Journalist aus Syrien: In Istanbul festgenommen

Der syrische taz-Autor Muhammad Al Hosse wurde im Exil in der Türkei festgenommen. Seine Familie befürchtet nun die Abschiebung nach Nordsyrien.

Portrait

Der syrische Autor Muhammad Al Hosse auf einem Bild seines Twitter-Kanals vom August 2020 Foto: twitter.com/muhammadalhosse

BERLIN taz | Der syrische Fotojournalist und taz-Autor Muhammad Al Hosse ist nach Angaben seiner Familie in der Türkei festgenommen worden. Er sei am 23. Juni in Istanbul in Gewahrsam genommen und später nach Gaziantep gebracht worden, wie die taz erfuhr. Seine Familie befürchtet eine Abschiebung nach Nordwestsyrien, von wo aus er im Dezember aus politischen Gründen geflohen war.

Der 26-Jährige berichtete für verschiedene internationale Medien aus Nordwestsyrien. Die Region wird nicht von der syrischen Regierung, sondern weiterhin von Aufständischen kontrolliert. Von lokalen Behörden in Nordwestsyrien war Al Hosse nach eigenen Angaben bereits zuvor temporär festgenommen und verhört worden.

Mit welcher Begründung Al Hosse nun in der Türkei festgenommen wurde, ist unklar. Die Familie habe keinen Kontakt mehr zu Al Hosse, seit er nach Gaziantep gebracht worden sei. Nach Angaben der Familie hatte er nach dem Erdbeben, das im Februar die Türkei und Syrien heimsuchte, aufgehört, journalistisch zu arbeiten. Al Hosses letzter Artikel in der taz erschien zwei Wochen nach dem Beben.

Al Hosse hat für die taz unter anderem über die Lage von Binnenvertriebenen, über syrische Taubenzucht sowie über das Beben berichtet. Für die Onlineplattformen Middle East Eye und The New Humanitarian berichtete er über Corona und Cholera und das Gesundheitssystem in Nordwestsyrien.

Appell an türkische Regierung

„Wichtig ist jetzt, dass Muhammad Al Hosse nicht im Unklaren gelassen wird“, sagte Christopher Resch von Reporter ohne Grenzen. „Wir appellieren an die türkischen Behörden, ihm Zugang zu anwaltlicher Vertretung zu ermöglichen und zügig und klar zu kommunizieren, was sie ihm vorwerfen.“

Die Türkei beherbergt mit rund 3,6 Millionen die größte Anzahl an registrierten Flüchtlingen aus Syrien weltweit. Jedoch hat sich die Stimmung zunehmend gegen Geflüchtete gewendet. Präsident Erdoğan versprach nach seinem Wahlsieg im Mai, eine Million Sy­re­r*in­nen zurückzuschicken.

Medienberichten zufolge werden Sy­re­r*in­nen in der Türkei solange ihrer Freiheit beraubt, bis sie Dokumente unterzeichnen, „freiwillig“ zurückzukehren. Auch Human Rights Watch berichtete unter Berufung auf Betroffene, dass türkische Beamte Sy­re­r*in­nen „unter schlechten Bedingungen festgehalten, […] geschlagen und misshandelt und sie gezwungen hätten, Formulare für die freiwillige Rückkehr zu unterschreiben“.

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