piwik no script img

Jagdbeute zum SelberzüchtenAusgesetzt und frei zum Abschuss

Im Landkreis Nienburg werden offenbar Entenküken ausgesetzt und angefüttert, um sie später zu jagen. Richtig illegal ist das in Niedersachsen nicht.

Sehen süß aus und sind auch bei Jä­ge­r*in­nen beliebt: junge Enten Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Bremen taz | Gut 20 Enten, vielleicht noch ein paar mehr, schwimmen in einer Gruppe, ein weiteres Dutzend kommt hinzu. Das Video auf Youtube ist unscharf, aber ja, es scheint sich um junge Enten zu handeln: Männchen und Weibchen lassen sich noch nicht unterscheiden. Alle sind etwa gleich groß; eine Mutterente ist nicht zu erkennen.

Das Video stammt vom Verein Pro Fuchs – und zeigt dem Verein zufolge Entenküken, die von Jägern ausgesetzt wurden. Insgesamt rund 70 Enten, so vermutet Vereinssprecher Johann Beuke, habe man in dem Gewässer bei Uchte in Nienburg ausgewildert. Der Zweck dahinter, so sein Vorwurf: eine fette Beute für die Jagd im Herbst.

„Entenstrich“ heißt eine Jagdform, bei der sich Jä­ge­r*in­nen zur Dämmerung rund um ein Schlafgewässer der Enten verteilen. Wenn die Enten dann in langer Strichformation zur Nachtruhe nach Hause fliegen, wird geschossen. „Alljährlich“, schreibt das Jägermagazin im Dezember 2021, „fiebert der passionierte Niederwildjäger dem abendlichen Entenstrich entgegen, wo er die Früchte seiner Hege erntet“.

„Hege“, meint Beuke von Pro Fuchs, „das klingt so positiv, nach Naturschutz irgendwie. Aber es heißt nur, dass im Frühjahr gesät wird und im Herbst dann geerntet. Das ist blutig und wild“, so der Jagdkritiker.

Aussetzen und anfüttern ist erlaubt

Das Vorgehen bringt laut Pro Fuchs, dem Tierschutzbund und dem Wildtierschutz Deutschland zahlreiche Probleme mit sich. Für Privatpersonen ist Entenfüttern verboten – Gewässer, in die zu viele Nährstoffe eingetragen werden, können veralgen und biologisch umkippen. Die Hobbyjäger, die für die Bejagung eines Areals Gebühren zahlen, füttern aber durchaus: Das Video von Pro Fuchs zeigt eine große Tonne mit Körnerfutter, an der sich die Enten bedienen können. Am Uferrand liegt ein weiterer großer Haufen mit Futter.

Verboten ist das Prozedere nicht: Nicht einmal eine Genehmigung müssen die Jä­ge­r*in­nen nach dem niedersächsischen Jagdrecht einholen, solange sie nur Federwild auswildern. Auch das Anfüttern ist erlaubt, um die Tiere einzugewöhnen.

Wildarten „stabilisieren“, um sie jagen zu können

Bloß: Warum? Das zuständige Landwirtschaftsministerium begründet das legale Aussetzen mit „der Stabilisierung bestimmter Wildartenpopulationen, zum Beispiel durch genetische Auffrischung“. Ähnlich argumentiert man bei der Landesjägerschaft Niedersachsen.

Der Artenschutz steht dabei aber nicht im Zentrum: „Das Jagen ist für die meisten Jäger nicht Beruf, sondern Freizeitbeschäftigung und Leidenschaft“, so Verbandssprecher der Landesjägerschaft, Florian Rölfing. „Natürlich geht es beim Auswildern dann auch darum, dass der Bestand mittelfristig bejagt werden kann.“

„Mittelfristig“, das heißt im niedersächsischen Jagdgesetz: Zwischen Aussetzen der Küken und der Jagd auf die Enten müssen sechs Monate vergehen. Da das Aussetzen selbst aber nicht genehmigungspflichtig ist, ist das in der Praxis nicht zu überprüfen. Nach Jagdgesetz dürfen Jä­ge­r*in­nen von den meisten Wildtierarten ohnehin so viel oder wenig Wild schießen, wie sie es selbst für richtig halten.

Beuke hat trotzdem Anzeige bei der Unteren Naturschutzbehörde und der Unteren Wasserschutzbehörde erstattet. Pro Fuchs vermutet, dass es sich bei dem Areal in Uchte um eine besonders geschützte Ausgleichsfläche handelt. Der Landkreis hat keine Aufzeichnungen darüber – ganz sicher ist man sich aber nicht.

Gerichtsurteil gegen das Aussetzen von Enten

Die Naturschutzbehörde jedenfalls hat den Fall erst einmal nicht als ihren eigenen eingeschätzt – und die Prüfung an die Jagdbehörde weitergegeben. „Schon das ist eine Verzögerungstaktik“, sagt Thomas Mitschke vom Verein Wildtierschutz. „Bei Gefahr in Verzug hat die Behörde sofort einzuschreiten. Es geht hier immerhin auch um Gewässerschutz.“

Sein Misstrauen gegenüber der Bearbeitungszeit des Antrags fußt auf seiner eigenen Erfahrung. Vor einigen Jahren war er gegen ähnliche Ansiedlungen von Enten in noch größerem Ausmaß vorgegangen. Rund um Lüdersburg hatte eine Jägerin und Hotelbetreiberin damals alljährlich tausende Enten an sieben Teichen in dem von ihr gepachteten Jagdrevier ausgesetzt.

Am Ende hatte ein Gericht zwar Auflagen für die massenhafte Auswilderung der Enten ausgesprochen. „Aber bis dahin sind Jahre vergangen. Die Jagd im Herbst konnte noch an mehreren Orten stattfinden“, klagt Mitschke.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Ja, find ich richtig daneben!!



    Warum können dir ihre Enten nich einfach in schuhkartongroße Käfige packen und die da mästen. Dann müssten die die auch nich abknallen...

  • Na aber Hallo! 🦆🦆🦆🦆🦆🦆🦆🦆



    www.jaegermagazin....f-dem-entenstrich/



    Beachte aber “ Die zehn häufigsten Fehler auf dem Entenstrich



    Jon Nitz



    Fotto “ Ach wie herrlich ist es, an einem Herbst- oder Frühwinterabend gemeinsam mit dem vierläufigen Freund auf Enten zu passen? Und je weniger Fehler gemacht werden, desto größer ist am Ende die Freude - bei beiden. Foto: Jens Krüger



    Alljährlich fiebert der passionierte Niederwildjäger dem abendlichen Entenstrich entgegen, wo er die Früchte seiner Hege erntet – oder aber auch nicht. Denn viele Punkte gilt es zu beachten, wollen wir uns und unseren Jagdfreunden einige spannende und erfolgreiche Stunden bescheren.

    Die Jagd auf dem Entenstrich ist ein herrliches Waidwerk, wenn zum Abschluss nach guter Hundearbeit reichlich Breitschnäbel die Strecke zieren. Für mich ist das Wildbret der Ente nach Rebhuhn und Schnepfe das Beste, was uns das Revier beschert. Doch um an dieses zu gelangen, werden wir folgende Fehler vermeiden: …“



    Na lesens selbst! - 🙀🥳👹 -



    Tja & leider - das war einmal - Schnepfenstrich => Quasimodogeniti – Hahn in Ruh, (~ meist) s.u.



    “ Der Schnepfenstrich ist in der Jägersprache der Balzflug der Waldschnepfe im März/April. Die Hähne verfolgen mit Lautäußerungen die Weibchen. Im Brutrevier werden die in der Abenddämmerung meist in bestimmten Bahnen laut rufend umherstreichenden Hähne durch leise Pieptöne des am Boden sitzenden Weibchens angelockt.

    Der Schnepfenstrich war eine Möglichkeit, die Jagd auf Schnepfen auszuüben. Dabei wartete der Jäger im „Anstand“, das heißt stehend oder sitzend in guter Deckung, auf die anfliegenden Vögel. Die Jäger bemühten sich, ausschließlich die für die Aufzucht der Jungen nicht nötigen Männchen zu erlegen. Bei mehreren anstreichenden (= heranfliegenden) Schnepfen wurde deshalb nie die voranfliegende Schnepfe geschossen, da sie immer das Weibchen ist. Ein weiteres Erkennungszeichen der Männchen ist der Balzruf,

    • @Lowandorder:

      ff



      der weibliche Vogel fliegt stumm. Daher war die Auslese der Männchen zur Balzzeit sicherer als es nach der Änderung der Jagdzeiten heute der Fall ist.



      Die Waldschnepfe wurde im Jahr 2002 auf die Vorwarnliste der Roten Liste aufgrund der negativen Bestandsentwicklung genommen, so dass viele Jäger auf den Abschuss dieser bedrohten Tierart verzichten.[1]

      Seit mehr als 170 Jahren[2] mit dem Schnepfenstrich verbunden ist ein volkstümliches Gedicht, in dem die Fastensonntage mit der Häufigkeit des Auftretens der Balzflüge verbunden sind:[3]

      „Invocavit – nimm den Hund mit,



      Reminiscere – putzt die Gewehre,



      Oculi – da kommen sie,[4]



      Laetare – das ist das Wahre,



      Judica – sie sind auch noch da,



      Palmarum – Lirum, Larum,



      Osterzeit – wenige Beut,



      Quasimodogeniti – Hahn in Ruh, nun brüten sie.“

      de.wikipedia.org/wiki/Schnepfenstrich



      & schwelgend in Erinnerung



      www.hgv-vettweiss....hnepfenstrich.html



      & nur zu dumm - Palmarum - Tralarum:



      Ringelnatz - der wollt seine große Schwester immer noch mal fragen wg “und sie ging auf dem ——-…“ - …doch sie antwortete nich!

      unterm—- entre nous only —



      Ja. Doch Doch! Auch ging - och - mal auf den Schepfenstrich! Denn im Quellgebiet der Bille - wo einst meine Altvorderen & dann meine Cousins haus(t)en - gab‘s noch letzten moorig Grund & so zur passend Abendstund mit Jens des Hausarztes Jagdrecht-Sohn - grünberockt - ha wir lauern schon.



      & Däh - das gut bekannte Pfeifen!



      Doch nicht - reichte des Büchsenlicht!



      &



      Wir ließen sie & einen 💨 streichen! 😜



      ( Indessen. Beim nächste Klassentreffen!



      Muß Jens Antwort geben - “trachtest du immer noch Tieren nach dem Leben?



      Schnepfen Bekassinen - 🐘 🦁 🦁 eben.



      Mensch Jens, mußte alls mal drangeben!



      📯 - Jagd vorbei und Halali - 🎏 -



      m.youtube.com/watch?v=VpcFAw1hOv4

      Ende des Vorstehenden