Jahrestag des Elbe-Hochwassers: Fehlende Auen
Sieben Jahre nach der Flut an der Elbe monieren Natürschützer, dass ökologischer Hochwasserschutz kaum mehr eine Rolle spielt und die Politik nur die Symptome bekämpft.
BERLIN taz | Umweltschützer sind sauer: Die Politik habe aus dem Elbe-Hochwasser 2002 nichts gelernt, der Fluss werde weiterhin fleißig verengt und vertieft. Das erklärte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) am Donnerstag zum Jahrestag der Flut.
Von den 20 geplanten Großprojekten wurden in den letzten Jahren gerade einmal zwei verwirklicht. Kein Wunder: Außer bei der Linkspartei und den Grünen steht keiner hinter dem Ökokonzept. Die SPD rede sich damit heraus, "es sei noch zu prüfen, inwiefern der Schiffsverkehr auf die Schiene verlegt werden könne", erklärte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Die CDU stehe klar für den wirtschaftlichen Ausbau des Flussbetts, und auch die FDP positioniere sich nicht eindeutig gegen den umstrittenen Elbe-Saale-Kanal.
Zwar sind nach dem Hochwasser 2002 Milliarden Investitionen geflossen - allerdings kaum in den ökologischen Hochwasserschutz, der die Gefahr von Überschwemmungen nachweislich reduziert. Wie beim brandenburgischen Lenzen: Hier baute man gut einen Kilometer hinter dem alten einen neuen Deich. Zwischen beiden wurde eine Auenlandschaft angelegt, die bei Hochwasser überschwemmt wird und das Wasser wie ein Schwamm aufsaugt.
Die Politik setzt jedoch vorrangig auf technischen Hochwasserschutz, also stärkere und höhere Dämme. Derartige Maßnahmen sind aber für Umweltschützer nur Symptombekämpfung und lösen nicht das Problem: "Ökologischer Hochwasserschutz bedeutet in erster Linie, die natürliche Flusslandschaft wieder herzustellen. Diese kann sich viel besser regulieren als ein zubetonierter Flusslauf", so Weiger.
Die Internationale Kommission zum Schutz der Elbe hat kein Problem mit der derzeitigen Hochwasserpolitik. Ihr Präsident Fritz Holzwarth erklärte gestern, die Elbe sei sicher. In Deutschland seien 300 Millionen Euro investiert worden. Der Bund betonte jedoch, dass für den technischen Hochwasserschutz insgesamt zehnmal so viel ausgegeben wurde wie für Renaturierungsmaßnahmen.
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