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Jeckin über den Straßenkarneval in Köln„Kölsch hilft gegen Heiserkeit“

Beim Kölner Straßenkarneval herrscht sechs Tage lang Ausnahmezustand. Wir haben eine Jeckin gefragt: Wie kann man sich nur so hart gönnen?

Alaaf und so: 150 Millionen Gläser Kölsch werden an Karneval getrunken Foto: dpa
Interview von Niklas Vogel

taz am wochenende: Leona, sechs Tage Kölsch, kalte Füße und Karnevalsmusik bringen den Körper an die physische und psychische Belastungsgrenze. Wie machst du das?

Leona: Der Trick ist ziemlich einfach: Möglichst rechtzeitig mit dem Kölschtrinken anfangen, dann den Pegel halten und zwischendurch nicht wieder nüchtern werden. Dann braucht man nur noch eine nette Kneipe mit guter Musik, da hält man es ganz gut aus. Und genug schlafen ist wichtig. Weiberfastnacht beginnt ja schon um 11.11 Uhr, da ist man meistens abends gegen zehn Uhr zu Hause und kann sich erholen.

Kölsch oder Kurze?

Wenn man in der Kneipe feiert, eher nur Kölsch, sonst hält man nicht lange durch. Das habe ich bei meinem ersten Karneval gelernt. Eine Freundin hatte sich als Rotkäppchen verkleidet und zwei Flaschen Rotkäppchensekt in ihrem Korb. Da man zur Karnevalseröffnung keine Glasflaschen mitnehmen darf, mussten wir die am Eingang schnell runterkippen und waren schon stockbetrunken, bevor es losging. Wir haben nichts mehr von der Feier mitbekommen, sind nach Hause gefahren und lagen mittags um eins im Bett. Erst abends sind wir wieder aufgewacht und noch mal losgezogen.

Von mittags bis mitternachts in der Kneipe und morgens dann gleich weiterfeiern. Wie schafft man es von einem Kater zum nächsten?

Bei uns gibt’s immer ein gemütliches, üppiges Frühstück. Berliner („Pfannkuchen“, Anm. d. Red.) gegen den Kater, und dann am besten gleich wieder mit Kölsch nachkippen – das hilft auch, wenn man heiser vom Singen ist. Und Karneval macht sowieso nur mit Freunden Spaß. Man macht dann’ne große Session draus, sich zusammen zu verkleiden, und zieht sich möglichst jeden Tag ein bisschen anders an. Und gegen ein kurzes Motivationstief hört man am besten schon zum Frühstück Karnevalsmusik, dann kann man gar nicht anders, als gleich wieder loszugehen.

Im Interview: Leona

25, stammt aus Hannover und studiert Sonderpädagogik in Köln, wo sie seit sechs Jahren lebt. Sie feiert die Stadt mit K in ihrer eigenen Band und natürlich beim Karneval.

Nur der Rosenmontag ist ein Feiertag. Wird an Karneval sonst noch gearbeitet?

Viele treffen sich morgens im Büro und fangen an zu trinken. Danach wird nicht mehr viel gearbeitet, sondern gemeinsam gefeiert.

Braucht man zwischendurch mal einen Tag Pause?

Bis Dienstag wird auf jeden Fall gefeiert, und wenn man sich noch aufraffen kann, geht’s abends zur Nubbelverbrennung (eine lebensgroße Strohpuppe, die symbolisch die Sünden auf sich nimmt, Anm. d. Red.). Eigentlich darf man danach nicht mehr feiern gehen, weil ja gerade alle Sünden verbrannt sind. Aber meistens wird es dann noch mal ein langer Abend. In der Woche danach bin ich dann immer krank. Aber das plant man ja auch schon fest ein.

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2 Kommentare

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  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...ein Aufruf zum hemmungslosen Drogenmissbrauch. Und das in der taz?!

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Wenn die Dame wirklich die ganze Zeit durchhält, würde ich das eher als Drogengebrauch bezeichnen.

       

      Das ist halt die Kultur des Abendlandes...