Werders Schmerzgrenze: Jetzt Meister!
■ Pizarro folgt dem Lockruf des Geldes
Allein dieses eine Tor: Dieser hohe, lange Pass nach vorne – wie er noch ein paar Meter vorm Strafraum die heranfliegende Pille mit dem rechten Spann butterweich hochhielt und dabei mit einer geschmeidigen Körpertäuschung seinen Gegenspieler ins Nirgendwo taumeln ließ – wie der Schalker Keeper Reck ihm verzweifelt entgegenstürzte – und wie er den Ball über den zappelnden Reck ins verwaiste Schalker Tor lupfte – allein dieses Tor! Eine ästhetische Offenbarung! Die in den grün-weißen Zeiten vor ihm vielleicht Völler geschafft hätte, vielleicht auch noch Rufer und Burgsmüller. Womit klar ist, was für einen Top-Fußballer Werder ziehen lassen muss.
Claudio Pizarro folgt dem Lockruf des Geldes. Der Verein sei bis an die Schmerzgrenze gegangen, sagte Werder-Sportdirektor Klaus Allofs. Was lobenswert ist. Aber diese Bremer Schmerzgrenze befindet sich eben weit diesseits dessen, was Megaverdiener wie Dortmund oder Bayern auf den Tisch legen können. Wir ahnten schon lange, dass es so kommen würde. Und waren uns sicher, nachdem Werder den UEFA-Cup verpasst hatte. Und trotzdem: Was für ein Verlust!
Seine Trefferquote in der Rückrunde war sensationell, ohne ihn wäre möglicherweise nicht mal der UI-Cup dringewesen,. Er ist eben ein echter Gourmethappen in der fußballerischen Hausmannskost. So einen lässt man ungern gehen.
Und doch: Die Älteren werden sich an den traurigen Tag erinnern, als Rudi Völler ging. Da waren die Prognosen düster. Dass Werder so einen Weltklassemann nie und nimmer ersetzen könne, dass die Saison beinhart werden würde, dass man Werders jungem und eher unerfahrenem Team kaum etwas zutrauen könne. Die Älteren werden sich auch erinnern, was am Ende der ersten Saison nach der Ära Völler passierte. Werder wurde Meister. Womit das Ziel für die kommende Saison klar wäre.
Und trotzdem: Was für ein Verlust! J.G.
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