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Jamaikas Fußballerinnen im StreikEin Schritt vor, einer zurück

Jamaikas Fußballerinnen streiken, weil der Verband ihnen WM-Prämien vorenthält. Nun bewegt sich etwas.

WM-Bereicherung: Jamaika's Spielerinnen feiern das Remis gegen Brasilien Foto: Joel Carrett/dpa

E s ist erst drei Monate her, da zählten die Fußballerinnen Jamaikas zu den großen Gewinnerinnen der Fußball-WM. Begeistert hatte das Team mit seinem Offensivdrang und überraschend trotz der schwierigen Gruppengegner aus Frankreich und Brasilien das Achtelfinale erreicht.

Jamaika war mit Kolumbien das Beispiel dafür, was ein erweitertes WM-Teilnehmerfeld bewirken kann. Mehr Sichtbarkeit und Anerkennung, was wiederum Grundlage für eine weitere dynamische Entwicklung im Heimatland sein soll.

Und nun? Befindet sich ein Großteil des Teams im Streik. Vergangenen Donnerstag musste eine Behelfsteam, das notdürftig mit College-Spielerinnen aufgefüllt wurde, gegen Panama im Qualifikationsspiel für den Gold Cup, das nord- und mittelamerikanische Kontinentalturnier, antreten. Immerhin musste man nur eine 1:2-Niederlage hinnehmen. Eine weitere ist in der Partie gegen Guatemala am Sonntag (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) zu erwarten.

Mangelnde Kommunikation

Den aktuellen Streik begründeten die Auswahlspielerinnen rund um Kapitänin Allyson Swaby und der Ausnahmestürmerin Khadija Shaw mit der „ständigen Misshandlung“ durch den nationalen Fußballverband. Weder die Prämien für die WM-Qualifikation noch für das Turnier selbst, so lautet der Hauptvorwurf, seien bislang vollständig ausbezahlt worden.

An Wertschätzung und Respekt fehlt es aber auch in der Kommunikation. Von der Beförderung des Assistenztrainers Xavier Gilbert zum Cheftrainer nach der WM erfuhren die Spielerinnen eigenen Aussagen zufolge aus den sozialen Medien.

Geld für die Prämien sollte der Verband, der 2014 das Frauenteam angeblich wegen finanzieller Not auflöste, genügend haben. Die Fifa hatte vor der WM im Sommer mitgeteilt, rund 49 Millionen US-Dollar würden direkt an die einzelnen Spielerinnen gehen. Mindestens 30.000 Dollar für jede Spielerin also, welche nur die Gruppenphase gespielt hat. Vor dem Turnier präzisierte Fifa-Chef Gianni Infantino aber, das Geld würde erst an die Verbände überwiesen werden, für eine Weitergabe könne er nicht garantieren.

Am Freitag kann die Nachricht vom jamaikanischen Fußballverband, man freue sich mitteilen zu können, „dass wir die dem Frauen-WM-Team zustehenden Beträge nun wie zugesagt vollständig ausgezahlt haben“. Ob die Spielerinnen zurückkehren, ist unklar. Klar ist nur, dass Jamaikas Fußballerinnen im Kampf um Anerkennung weiter zurückliegen als gedacht.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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