: "Alle Menschen sind gleich, keiner ist gleicher." Mit den "Anderen" meint er die deutsche Mehrheitsgesellschaft. Spätestens seit ich als Journalistin arbeite, mag ich das nicht mehr so recht glauben. Ständig wird mein Migrationshintergrund thematisiert, und ich sehe mich fortwährend als "Andere" wahrgenommen. Ich war noch nicht lange in der taz, da fragte mich ein Redakteur in der Kaffeeküche, ob ich einen Döner wolle. Es sollte ein Scherz sein. Und als die Debatte über die Rütli-Schule losging, sagte ein Kollege zu mir: "Na, was habt ihr wieder angestellt?"

Leser und Journalisten unterstellen mir wahlweise, ich würde für oder gegen Migranten oder die Ursprungsdeutschen schreiben. Ich frage mich öfter, wie ich in diese Position geraten bin. Meine Eltern sind klassische Gastarbeiter. Unter meinen Vorfahren finden sich Türken, Kurden und Iraker, sunnitische Muslime ebenso wie Aleviten. Ich und meine zwei Geschwister wuchsen im Ruhrgebiet auf. Meine Eltern mahnten uns, seit ich denken kann: "Lernt, damit ihr nicht in der Fabrik landet wie wir! Seid besser als alle anderen, nur so könnt ihr euch zur Wehr setzen." Ihr Glaube an die Gleichheit war wohl doch nicht so stark.

Zu Recht. Als ich bei der Abiturprüfung meines Deutschleistungskurses die Klausur abgab, sagte mein Lehrer laut in die Klasse: "Hier stinkt es nach Knoblauch."

Nach dem Abitur begann eine wunderbare Zeit für mich. Ich studierte Völkerrecht und Osteuropäische Geschichte an der Universität Köln, wo ich mich mit meinen Lieblingsthemen Völkermord, Kriegsverbrechen, internationales Strafrecht und dem Kaukasus beschäftigte. Meine Herkunft war kein Thema. Ich putzte, um meine Miete zahlen zu können. Auch hier war ich eine unter vielen, denn putzende, dunkelhäutige Menschen gibt es eine ganze Menge. Mit Stipendien machte ich mir eine herrliche Zeit an russischen Hochschulen. Nach dem Studium bewarb ich mich dann an der Journalistenschule und wurde angenommen. Das änderte alles. Denn seitdem fühle ich mich des Öfteren, als sei ich ein Exponat im Zoo.

Wie selbstverständlich wurde ich schon im Bewerbungsgespräch für die Schule nach meiner Herkunft gefragt. Als Französin oder Amerikanerin wäre ich langweilig gewesen. Aber eine Frau, deren Eltern aus dem Irak und der Türkei ausgewandert sind, eine Frau, die islamisch und liberal geprägt ist und die einen Haupt- von einem Nebensatz unterscheiden kann, schien den Journalisten ein Faszinosum zu sein.

Seither werde ich regelmäßig nach meinem Privatleben ausgehorcht. Man stellt mir Fragen, die ich anmaßend finde, einige sind peinlich, manche beschämen mich. Bei Heidi und Hans interessiert sich doch auch niemand für ihre Familien. Aber bei mir darf man das wohl?

Erstaunlich finden viele Frager den Hintergrund meiner Eltern. Es sei doch bemerkenswert, dass ausländische Arbeiter Akademikerkinder zustanden brächten, wurde mir sogar mal nahegebracht. Bei meinem Deutsch erwarten die Verwunderten offenbar, meine Eltern sollten mindestens Ärzte sein.

Selbstverständlich habe ich spezielle Sprach- und Landeskenntnisse, und es ist richtig, wenn mir mehr Ahnung über den Islam oder die deutsch-türkische Community zugestanden wird als anderen. Mich stört die unangenehme Nebenwirkung: Kompetenzen, die ich mir hart erarbeiten musste, werden gerne mal übersehen. Ich habe Völkerrecht studiert, nicht Einwandererdasein.

Kaum war mein Name zum ersten Mal in der Zeitung, bekam ich einen Anruf von einer Redakteurin eines öffentlich-rechtlichen Formats. Damals stand die Grünen-Politikerin Ekin Deligöz in der Öffentlichkeit, weil sie das Tragen von Kopftüchern kritisierte. Ich befand mich gerade an der Supermarktkasse, als diese Kollegin mich erreichte. Sie fragte, ob ich in ihrer Sendung nicht etwas zu dem Thema sagen könnte. Ich lehnte ab. Denn: Es stört mich nicht, dass es dieses Stück Stoff gibt, solange sich die Trägerin freiwillig dafür entscheidet. Ist das nicht so, muss das aufs Schärfste kritisiert werden. "Ja aber, sie müssen doch mehr dazu sagen können, gerade Sie, mit ihrem Namen", flehte die Journalistin mich an. Aber ich will nicht vor eine Kamera, sagte ich ihr, und erst nach langem Hin und Her gab sie auf.

Bei meinem ersten Vorstellungsgespräch wünschte ich mir, nicht über Migrationsthemen schreiben zu müssen. Mein Ressortleiter äußerte Verständnis, aber es sei gerade Ramadan. Ob ich nicht einen türkischen Metzger porträtieren könne? Und ich tat es. Seitdem schreibe ich über Einwanderung. Ja, es macht mir Spaß, es ist vielschichtig, interessant. Das Thema bereitet mir Freude, aber auch viele Kopfschmerzen.

Kopfschmerzen wegen des Zwiespalts, in dem ich mich befinde. Denn inzwischen wünschen sich Kolleginnen und Kollegen durchaus von mir, dass ich auch über andere Themen schreibe. Aber ich habe mir mittlerweile in Sachen Migration eine Kompetenz erarbeitet, und die möchte ich auch ausspielen und mich freischreiben. Viele Leser und Kollegen können sich offenbar gar nicht vorstellen, dass ich eine journalistische Distanz zu diesen Themen habe. Man unterstellt mir politische Absichten gegenüber gewissen Migrantengruppen. Die habe ich auch: Alle Menschen sind gleich, keiner ist gleicher. Deswegen gehe ich genauso kritisch mit Migrationsthemen um, wie ich das auch in der Gesundheitspolitik täte.

Haben die Einwanderer und ihre Kinder nicht ein Recht darauf, auf Augenhöhe, fair und gerecht behandelt zu werden? Wer sie ernst nimmt, muss sachlich kritisieren dürfen und sie nicht unter einen vermeintlich wohlmeinenden Artenschutz stellen.

Doch die Migrationsdebatte ist emotional derart beladen, dass meine Worte instrumentalisiert werden - sowohl von der Mehrheits- als auch von der Minderheitsgesellschaft. Kritisiere ich beispielsweise Einwanderer, werde ich auf der rechten Internetplattform "PI" zitiert. Dort lobt man mich dann als Ausländerin, welche die Wahrheit endlich kapiert habe. Doch als ich einen Text über Islamophobie geschrieben hatte, fragte mich ein Fremder am Telefon: "Sind Sie die Nachfahrin des Kinderfickers Mohammed?"

Von Lesern mit türkischen oder russischen Namen bekomme ich Briefe, in denen mir vorgeworfen wird, ich hätte keine Ahnung von der harten Realität der Migranten oder ich hätte doch wohl noch eine Rechnung mit meinem Heimatland offen. Ehrlich gesagt, ich habe nicht ansatzweise ein Problem mit meiner Herkunft, die anderen scheinen es zu haben. Es gibt aber auch die Migranten, die denken, ich wäre ihr Sprachrohr. Manche diktieren mir ihre Wünsche förmlich aufs Band und gehen davon aus, ich würde nichts Kritisches schreiben. Kürzlich führte ich ein Interview mit einem kurdischen Abgeordneten der Linkspartei. Nachdem das Aufnahmegerät ausgeschaltet war, sagte er: "Wir sind doch beide Kurden. Also, schreiben Sie nichts Schlechtes über mich."

Mit Anbiederung und Kritik muss ich natürlich umgehen, sie ist Teil meiner Arbeit. Mir geht es um die Art und Weise, wie eine Gesellschaft mit Einwanderern umgeht, auch mit jenen, die als Journalisten arbeiten. Und um die Unterstellungen sowohl vonseiten der Mehrheitsgesellschaft als auch von der der Einwanderer.

Beklemmend wird es, wenn ich selbst dann meiner Herkunft nicht entkomme, wenn ich mich mal nicht mit Migrationsthemen befasse. Vor Kurzem recherchierte ich zu Kindern, deren Eltern im Naziregime hohe Positionen innehatten. Ich sprach mit einer Frau, deren Vater angeblich bei der SS war. Als ich am Telefon meinen Namen nannte, sagte sie: "Ich habe schon immer auf einen Anruf von Ihnen gewartet." Ich fragte, warum das so sei, und sie antwortete: "Ja, von einem Migranten, die haben das dritte Auge, sehen vieles viel differenzierter."

Aha.

Gerne würde ich solche Episoden aus meinem Berufsleben als Einzelfälle oder Spinnereien abtun. Es sind nur zu viele, als dass ich das könnte.

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72 Kommentare

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  • B
    Blök

    dieses thema bewegt:-)

     

    alle fühlen sich angegriffen und allen scheint noch schlimmeres passiert zu sein. ooooh, ihr armen armen deutsche....euch geht es nach dem krieg immer noch nicht besser;-)

     

    *ich werde diskriminiert, weil ich lange haare habe, weil ich frau bin, weil ich arbeiterkind bin....eure narzisstischen kränkungen dürft ihr nicht mit struktureller diskriminierung verwechseln;-) wer arbeiterkind ist, wird schwer vorstand eines dax-unternehmens. gut, das kann auch schmerzen.

     

    ach, ihr lisas, helmuts und tillmanns.....eins scheint ihr nicht zu kapieren: IHR SEID DIE MEHRHEITSGESELLSCHAFT! das bringt + führt zu macht und struktureller diskriminierung. was das beudetet, müsst ihr nachlesen, werde ich euch jetzt nicht erklären.

     

    dass mich alle auf meinen migrationshintergrund festnageln, nervt ok. aber es wird bitter, wenn man den job oder die wohnung nicht bekommt. das können viele deutsche nicht verstehen, weil bei ihnen ihr nazi-vergangenheit-trauma noch zwickt. wer zur mehrheit gehört, neigt unsensibel oder egozentrisch zu sein. das werdet ihr jetzt nicht verstehen. ich empfehle euch volker pispers zu selbstreflektion.

     

    Cigdem Akyol, klasse artikel. ich habe auch das 3.auge und sehe, dass du diesen taz-laden verlassen solltest. es gibt eine eigenartige linke fraktion, die besser irgendwo rechts aufgehoben wäre.

  • N
    ni##az4life

    die schreiberin ist ein klassischer fall von houseni##ga. fakt ist das die meisten deutschen kopftücher oder den islam nicht mögen. schön wäre es wenn die leute dazu stehen würden, denn diese pseudotoleranz nervt. bei leuten wie von pi-news weiss man wenigstens woran man ist.

  • H
    h.g.

    schon das ist rassismus. sehr vielen dank für den artikel. fast noch nie habe ich es geschafft, mal rüber zu bringen , dass :" die schwarzen haben einfach mehr rythmus im blut" auch schon rassistisch ist. was ist da noch der unterschied zu : "tanz - neger- das kannst du doch"

    wenn ich eine andere hautfarbe oder religion hätte, wöllte ich auch nicht jedem vorurteil irgendeines deppen entsprechen. :)) so sind wir deutschen halt :)))

  • D
    Daniel

    Nun lese ich hier in den Kommentaren, man strebe eine Gesellschaft an, in der Herkunft und Hintergrund unwichtig sind. Wieso das denn? Die Freundin eines guten Freundes ist "Halbitalienerin" (wie sie selbst es nennt). Ignorieren? Der neue MP von Niedersachsen ist "Schotte". Darf man darüber nicht mehr schreiben? Mein Arbeitskollege ist aus Bremen, darüber machen wir immer Witze (nur riecht es da nicht nach Knoblauch, sondern nach Fisch). Sind wir Rassisten? Er lacht drüber. Ich finde diesen kollektiven Hang zum Beleidigtsein bei manchen "Migranten" einfach schade. Und: Mit der unmöglich zu erfüllenden Forderung, man solle ihren Hintergrund komplett ignorieren, verhindern sie den ungezwungenen Umgang mit ihnen und somit die Integration. Denn jede Mandy und jeden Sepp darf man fragen, wo er denn herkommt, bei diesem Vornamen. Nur bei Aische darf man es nicht.

  • D
    Daniel

    "Es sei doch bemerkenswert, dass ausländische Arbeiter Akademikerkinder zustanden brächten..."

     

    Es ist deshalb bemerkenswert, weil Presse und Politiker uns täglich erklären, dass sowas in unserem Land eben nicht möglich sei.

     

    Zum Glück geht es aber eben doch. Wenn die Eltern nur wollen.

  • V
    vic

    "Das deutsche Volk" ist fremdenfeindlich. Und was moslemische Mitbürger angeht, grenzt das ans Hysterische.

    Allerdings bin ich von den taz-KollegInnen schon enttäuscht. Hätte ich nicht gedacht.

    Abgesehen davon ist Döner was Feines sofern man Fleisch isst. Ich bevorzuge Falafel, die gibt`s bei meinen türkischen Freunden auch.

  • F
    Freigeist

    Deutschland ist ja so schlecht und diskriminiert alle Migranten (und nur diese).

     

    Habt ihr euch vielleicht schon mal überlegt, dass sich Menschen immer durch Abgrenzung definieren? Akademiker blicken auf Fabrikarbeiter herab und umgekehrt. Linke verachten Rechte, Autonome das Bürgertum. Nazis verachten Migranten und Linke. Der Spießbürger verachtet den Punk. Der radikale Gläubige (welcher Religion auch immer) den Ungläubigen. Der Stadtbewohner den "Trampel vom Land", der Landbewohner den "Schnösel aus der Stadt".

    Meine Großeltern wurden ausgegrenzt, da sie einer bestimmten Partei nicht beigetreten sind - sie haben sich auch danach nie darüber beschwert, sondern waren Überzeugungstäter.

     

    Hypothese: Auch der taz-Redakteur definiert sich durch Ausgrenzung. Ansonmsten wäre die Frage, ob einen die Rechten zujubeln ja unsinnig, wenn man sich nicht von diesen abgrenzen wollte. Ist das (etwas aufgrund der eigene Haltung abzulehnen) nicht auch Diskriminierung (ist jetzt eine formale und keine moralische Frage)?

     

    Auch Migranten grenzen sich ab - Stichwort Parallelgesellschaften und nein, die sind nicht nur durch Integrationsversagen der Mehrheitsgesellschaft begründet.

    Es ist doch vollkommen natürlich, dass man Merkmale anspricht, die einem fremd vorkommen. Andere Menschen machen ihr Markenzeichen daraus, die Autorin jammert (wie viele andere auch - und damit meine ich nicht nur Migranten).

    Ich fände es befremdlich, wenn man einen südländisch aussehenden Menschen nicht darauf ansprechen dürfte, woher er kommt. Bisher habe ich damit nur die erfahrung gemacht, dass sich diese Menschen gewertschätzt fühlten, dass man sich für ihre Herkunft interessiert.

    Wir können aber auch jeden Zweibeiner einfach als Mensch definieren - ohne Gefühle, Hintergründe und Herkunft. Dann diskriminiert man bestimmt niemanden mehr, hat aber auch keine Gesprächsthemen. Ist das die schöne neue Welt, die wir anstreben?

  • MN
    mein Name

    Wegen solchen Artikeln lese ich gerne die TAZ.

  • S
    Seim

    Super Artikel. Selbst dieser erlogene "Respekt vor der Religion" wenn grad Ramadan ist oder Schweinefleisch auf dem Tisch steht - da wird einem zwar eine Offenheit suggeriert, die aber eher in Legitimationsdruck endet.

    Vor allem die "pseudosozihaften" Lehrer haben so Sprüche wie "hier stinkts nach Knoblauch" immer rausgehauen und die haben immer so SPD-mäßig wie sonst was getan.

  • WB
    Wischof Bixa

    Man muß keine große Leuchte sein, um glasklare Statements wie von "Mosche" nach Ziel und Wahrheitsgehalt zu durchleuchten:

     

    "Meiner Erfahrung machen es die Deutschen nicht den Migranten schwer, sondern insbesondere moslemische Migranten den Deutschen schwer ... 90 % Moslems in deutschen Großstadtknästen, 60 % aller Berliner Moslems Hartz IV Empfänger sprechen eine deutliche Sprache."

     

     

    Na klar, es sind "die Deutschen", aber "die" Muslime. Keine Differenzierung, sondern Sippenhaft. Da die Guten, dort "die" Bösen.

    Und dann kommen auch gleich die scheinbar empirischen Nachweise - selbstverständlich so formuliert, daß es scheinbar er- und bewiesen ist, und vor allem nur hängenbleibt "90%". Aha, also alle Muslime sind kriminell, na klar. Fehlt eigentlich nur noch das "Kauft nicht bei Moslems!", aber das wäre ja zu auffällig.

     

     

    Und natürlich mußte das jetzt auch kommen:

     

    "Ich bin als deutschsprachiger Jude in Russland aufgewachsen."

     

    Jo, erinnert mich irgendwie frappierend an "PI-News", wo genau diese Art der Behauptungen vorgeschoben wird, damit die Agitation gegen Muslime nicht unter den Verdacht des Antisemitismus und Xenophobie geraten soll. Und um sicher zu gehen, setzt man dann noch eins drauf und benutzt einen jüdischen Namen.

     

    Und ich kann's auch nicht mehr hören, diese ewigen schwachsinnigen "Gleichnisse", wonach jeder Muslim Verantwortlich gemacht wird für irgendeinen muslimischen Staat am anderen Ende der Welt, mit dem er rein gar nichts gemein hat. Das zeigt nur die simple Ethnifizierung und Schaffung einer neuen "Rasse" - der "Muslime" - und die totale Abgrenzung, so als ob keine andere Religionszugehörigkeit in Europa zugelassen werden dürfte.

     

    Ja, Frau Akyol, das sind ja fast ideale Bedingungen für eine erfolgreiche Integration in Deutschland.

    Hier die tägliche Patronage der Ur-Deutschen inklusive ihres eigenen versteckten Chauvinismus', dort die (un)verhohlene Hetze rechtsextremer und radikalchristlicher Missionare, die einem ständig ins Ohr flüstern "Wenn Du auf unserer Seite bist, lassen wir Dich unter uns (noch eine Weile) leben."

     

    Fühlt man sich ja wie zuhause.

  • KB
    karin bryant

    Ich denke es gibt auch genuegend Vorurteile gegen Deutsche bei tuerkisch-arabischstaemmigen Migranten.Wer das nicht glaubt soll mal kurz in eins der Ballungs-Zentren in einer Stadt gehen wo die muslimischen Jugendlich auffuehren als ob ihnen der Stadtteil gehoert.

  • G
    grafadolf

    Werte und liebe Frau Akyol!

    Die Ambivalenz, die Sie beschreiben, kann ich voll verstehen! Ich war Lehrer und habe sie genauso erlebt: unglaublich intelligente und ggfls. ehrgeizige Kinder von ausländischen (Hilfs-)Arbeiterkindern. Allerdings auch das Gegenteil. Das gibt es auch bei deutschen Kindern. Was mir an Ihnen gefällt, ist, dass Sie es thematisie-ren! Weiter so!

    Ich treffe heute noch in der Stadt türkische Schülerinnen mit Kinderwagen, die mich gerne begrüßen, weil ich sie -anders als Kollegen- normal und wohlwollend = motivierend behandelt habe; aber ich weiß, dass auch deutsche Schüler unter mir gelitten zu haben behaupten, weil ich ihnen nicht zugetraut habe, Abitur zu machen.

    Ich schließe nicht aus, mich falsch verhalten zu haben. Ich freue mich, wenn es jemand geschafft hat, dem ich es nicht zugetraut habe.

     

    Bleiben Sie sich treu! Natürlich mit Selbstzweifel und -kritik, aber auch mit Selbstbewusstsein und Konsequenz!

  • DD
    Dr. Dr.

    Danke für diesen Artikel,

     

    leider haben wir Deutschen immer noch nicht verstanden, dass wir ein Einwanderungsland sind und tun immer noch verwundert, ob der Fremdheit die uns umgibt. Deutscher ist eben nicht nur der der perfekt Deutsch spricht, einen weiße Haut hat und immer pünktlich ist. Es gibt eben nun auch eine andere Art von Deutschsein. Schade, dass unsere Gesellschaft diesen Wandel nicht vollbringt und damit das leidige "Migrationsthema" hinter sich lässt. Wie ich dieses Wort übrigens verabscheue. Warum "Migranten" ? Migranten sind Menschen ohne festen Wohnsitz oder ohne Heimat. Sie ziehen von einem Ort zum anderen. Können wir nicht endlich das Kind beim Namen nennen und Einwanderer als das bezeichnen als was sie sind?

  • DM
    Der Moslem

    @Peter Maas und seine PI-Kumpane

     

    Ich äffe Sie mal eben nach:

    "Was bringt dich dazu, das Leben unter den hiesigen Menschenhassern zu ertragen? Ein guter Job, eine funktionierende Infrastruktur, ein Rechtsstaat, der Religionsfreiheit garantiert? Das zählt dann wohl letztendlich doch mehr als ein Leben in jenen paradiesischen Ländern, in denen mehrheitlich Muslime wohnen, die aber die oben erwähnten Annehmlichkeiten aus unerfindlichen Gründen nicht bieten können."

     

    Dazu gibt es folgendes zu sagen:

     

    1. sehe ich nicht die geringste Grundlage dafür, dass Sie mich duzen dürften. Als Möchtegern-Herrenmensch mögen Sie dies anders sehen, aber das interessiert mich nicht im Geringsten.

     

    2. impliziert Ihre PI-Sprache nichts anderes als das übliche "Ausländer raus"- und "Geh doch nach drüben!"-Gepöbel, wie man es von Ariern bereits zur Genüge kennt.

     

    Nehmen Sie einfach Mal dies zur Kenntnis:

     

    Es ist mir völlig Wurscht, was Sie als Voraussetzung zu einem Leben in Deutschland ansehen. Sie haben kein Recht, irgendeinem anderen Menschen vorzuschreiben, welcher Religion er/sie in Deutschland nachzugehen habe und welcher nicht.

    Und schon gar nicht mir.

     

    Ferner interessiert es mich auch gar nicht, ob und warum "ein Leben in jenen paradiesischen Ländern, in denen mehrheitlich Muslime wohnen" nicht Ihren perfiden Vorstellungen entspricht. Es interessiert mich auch nicht dort zu leben, weil meine Heimat Deutschland ist - ob es Ihnen nun passt oder nicht.

     

    Sie und Ihre PI-Freunde können es ja mal wagen, mich oder andere Muslime zu bedrohen oder "zurückzuführen" ...

  • F
    Fandorin

    Schon merkwürdig das man schon nicht mehr schreiben darf was einen bewegt ohne gleich als Heulsuse beschimpft zu werden.

     

    @Steffen

    Komisch, bekomme in Berlin relativ selten mit das Homosexuelle beschimpft werden. Bezogen auf das "rauhe Berlin". Außerdem, hat jemand gesagt das du darüber nicht schreiben darfst? Machs doch einfach. Tu mir bloß den gefallen und veröffentliche es nicht bei PI News. Die sind nämlich nicht nur moslem- sondern auch schwulenfeindlich.

     

     

    Überhaupt, es existieren sehr viele Voruteile zwischen der muslimischen und der nichtmuslimischen Kultur, in diesem Land. Merkt man deutlich wenn man die Kommentare liest.

     

     

    @DER MOSLEM

     

    Fühl dich beim letzten Satz bitte angesprochen! Danke.

  • SA
    Sinan A.

    Mädel, mit solchen Artikeln machst du keine Karriere. Das darf besser werden. Die Migranten können Dich nur bitten, sie nicht in die Pfanne zu hauen. Aber die Deutschen entscheiden über dein Bankkonto. Sei klug, und mach's wie die anderen Tanten und Onkel Toms. Dann geht's dir gut.

  • S
    Sandra

    Zum Lehrer wollte ich noch sagen, ich glaube nicht, dass er dich gemeint hat, Cigdem. Ich saß ja daneben.

     

    LG

    Sandra

  • S
    steffen

    Vor ein paar Wochen riefen mir ein paar "Südländer" schwule Sau hinterher als ich das Freibad Wannsee verlies ! Darf ich jetzt einen Artikel in der TAZ schreiben über böse "Südländer" ?!

    Ein bisschen weniger Selbstmitleid darf es schon sein!

    Zum Leben in Berlin gehört es nunmal sich eine "dicke Haut" anzulegen, da diese Stadt rauh, ungerecht und assozial ist...so sind wir nunmal...

     

    MfG

  • M
    Mosche

    "...Wir Migranten (vor allem Muslime) haben es besonders schwer in dieser "Gesellschaft"..."

     

    Ich bin als deutschsprachiger Jude in Russland aufgewachsen. Ich habe Familie, die ist nach Südamerika und sonstwohin ausgewandert.

     

    Sie habe keine Ahnung, wie schwer Migration sein kann. Migration in die soziale Hängematte Deutschland ist zu dem, was ich an Migrationserfahrung gemacht habe, eine Fahrt ins Ferienlager.

     

    Meiner Erfahrung machen es die Deutschen nicht den Migranten schwer, sondern insbesondere moslemische Migranten den Deutschen schwer ... 90 % Moslems in deutschen Großstadtknästen, 60 % aller Berliner Moslems Hartz IV Empfänger sprechen eine deutliche Sprache.

     

    Wir Juden haben uns bspw. in Amerika sofort angepasst. Bei Moslems in Europa vermisse ich das. Aus Amerika höre ich moslemische Erfolgsgeschichten aus Europa entweder moslemische Gewalt oder Jammern...

  • S
    susan

    "Ich war noch nicht lange in der taz, da fragte mich ein Redakteur in der Kaffeeküche, ob ich einen Döner wolle. Es sollte ein Scherz sein. Und als die Debatte über die Rütli-Schule losging, sagte ein Kollege zu mir: "Na, was habt ihr wieder angestellt?"

     

    solche deppen habt ihr bei der taz? schön, dass das auch mal die leserInnnen erfahren.

     

    ich kann die nöte der autorin gut nachvollziehen, klar im vorteil sind leute, die nicht qua namen und "verräterischem äußeren" sofort in einer schublade landen. aber stehen die dann auch voll zu sich? zwischen den stühlen sitzen alle, die nicht zum "mainstream" gehören. und das kann man ja auch als auszeichnung betrachten, denn sie haben anderen gegenüber ja ne menge grundlegende erfahrungen voraus. ich vermute mal, dass eine gestandene frau wie frau akyol auch mit viel neidern zu tun hat, die ihr nicht die butter auf dem brot gönnen. wie heißt es so schön: viel feind, viel ehr. gilt gerade deutschland leider nach wie vor.

     

    wünsche ihnen weiter gutes gelingen, ihre artikel finde ich immer sehr lesenswert!

  • PM
    Peter Maas

    @Der Moslem

     

    "Ich habe mich dem Islam zugewandt, weil ich erkannt habe, dass man dieses Leben unter den hiesigen Menschenhassern nur ertragen kann, wenn man Allah in sich ruhen lässt."

     

    Was bringt dich dazu, das Leben unter den hiesigen Menschenhassern zu ertragen? Ein guter Job, eine funktionierende Infrastruktur, ein Rechtsstaat, der Religionsfreiheit garantiert? Das zählt dann wohl letztendlich doch mehr als ein Leben in jenen paradiesischen Ländern, in denen mehrheitlich Muslime wohnen, die aber die oben erwähnten Annehmlichkeiten aus unerfindlichen Gründen nicht bieten können.

     

    "Trotz der massiven Hetze, die uns Muslimen seit Jahren entgegengeschleudert wird - und diese Hetze ist bewusst und ausgeklügelt inszeniert - schützt uns Allah und der Islam vor dem Selbstzerfleischungsprozess, in den uns die Menschenfeinde um uns herum stürzen wollen."

     

    Es ist offensichtlich, dass Allah niemanden vor irgendetwas schützt. Oder wie erklärst du dir, dass beinahe jede Woche Muslime von muslimischen Selbstmordattentätern zerfetzt werden? Oder dass Muslime Betende in Moscheen töten (was die muslimische Welt weit weniger erregt als Mohammed-Karikaturen)?

     

    Was macht Allah, wenn so etwas passiert? Ganz einfach: Er gibt sich den Wonnen der Nichtexistenz hin.

  • NF
    ned flanders

    Glück gehabt, das die Autorin nicht Deutsche in einer 98% Migrantenschule war, siehe unten erwähnte ARD-Sendung. Dann hätte Sie etwas mehr zu erzählen nach 13 Jahren Schule als den "Knoblauch-Zwischenfall".

    Ich habe mir sagen lassen, das eine Jugend als Mädchen in Kurdistan übrigends auch oft ohne Abitur und Studium verläuft (mag ein Vorurteil sein, bitte um Zahlen), dafür mit Putzen.

     

    Ja, das Leben ist hart. Und am Ende stirbt man.

     

     

    P.S. Ich bin gegen jede Art von Diskriminierung, und wer mich kennt weiß, das man in meiner Gegenwart besser niemanden herabsetzt. Was ich aber genausowenig mag, ist unausgewogenes Dauergejammer über die bösen Inländer.

  • S
    Silvie

    Im Gegensatz zu der Kolumne "Das Tuch", die ich in ihrem jammernden, anklagenden Tonfall jedesmal extrem nervig finde, zeigt dieser Artikel hier differenziert auf, wie es sich als Muslima in Deutschland lebt. Ich glaube, dass Migrantin in Deutschland sein keine leichte Sache ist. Allerdings ist sie das wohl in keinem Land der Welt. Trotzdem: Mehr davon, und wir kommen einer Diskussion, die sich lohnt, ein Stück näher!! Das finde ich wesentlich klüger, als andauernd pauschal über fehlende Toleranz zu klagen.

  • P
    piratin

    Ich will einfach nur danke sagen, für dieses offene Bekenntnis und die gewährte Einsicht ihre Gedankenwelt, die auch ihre so-gern-liberalen Kollegen nicht ausspart. Das einige (männliche?) Leser damit anscheinend nichts anfangen können, tut mir für diese leid, sie hätten - denke ich - in diesem kurzen Text viel lernen können.

    Ich werde in Zukunft auf ihren Autorennamen achten und freue mich über viele weitere Texte von Ihnen, sei es zur Integrationsproblematik, sei es in völkerrechtlichen und Osteuropa-Fragen. Ausgewogenheit und Distanz, und sich gleichzeitig der eigenen Befangenheit bewusst zu sein, ist eine - nicht nur journalistische - Tugend, die nicht nur für Migrationsthemen wichtig ist! Danke!

  • G
    Gerda

    Freuen Sie sich über Ihre privilegierte Situation, durch Ihre Herkunft, Ausbildung und jetzige Tätigkeit Einblick in so viele unterschiedliche Lebensbereiche zu haben. Sehen Sie Ihre Multiperspektivität als etwas Positives, worüber beschweren Sie sich? Viele würden gerne mit Ihnen tauschen. Mehren Sie Ihre Erfahrungen und Ihr Wissen weiter, beschenken Sie die Menschheit mit guten Texten, auf das sie klüger werde.

  • FD
    Felix de la Route

    Ich kann das, was Sie sagen, auch als Deutscher gut nachvollziehen (Mama und Papa kamen aus demselben kleinen Kaff in Westfalen), achte besonders die Wahnsinnsenergie, die es Sie gekostet hat, Ihren Weg zu gehen. Ich Idiot brauchte z.B. etwas Zeit, um überhaupt zu checken, ob Cigdem männl. oder weibl. ist.

    Ich finde übrigens, dass es einem bei diesem recht heißen Thema hilft, zwei Dinge zu unterscheiden: Das eine sind die objektiven Gegebenheiten, Dinge, die ich nicht ändern kann, über die ich selber nicht bestimmt habe (Herkunft, Geschlecht, Alter etc) und die Dinge, die ich mir selbst erworben habe(Qualifikationen z.B.). Die ersten sind oft wie ein Schatten, der über einen hängt.

    Gerade in Bezug auf das Völkerrecht gab es doch genug wichtige Themen, nach Dayton, vom Kashmir bis Georgien, von Kurdistan bis in die pashtunischen Stammesgebiete...Hatte dort jemand anders das Monopol gepachtet bzw. große Erfahrung? Manchmal haben diese Dinge u.a. vereinsinterne Gründe, aber es ist schade, wenns dort keine Unterstützung gab.

    Ich habe zwanzig Jahre im Ausland gelebt, manchmal haben die Leute zu mir gesagt, 'hey, Hitler, komm mal her'.Als ich als 17jähriger in den 70ern mit Black Panthers in N.Y. reden wollte, da ich viel von ihrer Literatur gelesen hatte, haben diese mich sogleich für einen Spion gehalten. Auch linke weiße Amis(mein Akzent ähnelte dem von Dr. Strangelove/Dr.Seltsam). Was aber nicht heissen soll, dass es nicht noch immer ein Privileg ist, männlich u weiß zu sein und aus einem vormals'reichen'Land zu stammen.

     

    Wegen Ihrer klugen Bemerkungen über Döner und 'das dritte Auge' möchte ich Sie im übrigen an den Weltverband der Vegetarier und ein Zentrum hoch auf den Bergen in Himachal Pradesh in Nordindien weiterempfehlen...

     

    Alles Gute.

  • S
    Serdar

    Ein gelungener Artikel, der kein Einzelschicksal erläutert, sondern ein gesemtgesellschaftliches Problem aufzeigt. Nämlich der Knoblauchgestank in unseren Schulen.... äähhhhh Neinn! Die Sache, wie Integration in Deutschland funktioniert. Oder eben nicht tut.

  • HA
    Herr A. ..........

    Als Student wollte ich mich in einer großen Partei engagieren, der Büroleiter eines Bundestagsabgeordneten meinte, wegen meines Nachnamens hätte ich nie eine Chance, vom Gemeinderat bis zu anderen Ebenen. Wieso? Heute bin ich gerne "Nichtwähler".

     

    Ich schließe gerade eine geisteswissenschaftliche Doktorarbeit ab, bei meinem letzten Bewerbungsgespräch bei einer staatlichen Stelle sollte ich aber zuerst über mein Geburtsland reden (ich war seit der Geburt nie wieder dort). Wieso? Zugegeben, es war gut gemeint und sie wollten sich weltoffen präsentieren, umso schlimmer mein Eindruck.

     

    An der Universität nehmen mich die Kollegen und Wissenschaftler als quasi Stellvertreter des Geburtslandes war, ständig wird meine politische Ansicht abgeklopft hinsichtlich eines Kontinents, denn ich bekanntermaßen nicht kenne.

     

    Zwar sehe ich, dass andere (auch viele mit dt. Nachnamen;) viel stärker unter dem grassierenden Sozialdarwinismus und der mangelnden Selbstkontrolle ihrer Mitmenschen leiden. Aber insbesondere die Medienhetzöffentlichkeit ist mir mittlerweile ein Graus.

    Mit den ständig von mir abgefragten Unterwurfsgesten bin ich zugleich immer weniger einverstanden. Ich bin reif für ein "Fremdenghetto", obwohl ich allein mit "Deutschen" in einem ebensolchen Umfeld aufgewachsen bin. Ich denke, auch viele Menschen mit beiderseits dt. Vorfahren fühlen sich in diesem Land immer mehr als Fremde - mit ihnen fühle ich mich verbunden:)

  • N
    neil

    @ Tilmann:

    Es geht hier wohl kaum um harmlose Vorurteile, sondern um rassistische Ressentiments. Ob Sie ähnliches wegen Ihrer Frisur erlebt haben? Als Ex-Langhaariger bezweifle ich das doch sehr.

  • S
    selber

    Du bist so wie Du bist, weil Du bist wer Du bist: Migrantin!

    Du bist da wo Du bist, weil Du Migrantin bist!

     

    Klar machen die anderen ein Thema daraus, aber DU machst ein Problem daraus. Dabei ist es keins. Du hast klare Vorteile wegen Deines Hintergrundes ... wärst Du sonst z.B. bei der taz? Hätte Dich das interessiert, was Du studiert hast?

  • M
    mar

    Das sind im Grunde Wachstumsschmerzen unserer Gesellschaft. Den größten Teil dieser Schmerzen tragen allerdings die Zuwanderer und ihre Kinder; nur einen sehr kleinen Teil (nämlich in Form von Fremdschämen bei allzu peinlichen Sprüchen ;-)) tragen auch die "einheimischen" Deutschen. Bei dem Wort "einheimisch" fängts schon an: Die Autorin ist ja wohl eine Einheimische, sie ist "von hier"! Und das sind viele, und die *Heimat* ihrer Kinder ist eh Deutschland...

     

    Fremdenfeindlichkeit ist ja meist da am größten, wo keine Fremden sind. Es ist nur der mangelnde Kontakt mit zugewanderten Menschen, der diese peinlichen bis gefährlichen Fremdeleien hervorbringt. Wenn Einheimische (ich sags mal so) und Zugewanderte miteinander arbeiten und einander kennen, wenn Normalität einkehrt, hört das auf. Die Kollegen der Verfasserin klopfen doch heute auch keine so blöden Sprüche mehr, oder? In einer Generation ist das vergessen, Hand darauf. Ich bin Akademikerkind und habe studiert, mein Lebensgefährte ist Arbeiterkind und hat promoviert. Was für seine Eltern eine kleine Sensation war, ist für uns eine Selbstverständlichkeit. So wird es auch mit dem Migrationshintergrund sein. Er wird halt zum Hintergrund und weicht immer mehr zurück. Es ist meist nur eine Generation, die den Preis dafür zahlt -- in diesem Fall die erste Einwanderergeneration. Die sind leider oft die Gebissenen. Respekt vor dem Kampfgeist der Eltern der Verfasserin.

  • M
    miri

    ja, Tilman, aber es ist trotzdem falsch...!!!!

     

    sehr guter Artikel, dank an die Verfasserin.

    zum Thema Rassismus und Schubladendenken empfehliche ich "Deutschland Schwarz Weiß" von Noah Sow.

  • N
    NoName

    @ Tilman

    Aber nur in Deutschland gelang es einen Psychopathen aus Österreich (der Name fängt mit H an... bravooooo) mit Hilfe von Verurteilen die dumme Masse hinter sich zu bringen (ohne zwinker)

  • ES
    Earl Sinclair

    Und woran liegt diese ungewollte Einteilung?

     

    Vielleicht zu einem Teil daran, dass sich viele Türken in Deutschland, die über einen deutschen Pass vefügen, selbst als Türken sehen und die Bezeichnung als Deutscher als Beleidigung ansehen.

     

    Also, was soll man als Deutscher tun?

     

    Jemandem, der den deutschen Pass hat aber Deutschsein als Beleidigung ansieht, die Heimreise anzubieten, ist "Nazi".

     

    Da ist es doch pragmatischer, diese Eigenart zu akzeptieren, sich seinen Teil zu denken und den Türken, der auch einer sein möchte, als Türken zu sehen und so zu bezeichnen.

     

    Aber eines stimmt, die Schuld daran tragen die Deutschen.

    Wir hätten niemandem, der nicht deutsch sein oder werden möchte sondern Türke oder sonstwas bleiben will, niemals die deutsche Staatsbürgerschaft geben sollen, dann würde es nicht zu solchen Missverständnissen kommen.

     

    Aber diese Ansicht ist jetzt wahrscheinlich auch "Nazi".

     

    Ach übrigens, zu den Diskriminierungen, die im Artikel unterstellt werden...

     

    Ich würde auch gerne meine Eltern kostenlos bei mir mitversichern. Leider darf ich das als Deutscher nicht.

    Das dürfen nur Türken und Jugoslawen, die in Deutschland leben und ihre Eltern in der alten Heimat haben, diese Eltern werden bei ihren Kindern durch die deutsche Krankenversicherung ohne Mehrkostenberechnung mitversichert.

    Sie sehen, nicht nur Ausländer werden benachteiligt.

  • A
    Andreas

    Aha. "Lieblingsthemen" sind "Völkermord" und "Kriegsverbrechen"? Das lässt sich stilistisch geschickter sagen … ;)

  • G
    Gast

    Aha, der Internetblog PI (www.pi-news.net) ist also rechts. Komisch das die dort pro-israelisch sind, sind Neonazis jetzt zu Judenfreunden mutiert?

    Ich würde sagen PI ist unabhängig, konservativ und pro-israelisch, wegen letzterem lassen sie sich leider nicht mit der Nazikeule erschlagen.

  • SK
    Susan K

    Erst einmal @ Tillman hier geht es nicht darum ob "Menschen" generell Vorurteile haben, sondern darum wie strukturell mächtig und persönlich tiefgreifend der Diskurs um Migrationshintergründe ist.

     

    Der Artikel zeigt doch deutlich, wie schwierig es ist die eigene Stimme innerhalb dieser polarisierenden Kräfte zu verdeutlichen. Ja, Cigdem Akyol ist gekennzeichnet durch ihren Namen, ihre Herkunft, wahrscheinlich auch in gewisser Weise durch ihr Aussehen und dadurch geprägt. Diese Prägung spiegelt sich eben in ihren Themen und vielleicht in ihrer Denkweise wieder. Wie der Artikel des weiteren verdeutlicht, geht es ihr nicht darum -und damit beweist sie Charakter, dass sie a oder b verteidigt oder repräsentiert, sondern dass sie durch den Einblick und ihre Erfahrungen etwas dazu sagen kann, das zum einen journalistisch und persönlich ist. Mit anderen Worten, man muss ihr zugestehen, dass sie keine Advokatin sein kann, es sei denn sie wollte das tun, so scheint es mir aber nicht. Wer schriftstellerisch arbeitet, der weiß, dass es manchmal schwierig ist eigene Worte zu benutzen und für diese Gehör zu finden. Schade, finde ich es, dass es in Deutschland nicht erkannt wird, dass die Wir (Deutschen) Ihr (Türken, Ausländer,Muslime) Zuschreibung eigentlich keinen Sinn mehr macht, da Migration wie sie in Deutschland geartet ist, sehr deutsch ist und genauso gut von jedem anderen Journalisten thematisch aufgegriffen werden kann, solange er sich diesem Thema bewusst und sensibel annähert.

     

    Damit meine ich nicht, dass man per se keine Vorurteile haben darf, sondern, dass man seine Vorurteile und Position bewusst hinterfragen muss. Zumindest scheint Frau Akyol ihre Position, die ihr auch auf verstörende Weise von verschiedenen Seiten zugeschoben wird, zu hinterfragen und sich damit auseinander zu setzen, was es bedeutet als Cigdem Akyol zu schreiben.

     

    Ob sie sich instrumentalisieren lässt, wäre eine andere Frage, wenn sie es persönlich so fühlt, dann kann ich nur sagen, dass man innerhalb des gegebenen Rahmens immer Handlungsfläche hat und man verbal-symbolisch agieren kann. Dennoch braucht es die Interaktionspartner und die jeweilige Gesellschaft, damit die verbal-symbolische Handlung verstanden wird.

     

    In diesem Sinne, ein wenig mehr Zivilcourage und Empathie würde man von taz-Lesern erwarten auf das Geschriebene adäquat einzugehen.

  • L
    Lisa

    Die beschriebenen Problme sind keine typischen Migrantenprobleme, es sind die Probleme von Arbeiterkindern. Ich selbst bin Deutsche, mein Vater ist LKW-Fahrer und gelernter Bäcker, meine Mutter arbeitet als Krankenpflegehelferin. Ich war die einzige mit einer derartigen Biographie in meiner Klasse, ich war die erste aus der Familie, die Abitur gemacht hat. Und das inklusive der Anfeindungen von Lehrern und Mitschülern. Ich kann vieles aus dem Artikel bestätigen, nur dass es mir eben alsdeutschem Arbeiterkind passiert ist.

    Übrigens sind nicht DIE Migranten das Problem, sondern meist muslimische Jungen. Ich halte muslimische Frauen für sehr unproblematisch und gut integrierbar. Nur ihre Männer snd das Problem. Fragen Sie mal Lehrerinnen nach den jeweiligen Erfahrungen. Da bekommen sie eindeutige Antworten.

  • M
    Michael

    Liebe Frau Akyol,

     

    genau so ist es, Sie schreiben einem aus der Seele. Und leider sieht man gerade in der linken Szene eine unheimliche Borniertheit und einen uneingestandenen Rassismus, der aber leicht erklärbar ist. Migranten sollen in die "Migranten-Ecke" gesteckt und so neutralisiert werden: denn dann hat man sich die Konkurrenz für die schönen Jobs vom Leibe geschafft, gilt aber gleichzeitig nicht als Rassist. So ist das.

  • PM
    Peter Maas

    @Tilmann

     

    "der Esel nennt sich immer zuerst zwinker"

     

    Gibt es eigentlich einen Fachausdruck für manischen Korrekturzwang?

     

    "... und mich mobben sie wegen meiner langen Haare ... na und?!"

     

    Wer's glaubt, wird selig. Oder bist du gerade mit einer Zeitmaschine aus den 60ern gekommen?

     

    "Menschen haben nun mal Vorurteile - das ist nicht nur in Deutschland so."

     

    Na und? Sind Vorurteile deshalb eine tolle Sache?

     

    Ich habe übrigens ein positives Vorurteil "gegen" die eigentlichen taz-Leser, also die, deren primäres Interesse der taz gilt. Wenn ich Kommentare wie die von Tilmann sehe, dann denke ich, dass das dumme Geschreibsel überwiegend von der Laufkundschaft kommt.

     

    Zwinker.

  • N
    Nadi

    Ein ganz guter Artikel, aber viele Immigranten würden gerne die Vorurteile und den Stuß hören, den Frau Akyol hört, die hören im Zweifel nämlich viel unangenehmere Dinge. Und es gibt auch genug Deutsche, die von Menschen beeinflusst werden, nicht zuletzt von den eigenen Kollegen in der Anzeigenabteilung (fällt bei der taz fast flach). Wünsche haben alle normale Menschen, nur Kranke haben einen Wunsch. Insofern finde ich es nicht verwunderlich, dass viele Immigranten darauf hoffen, dass Frau Akyol die Dinge schreibt, die eben oft nicht geschrieben und nicht gesagt werden.

    Seit der Wiedervereinigung und seit der Massenarbeitslosigkeit hat sich die Situation von Immigranten in Deutschland insgesamt nicht verbessert, es gibt Neonazis, Rechtsextremisten, Provokateure und leider auch genug Verrückte bei den Immigranten selber, die für Furore sorgen (nicht zuletzt Islamisten, Bin Laden etc.) - das macht das Zusammenleben nicht leicht.

    INSOFERN: Über Immigration, Immigratnen und Probleme der Integration zu schreiben, ist doch eine journalistische Chance und es ist doch gut, dass Frau Akyol diese Chance hat. Es gibt doch genug Leute, die auch schreiben, aber weder gelesen, noch gedruckt werden. Und damit meine ich nicht qualitativ unterirdische Schreiberlinge, sondern durchaus Leute, die was können.

    Wer die normale Presse durchliest, der findet im Journalismus fast nie einen türkisch, kurdischen, persischen oder arabischem Namen. In den Normalblättern dominiert der deutsche Normalo und der ist auch nicht unbedingt schlecht als Journalist, aber es gibt eben Aspekte, die dieser Journalist nicht schreiben, geschweige denn recherchieren wird.

  • L
    Lina

    Bildung hin, Bildung her. Mensch muß man in erster Linie sein können. Und Bildung ersetzt weder den geistigen Horizont noch die Tiefe und das Feingefühl eines Menschen.

     

    Dass Akademiker, die aus sozial "niederen" Schichten stammen, auch immer wieder mit Vorurteilen in ihrer "neuen" Umwelt zu kämpfen haben, ist nix neues in Deutschland. Will nur niemand offen zu geben. Werfen Sie einmal in die hochkarätige Managerrunde: "Mein Vater war Kanalarbeiter"....Sehr schnell wird sich das Blatt wenden. Vielleicht wird man Sie hinter vorgehaltener Hand als linken Gewerkschaftler abstempeln. Oder man wird bei Gelegenheit herablassende Witze machen.

     

    Kommt auch noch eine andere Kultur ZU der Schicht, aus der man abstammt hinzu, ist man nicht mehr so leicht in Schubladen zu stecken. Das verunsichert. Macht Angst. Macht sogar aggresiv, weil das eigene kleine Weltbild nicht mehr stimmt. Die Selbstgefälligkeit seines eigenes Standes wird in Frage gestellt. (Kluge Menschen studieren, kommen weiter, verdienen viel Geld, produzieren kluge Kinder, die studieren, die weiterkommen, die viel Geld verdienen - dumme Menschen sind nix, werden nix, verdienen nix und bekommen ständig weiter dumme Kinder.....)

     

    Das in Ihrem Artikel beschriebene "dritte Auge" ist die Fähigkeit, sich in allen Schichten und Kulturen frei bewegen zu können, ohne behaftet zu sein. Den Kern zu treffen, ohne sich vom üblichen blabla blenden zu lassen. Und man hat gelernt seine eigene Persönlichkeit und Kultur zu hinterfragen um warhaftig selbständig zu denken.

     

    Woher ich das weiß? Bin Arbeiterkind. Akademikerin. In Deutschland geboren. Griechin.

     

    Als Mangerin stellt man mir eine sehr hohe interkulturelle Kompetenz aus und schickt mich vor, um z.B. mit Japanern zu verhandeln. Aber..... ;o)

     

    Ich lasse mich nicht instrumentalisieren. Und ich fühle mich auch nicht verletzt, wenn in meinem Leben ähnliche Dinge geschehen, wie Sie sie in Ihrem Artikel beschrieben haben. Das geht ganz einfach: Ich ringe nicht um ANERKENNUNG von Menschen, die auf dem entsprechenden Gebiet einfach keine Ahnung haben (können). Und ich bin nachsichtig mit Menschen, die mir etwas (in meinen Augen) Dummes sagen. Sie wissen es nicht anders. Das entspannt ungemein. Um es plakativ (vielleicht auch arrogant) auszudrücken: Wenn ein Maler immer wieder von einem Haufen Blinden um Anerkennung ringt, wird er unglücklich. Vielleicht auch verspottet oder auch verfolgt und getötet.

    (Achtung: wenn ich hier von Blinden spreche, meine ich auch die Menschen, die in der Schicht und Kultur geblieben sind, aus der wir jeweils stammen.)

     

    Möchten Sie trotzdem weiterhin Anerekennung als "Deutsche", haben Sie Alternativen:

     

    a) legen Sie sich einen Künstlernamen zu

    b) wandern Sie nach Amerika aus

     

    Aber denken Sie immer daran: Es gibt sehr viele Ihres Schlages. Überall auf der Welt. Halten Sie die Augen offen.

  • H
    Hakim

    Diese Erfahrungen mit seltsamen Andeutungen von deutschen Kollegen kenne ich, auch von Professoren kamen latente Aversionen gegen meine Person. Das kann man nur bis zu einem bestimmten Punkt ertragen, irgendwann reicht es einem. Ich würde allen gebildeten "Deutschen" die türkische Eltern haben, empfehlen ihr Glück woanders zu suchen, woanders könnte es besser sein, muss es aber nicht. Wann werden wir als deutsche angesehen? Müssen erst 200 Jahre vergehen? Ich dachte immer die deutschen sind vorbildlich in ihrer Art und das sie am zivilisiertesten sind, warum hat sich das alles so zum negativen entwickelt? Die Meinungsmache manipuliert die meisten Menschen in ihren Ansichten und diese neuen Meinungen über hier geborene "deutsche" machen uns zu Heimatlosen. Ich will Arbeiten, ich will Kinder haben, ich will mich nicht ständig erklären müssen. Wie soll das hier reibungslos funktionieren. Entschuldigt bitte falls Rechtschreibfehler in meinem Text enthalten sind. Ich sehe das hier nicht als Aufsatz Herr Tillman...aber gehen Sie ruhig ihrem Hobby nach, danach können sie ja Ihre Nachbarn durch den Türspion beobachten, falls die Fehler machen müssen Sie die natürlich darauf hinweisen. Zwinker

  • MB
    Marius Brauer

    Hallo,

     

    vielen Dank für Ihren wichtigen Kommentar. Ich kann diese Neigung von vielen verstehen, die Ihnen aufgrund Ihres Namens bestimmte Kompetenzen und Interessen unterstellen. Ich spüre sowas auch bei mir und ich merke wie unangenehm das ist. Manchmal unterdrücke ich dann diesbezügliche Fragen, manchmal bin ich aber auch zu neugierig und frage trotzdem, auch wenn ich dann einen Menschen hauptsächlich auf eine Identität von vielen Teilidentitäten reduziere, die ich bei dieser Person als ausgeprägt vermute. Ich versuche an mir zu arbeiten, aber es ist nicht immer einfach. Erschwert wird das durch die Tatsache, dass Deutschland erst seit relativ kurzer Zeit ein Einwanderungsland ist, noch kürzer im Osten Deutschlands, d.h. AusländerInnen sind immer noch neu und selten, weshalb man bei jemanden, der vom Aussehen nicht einem "normalen ethnischen Deutschen" entspricht, gleich annimmt, diese Person sei zugewandert, was ja dann auch meistens spätetestens bei der Elterngeneretion des-/derjenigen stimmt. Bis eine Normalität in dieser Hinsicht erreicht ist, dauert es sicher noch eine Weile und der eine oder andere Hinweis wie der von Ihnen, Frau Akyol, wird noch vonnöten sein. Aus meiner Perspektive mag es vielleicht nicht das dringendste Problem aus dem Themenkomplex "MigrantInnen" sein, aber doch eins, das anzusprechen wichtig ist.

  • M
    Marvin

    Ich denke auch: Vorurteile wird es immer geben.

    Mit rassistischen Äußerungen ist das etwas anderes, aber man kann sich nicht beschweren wie ein Exot behandelt zu werden, wenn man ein Exot ist.

     

    Die weit verbreitete Erwartungshaltung ist letztendlich nicht deshalb traurig, weil sie in den Köpfen existiert, sondern vielmehr weil sie teilweise auch sehr real ist: Akademiker welche Arbeiterkinder mit Migrationhintergrund sind, sind in Deutschland immernoch eine Seltenheit.

  • PM
    Peter Maas

    @Cigdem Akyol

     

    "Bei Heidi und Hans interessiert sich doch auch niemand für ihre Familien. Aber bei mir darf man das wohl?"

     

    Zum Teil sind die geschilderten Erfahrungen schon recht krass (Knoblauch, 3. Auge etc.). Ich kann mir gut vorstellen, dass man dabei dünnhäutig wird. Aber natürlich ist die Herkunftsfamilie auch bei Heidi und Hans interessant. Es ist auch ziemlich normal, dass Unterschiede größeres Interesse hervorrufen als Gemeinsamkeiten. Das ist auch bei Bayern, Rheinländern und Westfalen so, wo das Gespräch sich nicht selten um landsmannschaftliche Unterschiede und Rivalitäten dreht.

     

    Man sollte den Migrationskontext nicht zu sehr in den Vordergrund stellen, sondern da, wo es möglich ist, (z.B. bei Fragen nach der Familie) bis zum Beweis des Gegenteils optimistisch von einem individuellem Interesse ausgehen.

  • F
    Futurista

    Sie beschreiben ein Spannungsfeld, das jeder Intellektuelle aushalten muss, besonders im Journalistenberuf. Die gleichen Probleme wie Sie hatte vor einigen Jahren in Deutschland beispielsweise noch jede proletarisch-stämmige Frau vom Land, die ins Akademikermilieu aufsteigen wollte. Wenn man oben angekommen ist, ist man müde und will endlich mal vorbehaltlos anerkannt werden.

    Es sind zum Glück auch nicht alle Menschen gleich - außer vor dem Gesetz. Sie haben einen Anspruch auf Gleichberechtigung und bestimmte bürgerliche Freiheiten - mehr nicht.

    Und ansonsten: Shit happens - kleine sympathische Jammerelse! Das gehört zum Leben und macht stark!

  • D
    deviant

    Übrigens geht nichts über den offiziellen Titel des Nestbeschmutzers:

    Man kann seine Abneigungen damit vertrösten, dass man von einem nationalistischen niedersächsischen "Liberalen" als "kein echter Deutscher" betitelt wurde, also als Nestbeschmutzer, dem es an eigenem Nationalismus mangelt (zum Beispiel weil er das falsche Fussballteam anfeuert), aber dazu muss man wohl ersteinmal einen deutschen Namen haben...

  • R
    roterbaron

    @ Tillmann, Sie könnten aber ihre langen haare einfach abschneiden, Sie wurden n icht damit geboren! Ein Migrant ist ein Migrant ist ein Migrant! Wenn aufgrund des Namens und des Äußeren in eine bestimmte Ecke gestellt, kann man das nicht so leicht abschütteln.

     

    Bei dem Thema fällt mir immer der erste Teil von "Shrek" ein. Der moniert dort nämlich genau das. Jeder beurteilt ihn nach seinem Äußeren.

     

    Im Übrigen finde ich das von den TazKollegen ziemlich peinlich!

  • DH
    Dr. Harald Wenk

    Kompetenz als Variante von Objektivität ist wirklich in so hoch emitionsbeladenen Dingen recht schwierig.

    Unter anderem, weil selbst nach Wegfall der Emotionen die Objektivität noch lange nicht erreicht ist.

    Angesichts der erreichbaren Objektivität wieviel Aufwand an Recherche gibt es für einen Artikel -

    ist die Abschätzung der Effekte dieser nur mittelmäßig gesteigerten Objektivität bei gleichzeitiger Abschwächung des interventionistischen Elementes in hoch beladen Emotionsfeld noch einmal schwierig.

    Könnte sein, das es eine "nichts halbes nichts ganzes"

    Abschätzung wird.

    Ich meine, wenn man völlig stur den Leuten das 1 mal 1 beibringt, spart man sich komplexeste Abschätzungen, aber es ist wenigstens etwas fast zweifesfrei Gutes und Notwendiges passiert.

    Beim Kampf gegen Vorurteilen ist man selten über ein solches Niveau hinaus - trotz "Langeweile" für die Profis.

    Die Tendenz, etwas als "schon erledigt" anzusehen ist, wegen der "einen Flamme Eitelkeit, um die sich alles dreht" (bei allen Menschen) (Nietzsche), eine extrem starke KogniEmotion.

  • M
    mathilda

    richtig das thema einmal anzu sprechen - aber grundsätzlich sehe ich es wie tilmann....irgendwas ist immer....als bereichsverantwortliche frau stehe ich permanent vor dem problem das externe automatisch alle unseren trainee als chef und mich zum kaffee holen einordnen...was der "junior" sicherlich lustig findet aber neben dem offensichtlichen altersunterschied (uns trennen 15 jahre!) auch das ewig wiederkehrende problem von frauen im job darlegt....

  • C
    Christian

    Die in dem Artikel beschriebenen Erfahrungen, veranschaulichen wie weit wir noch von einer Gesellschaft entfernt sind, in der Herkunft und kulturelle Prägung nebensächlich sind. Ermutigend ist m.E., dass der sog. "Migrationshintergrund" gerade im Bereich des Journalismus Vorteile hat, weil er einen anderen Blickwinkel ermöglicht. Es ist in vielen Fragen des Lebens eben doch bedeutend, wie man geprägt wurde - und nicht nur - was man studiert hat. Dass man heute von allen Seiten versucht, die Aussagen von Migranten für eigene Interessen zu instrumentalisieren ist für Migranten gewiss eine schlimme Erfahrung, vor der wir sie als Mehrheitsgesellschaft konsequent schützen müssen, doch es zeigt auch, welch großes politisches Gewicht Migranten haben. Selbst ihre schärfsten Gegener kommen nicht mehr umhin, sie zu zitieren. Ignorieren kann man den Beitrag der Eingewanderten nicht mehr und das ist immerhin ein Anfang.

  • MD
    Mirko Dietrich

    Mal werden ihnen extrem rechte und mal extrem linke Spinner zujubeln, die Hauptsache ist sie lassen sich davon nicht beeinflussen und bleiben bei der Wahrheit.

  • O
    OhMann

    Es drängt sich mir der Verdacht auf, der Mensch sei doch wenig mehr als ein Würmchen mit gigantischen Komplexen. Warum sonst tun wir uns mit der blöden Migrationfrage so schwer? Liebe Autorin - dass Sie den Mut und vor allem die Fassung nicht verloren haben, ehrt Sie. Offenbar hört der Mensch auf, Mensch zu sein, wenn es sich nicht an irgendwelchen vorurteilsfähigen Unterschieden festhalten kann. Mal wieder ein Fall von "nicht-so-viel-essen-können..."

  • H
    Hatem

    Geht mir oft ähnlich. Manchmal nervt es. "Dein Vater ist jetzt aber nicht Kameltreiber oder so?"

    "Und durften sich deine Schwestern den Mann aussuchen?"

    Mittlerweile nehme ich jede solcher Fragen als Möglichkeit, Leuten etwas zu erzählen, was sie noch nicht wissen.

    Und amüsiere mich darüber.

     

    Und, seien wir mal ehrlich: Die meisten Klischees treffen auf Frau Aykol ebenso wenig zu, wie auf mich. (Mein Vater ist Araber, aber kein Kameltreiber, sondern Dr. med. und ich bin kein Türsteher oder Shawarma-Verkäufer, sondern hab studiert.)

    Aber alle Klischees kommen irgendwoher. Manchmal aus dem Ressentiment, oft aus der Realität. (Viele Deutsche sind nun mal ordentlich und gut organisiert und pünktlich.)

     

    Und in der "alten Heimat" gehts mir genauso, nur andersrum: Warum ich kein Haus habe und ob meine Tochter schon... und wieso ich keinen BMW fahre.

     

    Manches ist Vorurteil, vieles ist Neugier.

    Ich amüsiere mich und nehme nicht übel. Nur, wenn ich mit Hitlergruß begrüßt werde, verliere ich kurz den Humor.

  • G
    golem

    Ach, hör auf zu jammern und schreib!

  • I
    Interpretator

    Nun wissen wir, dass auch taz-Redakteure dumme Bemerkungen machen ;).

     

    Ich würde vermuten, wenn mehr Journalisten mit Migrationshintergrund da wären, würde Frau Akyol ihren unfreiwilligen Sonderstatus verlieren.

     

    Der Unterschied zwischen Tilmann und Frau Akyol ist wohl der, dass man lange Haare schnell kurz machen kann, aber den Migrationshintergrund auszubleichen, dürfte schwieriger sein.

     

    Insgessamt finde ich es schade, dass wir, auch bei der TAZ, immer noch am Anfang sind.

  • DS
    Der Südländer

    @ Tilmann

     

    HrHr...

     

    Das passiert mir auch ständig... Zumindest im arabischen nennt man sich zuerst... Scheinbar auch im türkischen....

     

    Wie oft ich mir den Spruch von meiner germanischen Freundin anhöhren muss... hrhrhr...

     

    Aber ansonsten gebe ich ihnen mal allgemein Recht...

     

    Es ist zumindest in Dtl. so, dass keine Art von Gemeinschaftgefühl existiert (außerhalb von irgendwelchen Lippenbekenntnissen auf Schland)...

     

    Egal was da ist und irgendwie anders aussieht, anders f****, anders spricht, anders lebt wird erstmal weggemobbt... Hauptsache anders. Und wenns dann auch noch schwach ist, dann machts sogar doppelt soviel Spass!

  • F
    Fandorin

    @Tilman

    Esel sind Schreiber die solch blöde Kommentare schreiben wie du. Ist das alles was dir zu dem Thema einfällt? Sind deine Haare deine Herkunft? Muß man dich bemitleiden weil du dich nicht von deinen Haaren trennen kannst? Du mußt noch in der Pubertät sein (hoffe ich), denn später werden solche Modeprobleme werden immer marginaler. Das es woanders keine Vorurteile gibt, hat die Autorin nicht behauptet. Soll sie das Problem ignorieren nur weil "Menschen nunmal Vorurteile haben"?

  • R
    Rosengarten

    Achso,dann hast du also wegen deinen langen Haaren die gleichen Probleme durchlaufen wie sie?Ich schätze nicht.

    Aber ich kann dich verstehen,ich selbst habe auch lange Haare und könnte jedesmal anfangen zu weinen wenn ich auf die Straße gehe."Bombenleger,Bombenleger!" schreien sie mir hinterher.

    Lange Haare und ihre Probleme in einen Vergleich zu stellen ist geschmacklos.

     

    Gute Grüße

  • R
    Rosa

    Vielen Dank für diesen Text!! Kenne das Problem gut. Meistens ist die Diskriminierung noch nicht mal absichtlich oder böse gemeint. Trotzdem dumm und ungerecht. Liebe Cigdem, hoffe Du kannst bald schreiben, wie Du Lust hast!

  • N
    NameName

    Sie beschreiben den Umstand, dass in den letzten Jahren in Deutschland alles, was links der Linken steht als "Nazi" diffamiert wurde.

     

    1. Dadurch ist es hierzulande nicht mehr möglich, sich sinnvoll zu äußern, ohne "Nazi" zu sein.

     

    2. Dadurch applaudieren nicht etwa "Nazis" über Ihre kritischen Migrantenartikel, sondern normal denkende Menschen, die man hier und heute als "Nazis" diffamiert.

     

    Beklagen Sie sich nicht (wortreich), sondern bekämpfen Sie diese Situation !

  • M
    März

    @ Tilmann

    Es ist wohl ein qualitativer Unterschied, wegen seiner Haare gemobbt zu werden oder wegen des Namens/der Hautfarbe das Recht hier leben zu dürfen abgesprochen zu bekommen und ohne eigenes Zutun generell als nicht "normal" oder Exot betrachtet zu werden. Kein "Urdeutscher" kann das wirklich nachvollziehen, mich eingeschlossen.

  • M
    Migrant

    ich kann ihren Artikel zu 100 % beipflichten. Wir Migranten (vor allem Muslime) haben es besonders schwer in dieser "Gesellschaft".

     

    @Tilmann

    "... und mich mobben sie wegen meiner langen Haare ... na und?!

    Menschen haben nun mal Vorurteile - das ist nicht nur in Deutschland so."

     

    Sie können ihre langen Haare ja abschneiden! Der Migrant dagegen wird niemals seine Herkunft leugnen können/wollen. Das Menschen wie Sie das nicht verstehen war mir schon klar.

  • P
    PaulRuediger

    Der Vorkommentator scheint ein ausgesprochen differenziertes Empathievermögen zu haben.^^

     

     

     

    Der Artikel beschreibt die Zuschreibungen der Angehörigen von Minderheits- und Mehrheitsgesellschaft samt der daraus entstehenden Folgen und Dilemmata sehr anschaulich. Danke dafür.

     

    Ich wünsche der Autorin sehr, daß sie über ihre journalistische Kompetenz wahrgenommen wird.

  • S
    schnulli

    was ist denn das für ne aussage ...

     

    "Schreibt sie kritisch über Migrationsthemen, feiern sie die Rechten. MigrantInnen verlangen, dass sie ihr Sprachrohr ist."

     

    ... wie wärs denn einfach mit der wahrheit! dann muss man sich auch nicht instrumentalisieren lassen.

     

    übrigens gibt es hierzulande kein migrationsproblem, sondern ein soziales problem mit arabischen, türkischen und kurdischen migranten. das ist ein deutlicher unterschied der vielleicht auch bestimmte stereotype fördert, wie sie diese ja auch beschreiben. als westfale in bayern fühlt man sich übrigens auch so, also nicht so weit aus dem fenster lehnen und in selbstmitleid baden wie verständnislos die mitbürger sind.

  • DM
    Der Moslem

    Buuuuuhhhh, die sind ja alle soooo böse zu dir, Cigdem!

     

    Wenn Sie mit Ihrem Selbstmitleid fertig sind, könnten Sie ja mal überlegen, ob Ihre Erfahrungen so einzigartig sind, Frau Akyol. Vielleicht denken Sie das, weil Sie glauben, Sie seien als Muslima mit Hochschulabsch(l)uss alleine auf weiter Flur.

    Irgendwann - wenn Sie denn an Reife und Erfahrung gewinnen - werden Sie vielleicht feststellen, dass dem alle nicht so ist, und das es -zig zehntausenden so ergeht wie Ihnen - die sich nicht jammernd über die bösen Deutschen beklagen, sondern wie ein echter Moslem ihr Schicksal (er)tragen.

     

    Ich habe mich dem Islam zugewandt, weil ich erkannt habe, dass man dieses Leben unter den hiesigen Menschenhassern nur ertragen kann, wenn man Allah in sich ruhen lässt. Trotz der massiven Hetze, die uns Muslimen seit Jahren entgegengeschleudert wird - und diese Hetze ist bewusst und ausgeklügelt inszeniert - schützt uns Allah und der Islam vor dem Selbstzerfleischungsprozess, in den uns die Menschenfeinde um uns herum stürzen wollen.

     

    Sie sehen ja am supergeilen Kommentar von "Tilmann" selbst, mit welcher Arroganz Dummdeutsche auf Sie reagieren.

     

    @Tilmann

    Richtig toll, Deine inhaltliche Kritik.

    Damit hast Du Deinen IQ und Deine Qualifikation bewiesen.

  • G
    Gordon

    The only thing truly shocking in your article is the teacher who says "it stinks of garlic here." That's a true racist.

    Yes, there is racism in Germany. Lots of it. It makes me angry. It used to worse though!

  • G
    Gordon

    Good article.

    Maybe the guy who asked about the Doner was really actually joking. Maybe the Kurdish politician was just being honest. Maybe the SS daughter was telling the truth in that original Germans have huge difficulties with this subject.

    The foreigners are becoming German. Your generation is in the transition phase. This is always stressful, but we all have our problems.

    Maybe your a bit over-sensitive. The same way feminists are with men for example, where the man has to really censor himself.

    Of course it's interesting where your ancestors come from. This will always be a topic. Sorry.

  • N
    NettesMärchen

    Diese ganze Anreihung von rassistischen Zwischenfällen die sie anscheinend ihr Leben lang ertragen mussten kann ich nicht glauben.

     

    Ich bin mir sicher es gab in letzter Zeit einen unerfreulichen Fall der sie dazu gebracht hat diesen in ihren Augen cleveren und anklagenden Text zu verfassen. Er enthält allerdings soviele Ungermeintheiten und Widersprüche das sein Inhalt doch zu größtem Teil im Land der Märchen liegt.

  • T
    Tilmann

    "Ich und meine zwei Geschwister wuchsen im Ruhrgebiet auf." - der Esel nennt sich immer zuerst ;)

     

    ... und mich mobben sie wegen meiner langen Haare ... na und?!

    Menschen haben nun mal Vorurteile - das ist nicht nur in Deutschland so.

  • S
    Steuerkartoffel

    Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Dass Sie der Meinung sind Ihr Päckchen wäre Ihr Name und Ihre Herkunft ist natürlich schade für Sie.

     

     

    Ich hätte lieber diese ARD Dokumentation hier in der taz diskutiert.

     

    http://www.youtube.com/watch?v=YE5Xt7FSbp8