Journalistin in Elternzeit: Twitter zur Selbstvermarktung
Wie würde es klingen, wenn ich über mein Hausfrauen- und Mutterdasein so twittere wie viele JournalistInnen über ihre Arbeit? Ein Versuch.
T witter: Ich liebe es und ich hasse es. Ich liebe es dafür, wie gut es mich informiert und unterhält. Ich hasse es dafür, wie viel Häme und Hass sich dort ergießt, wie schnell viele Leute dort meinen, als Einzige verstanden zu haben, was richtig und was falsch ist. Twitter ist der perfekte Ort für Zynismus und Überheblichkeit. Und trotzdem bin ich süchtig danach. Angeblich sind nur 2 Prozent der Deutschen bei Twitter, wesentlich mehr Männer als Frauen. Viele von ihnen sind Journalisten und nutzen Twitter auch als Selbstvermarktungsplattform.
Als ich 2012 auf die Journalistenschule ging, hat man uns dort gesagt, wir sollten zu unserer eigenen Marke im Netz werden: Schicke Webseite, Facebook-Profil, Twitterei. Ja, das war 2012, da tickte das Internet noch ein bisschen anders. Eine Webseite braucht heute kein Mensch mehr, und Facebook ist böse. Twitter auch, aber immerhin noch gut besucht. Wer in der Medienwelt etwas zu verkünden hat, tut es auf Twitter. Weil ich gerade in Elternzeit bin, habe ich nicht viel zu verkünden – zumindest nicht öffentlich. Aber so ganz ohne Tweets geht es auch nicht. Mir fliegt immer mal einer durch den Kopf. Würde ich über mein Hausfrauen- und Mutterdasein so twittern wie viele JournalistInnen über ihre Arbeit, dann klänge das so:
In eigener Sache: Ich verlasse die taz und verantworte künftig den Bereich schlafen/kotzen/kacken bei einem Neugeborenen. Exciting!
Tschüss @tazgezwitscher. Es war toll bei dir! Ab Montag beginne ich @zuhause. Ich freue mich auf die neuen Aufgaben!
Exklusiv: Kleidergröße 50/56 jetzt definitiv zu klein. Gleich mehr auf taz.de
Weil gerade alle über Beikost-Einführung reden. Ich habe dazu lange recherchiert, hier meine Erfahrungen. (Thread)
Suche für eine Reportage über schreiende Kinder Eltern, die gerade wenig Schlaf bekommen. Bitte DM, gern Retweet!
Juhu, ich bin für den #BHuM-Preis, Best Housefrau and Mum, nominiert. Danke Nestle!
Freue mich sehr! Das Elternmagazin aus Grimma hat mich auf Platz 3 der ambitioniertesten Mütter gewählt.
Ich habe heute das gesamte Altglas weggebracht, grün, weiß und braun. #meisterstück
In der neuen Folge meines Podcast rede ich über die Pros und Cons von Schnullern. Hört mal rein!
Babybrei im Glas kaufen ist auch okay. Muss nicht immer selbst gekocht sein. Mein Kommentar
Diese Recherche hat mich lange beschäftigt: Welche Tabs sind die richtigen – mit Klarspüler oder ohne?
Arbeiten während der Elternzeit. Ein paar Anmerkungen zu der aktuellen Debatte.
Und, wie klingt das? Ja, denke ich auch, gut, dass ich gerade nicht twittere. Wobei, einer fehlt noch, und der ist sogar ernst gemeint: In eigener Sache: Ich fahre in den Urlaub. Im März erscheint keine „Unter Druck“-Kolumne. #Elternzeit #Flugscham
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld